Solingen Von der zufälligen Gegenständlichkeit

Solingen · Heute um 16 Uhr wird in der Galerie Art Eck in Gräfrath eine Ausstellung mit Bildern von Wulf Aschenborn eröffnet.

Die Bilder in Grautönen sind bewusst im Schaufenster der Galerie platziert. Sie vermitteln eine gewisse Entspannung, "eine visuelle Ruhe, bevor man in die Galerie kommt", wie es der Künstler Wulf Aschenborn ausdrückt. Denn in den Räumen der Gräfrather Galerie Art-Eck wird der Besucher mit einer "Überbordung von Farbigkeit" konfrontiert. Wulf Aschenborn, geboren 1957 in Karlsruhe, begann schon mit 15 Jahren sich künstlerisch zu betätigen. Heute schafft der studierte Kunsthistoriker in einer von ihm entwickelten Tape-Technik abstrakte Bilder, entweder in einer großen Farbvielfalt oder monochrom. "Es ist eine abstrakte Arbeit, die schon einen abstrakten Ursprung hat", meint Galerist Dirk Balke. Es ist für die Galerie Art-Eck und ihr Programm eine eher ungewöhnliche Ausstellung. "Aber mich reizt es, auch mal eine Ausnahme zu machen", verrät Balke lächelnd.

Entwickelt sich normalerweise die Abstraktion aus der Gegenständlichkeit, verhält es sich bei Wulf Aschenborns Arbeiten gerade andersherum. So lässt sich im großformatigen Bild, das in unterschiedlichen Rottönen gestaltet ist, eine Blüte erkennen. "Manchmal kommt die Gegenständlichkeit", erklärt der Künstler, "aber ungewollt." So ist auch die Entstehung eines Bildes bei Wulf Aschenborn völlig anders, als bei anderen Künstlern. "Normalerweise kann ein Künstler die Entwicklung seines Bildes miterleben", sagt Aschenborn. "Ich klebe die Bilder immer mehr zu, so dass ich am Ende überhaupt nichts mehr sehe."

Die Tapes lässt er sich extra zuschneiden. Dann beginnt er, in vielen Schichten Tapes und Ölfarbe aufzutragen. "Die Farbe muss gut trocknen, so ein Bild kann schon mal drei bis vier Monate dauern." Auf der Bildrückseite vermerkt er genau, wann er welche Farbe aufgetragen hat und wie lange die Trockenzeit war. Am Ende kommt der große Moment. Dann muss er die Tapestreifen wieder herunterreißen. "Danach habe ich immer Muskelkater", gibt er zu. Bis zu einem gewissen Punkt kann er den Bildinhalt bestimmen, alles andere ist "Zufall". Durch diese Technik entstehen reliefartig farbige Tiefen und Räume, die sich nur dem Betrachter erschließen, der sich auf die Bilder einlässt.

Waren die Werke Aschenborns früher titellos, gibt er ihnen inzwischen die Namen von Schiffen. "Mein Atelier ist mit Blick auf den Rhein", erzählt er. Fällt ihm ein außergewöhnlicher Schiffsname auf, wird er auf der Zigarrenschachtel notiert und für ein Bild verwendet.

(sue)
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