Solingen Vegan ist längst kein Neuland mehr

Solingen · Das vierte Veggie-Fest in der Cobra informierte über Ernährung ohne tierische Produkte. Mittlerweile habe sich ein gewisser "Hype" um das Thema entwickelt, stellen die Veranstalter fest.

 Bianca Schmidt (train vegan) bot den Besuchern des Veggie-Festes vegane Getreide- und Gebäckproben an.

Bianca Schmidt (train vegan) bot den Besuchern des Veggie-Festes vegane Getreide- und Gebäckproben an.

Foto: Stephan Köhlen

Das tierfreie Leben ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So sieht es der Organisator des Veggie-Festes in der Cobra, Joachim Hiller, vom Verein Vegan in Solingen. "Wir haben uns etabliert", freut er sich bei der vierten Auflage der Messe, die sich vor allem um Lebensmittel ohne tierische Zutaten dreht.

Während "vegan" anfangs noch für viele Neuland gewesen sei, habe sich mittlerweile ein "gewisser Hype" entwickelt, so Hiller. Das belege allein die Zahl der neu erschienen Kochbücher. 1500 Besucher kamen bislang jedes Jahr. "Das Publikum kommt aus der Mitte der Bevölkerung. Es sind ganz normale Menschen, die sich über Ernährung Gedanken machen." Und dabei reicht es nicht, wenn Lebensmittel vegan sind. "Bio, regional und fair sind Themen, die in diesem Kontext auftauchen sollten."

Das eng gestrickte Programm auf der Cobra-Bühne am Samstagnachmittag stieß auf großes Interesse. Hier zauberte etwa Koch Björn Moschinski vor den Augen von rund 50 Zuschauern ein Gericht aus Räuchertofu in Sojasoße, marinierten Kürbisspalten, Quinoa-Gemüse-Topf und Kokos-Kürbis-Dessert. "Echt lecker", fand etwa Besucherin Christine Müller, die gezielt nach neuen Inspirationen zum Kochen suchte. Im Anschluss sprach Ernährungswissenschaftler Dr. Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung über gesundheitliche Aspekte veganer Ernährung. In weiteren Vorträgen ging es um "Vegane Ernährung und Leistungssport" oder "Fleischkonsum, Autorität und Vorurteile". Im Cobra-Kino lief der Dokumentarfilm "Cowspiracy" über den Einfluss der Viehwirtschaft auf die Umwelt. In der Halle luden die zahlreichen Stände zum Bummeln und Probieren ein. Neben unzähligen Kochbüchern gab es hier Fleischersatzprodukte, Süßigkeiten, Reinigungsmittel, Kosmetik, T-Shirts, Taschen und Schuhe zu kaufen.

Initiativen informierten an ihren Ständen über ihr Anliegen, etwa Tierschutz- oder Tierrechtsorganisationen. Sehr gefragt waren um die Mittagszeit natürlich die sieben Essensstände auf der Robert-Klaas-Straße, die unter freiem Himmel vegane Leckereien anboten. Ob Döner, Zwiebelfleisch oder Mettbrötchen: Viele klingen nach Fleisch, kommen aber ohne aus.

Finn Cam erklärt am Stand des Vereins Vegan in Solingen, wie zum Beispiel Mett ohne Fleisch entsteht: aus Reiswaffeln, Zwiebeln, Tomatenmark, Senf und diversen Gewürzen. Das Ergebnis steht dem Original optisch in nichts nach und ist der Renner. Auch die vielen Kuchen am Stand des Vereins kommen ohne Milch, Eier und Butter aus. "Das ist bei vielen Rezepten super einfach", sagt Cam, der seit mittlerweile drei Jahren Veganer ist.

So lasse sich die bindende Wirkung von Ei auch mit einem Löffel Apfelmus, zerdrückter Banane, Stärke und Wasser oder Sojajoghurt erzielen. Milch könne durch Produkte aus Soja, Hafer, Dinkel oder Mandel ersetzt werden. "Bei meinem ersten Keksversuch war ich noch erstaunt, dass es funktioniert", erinnert er sich, "aber mittlerweile nicht mehr".

(bjd)
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