Solingen Unbekannte sprengen Geldautomaten

Solingen · In der Nacht zu Dienstag brachten Kriminelle den Automaten der Deutschen Bank in Wald zur Explosion. Verletzt wurde niemand, der Schaden ist hoch. Die Täter flohen unerkannt. Die Polizei prüft Parallelen zu einem ähnlichen Fall in Köln.

 Obwohl die Polizei kurz nach der Tat vor Ort war, konnten die Täter entkommen. Anwohner berichteten von einem lauten Knall. Die Fahndung nach den Unbekannten blieb zunächst ohne Erfolg.

Obwohl die Polizei kurz nach der Tat vor Ort war, konnten die Täter entkommen. Anwohner berichteten von einem lauten Knall. Die Fahndung nach den Unbekannten blieb zunächst ohne Erfolg.

Foto: Patrick Schüller

Der laute Knall war ohrenbetäubend gewesen und hatte zahlreiche Anwohner aus ihrem Schlaf gerissen. Doch als die Polizei nur wenige Minuten nach der ersten Alarmierung in der Nacht zu gestern am Tatort eintraf, fehlte von den Tätern längst jede Spur - und über der ganzen Szenerie an der kleinen Selbstbedienungsfiliale der Deutschen Bank in Wald lag bereits wieder so etwas wie eine fast schon gespenstische Ruhe.

Allein noch gesplittertes Glas in einem Umkreis von mehreren Metern erinnerte an eine der spektakulärsten Straftaten, die sich in den zurückliegenden Jahren in Solingen ereignet hat. Unbekannte haben am frühen Dienstagmorgen gegen 3.20 Uhr an der Friedrich-Ebert-Straße einen Geldautomaten in die Luft gesprengt, um an die darin gelagerten Banknoten zu gelangen. Zuvor hatten die Täter eine Gasflasche in dem Raum der Selbstbedienungsfiliale platziert, diese mit dem Automaten verbunden und von außen zur Explosion gebracht. Anschließend flüchteten die Täter vom Tatort.

Solingen: Unbekannte sprengen Geldautomaten
Foto: Patrick Schüller

"Alles ging anscheinend sehr schnell. Möglicherweise sind die Unbekannten mit einem Auto mit hoher Geschwindigkeit entkommen", sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstagmittag auf Anfrage unserer Redaktion. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ermittler des zuständigen Kriminalkommissariats vor Ort noch damit beschäftigt, die Spuren zu sichern.

Ob es den Tätern gelungen war, nach der Sprengung des Automaten an das Geld zu kommen, stand gestern noch nicht zweifelsfrei fest. "Es gibt allerdings einige Hinweise, die darauf deuten", sagte der Polizeisprecher, der gleichzeitig mit Nachdruck darauf hinwies, dass es sich bei der Tat keineswegs um ein "gewöhnliches" Verbrechen gehandelt habe.

Die Täter hätten eine ausgesprochen hohe kriminelle Energie an den Tag gelegt und dabei auch billigend in Kauf genommen, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, hieß bei der Polizei. "Es ist pures Glück, dass keine Menschen Schaden genommen haben. Ein zufällig vorbeikommender Passant hätte schwer oder sogar tödlich verletzt werden können", betonte der Polizeisprecher.

Tatsächlich war der Knall bei der Explosion, durch die der Geldautomat massiv beschädigt wurde, weithin zu hören gewesen. "Es war unheimlich laut", schilderte eine Frau, die in der Nähe des Tatorts wohnt. Zunächst habe sie gedacht, es habe sich um einen Verkehrsunfall gehandelt, sagte die Walderin. Erst später sei ihr dann langsam bewusst geworden, was sich wirklich vor ihrer eigenen Haustür abgespielt habe.

Derweil befinden sich die Täter weiter auf der Flucht. Noch in der Nacht eingeleitete Fahndungsmaßnahmen blieben zunächst ohne Erfolg. Unterdessen untersucht die Polizei einen möglichen Zusammenhang mit einer anderen Tat, die sich ebenfalls am frühen Dienstagmorgen ereignete. Nur knapp eine Stunde nach der Explosion in Solingen wurde nämlich im rund 40 Kilometer entfernten Köln ein weiterer Geldautomat in die Luft gejagt. "Es ist zunächst einmal zu vermuten, dass die Taten etwas miteinander zu tun haben", sagte der Polizeisprecher.

In den zurückliegenden Monaten und Jahren sorgten ähnliche Fälle immer wieder für Aufsehen. Vor allem am Niederrhein brachten Verbrecherbanden, die hauptsächlich aus den Niederlanden stammen sollen, zahlreiche Geldautomaten zur Explosion.

Dabei gingen die Täter stets nach einem ähnlichen Muster wie jetzt in Solingen vor. Die Bankgeräte wurden mit Hilfe eines Gasgemischs gesprengt, bevor die Kriminellen zumeist mit schnellen Autos wieder verschwanden. "Im Bergischen Land gab es hingegen erst drei vergleichbare Taten", berichtete der Polizeisprecher.

Wobei die Schäden in der Regel erheblich sind - so auch diesmal in Wald. "Die Selbstbedienungsstelle muss nun zunächst einmal geschlossen bleiben", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank am Dienstag. Wann die Kunden wieder wie gewohnt Geld abheben könnten, stehe noch nicht fest.

(or)
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