Solingen Umsatz stabil - Erwartungen positiv

Solingen · Der Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren rechnet mit einer Verbesserung des Geschäftsverlaufes in diesem Jahr. 2017 erzielt die Branche einen Gesamtumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro - so viel wie im Rekordjahr 2016.

Die Schneidwaren- und Besteckindustrie hat 2017 das Rekordergebnis des Vorjahres halten können. Mit einem Gesamtumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro erreichte die überwiegend in Solingen ansässige Branche erneut ein hervorragendes Ergebnis. Eine große Mehrheit der Mitgliedsfirmen des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH) rechnet im laufenden Jahr mit einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung im In- und Ausland. Dies erklärte IVSH-Vorsitzender Hartmut Gehring gestern zum Auftakt der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt.

Allerdings ist nicht überall eitel Sonnenschein in der Branche. So konnten die Schneidwarenhersteller ihren Umsatz zwar um drei Prozent auf rund 1,3 Milliarden erhöhen. Gleichzeitig büßten aber die Hersteller von Haushalt-, Küchen- und Tafelgeräten (HKT) etwa 3,4 Prozent ein und erzielten lediglich 963 Millionen Euro. Zurückgegangen sind auch die Zahlen der Besteckproduzenten, und zwar um 3,5 Prozent auf 181 Millionen Euro.

Von daher ist für Hartmut Gehring klar, dass die Schneidwaren- und Besteckbranche längst nicht im vollen Umfang von der guten Konjunkturlage profitiert. "Unsere Produkte stehen nicht im direkten Fokus des Verbrauchers", sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Gehring GmbH. Trotz erschwerter Bedingungen sei es der stark exportorientierten Branche aber gelungen, das hohe Niveau zu halten.

Wobei aber auch der deutsche Markt schon aufgrund seiner Größe ein wichtiger Faktor ist. "Einfach ist er jedoch nicht", sagte Gehring insbesondere mit Blick auf die Absatzkanäle. Denn wurden in Deutschland noch vor gut zwei Jahrzehnten zwei von drei Produkten über den klassischen Fachhandel abgesetzt, "läuft heute nur noch ein Drittel unseres Umsatzes über den stationären Handel". Auf der anderen Seite wachse das Online-Geschäft. "Wir sehen uns als Partner des Fachhandels, ein Gegensteuern ist aber nur schwer möglich", sagte Gehring. Zumal der Versuch, den Fachhandel durch selektive Vertriebskonditionen zu stärken, regelmäßig auf Widerstand des Kartellamtes stoße. "Unseres Erachtens ein großer Fehler", betonte Gehring, "denn es geht hier nicht nur um eine reine wettbewerbsrechtliche Frage, sondern um ein ordnungspolitisches Thema erster Güte." Das werde deutlich, wenn man sich den Leerstand vieler Innenstädte vor Augen führen würde.

Die Schneidwarenfirmen müssten von daher selbst online verkaufen. Problem sei aber, "dass die Besonderheiten und Qualitäten eines Produktes ohne einen direkten Kontakt mit den Kunden nur schwer zu vermitteln sind", erklärte Gehring auf der Messe Ambiente in Frankfurt. Unter den über 4800 Ausstellern aus dem In- und Ausland sind auch 30 Solinger Unternehmen, die bis Dienstag ihre neuen Produkte präsentieren. Die Branche erhofft sich große Impulse von der Messe für den weiteren Geschäftsverlauf.

Obwohl die Schneidwarenfirmen recht zuversichtlich in die nahe Zukunft blicken, gibt es Risiken, die den Aufschwung gefährden können. Hartmut Gehring sieht erste Anzeichen dafür, dass sich die Zinspolitik drehen dürfte. Und für "uns als metallverarbeitende Industrie kommt aktuell noch der überzogene Tarifabschluss hinzu". Eine Kostensteigerung um knapp vier Prozent sei eine Belastung, erklärte Gehring.

(uwv)
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