Solingen Überstunden: Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm

Solingen · Immer mehr Arbeit - viele Polizeibeamte klagen über die steigende Belastung. Die Gewerkschaft fürchtet Folgen für die Gesundheit der Kollegen und für die Sicherheit.

Solingen: Überstunden: Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm
Foto: Patrick Schüller

Vor knapp zwei Wochen war es erneut so weit: Da die Fußballbezirksliga-Partie zwischen dem FC Remscheid und Union Solingen von den Verantwortlichen bereits im Vorfeld als sogenanntes Risikospiel eingestuft worden war, konnten einmal mehr etliche Polizeibeamte das Wochenende kaum genießen. Denn die Vorgesetzten der Beamten hatten nach Absprache mit den Behörden im Remscheider Rathaus eine ganze Hundertschaft der Polizei in Bereitschaft gesetzt.

Eine kluge Entscheidung, wie sich schon bald herausstellen sollte. Rund um das Fußballspiel kam es nämlich zu schweren Ausschreitungen, bei denen zwei Polizisten verletzt wurden. Und am Ende stand für den Steuerzahler eine Rechnung über mehrere 10.000 Euro unter anderem auch deshalb, weil zum wiederholten Male Überstunden angefallen waren.

Ein Problem, das die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zunehmend auf den Plan ruft - wobei die zusätzlichen Ausgaben für die Gewerkschaftler allerdings noch die geringste Sorge sind. "Bei den Hundertschaften ist die Zahl der zu leistenden Überstunden immens gestiegen", sagte jetzt Gabi Schmidt, GdP-Vorsitzende im Bergischen Land, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Eine Arbeitsbelastung, die aus Sicht der Gewerkschaft über kurz oder lang negative Folgen haben muss. Zum einen befürchten die Arbeitnehmer eine Zunahme gesundheitlicher Probleme bei den Kollegen, die aus der beruflichen Überlastung resultieren. Zum anderen könnte nach Auffassung der GdP aber auch die Qualität der polizeilichen Arbeit selbst leiden.

Eine Einschätzung, die die verantwortlichen Stellen beim auch für Solingen zuständigen Polizeipräsidium Wuppertal nicht teilen. "Die Funktionsfähigkeit der Polizei bleibt auf jeden Fall erhalten", sagte in dieser Woche eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

Zwar sei in der Behörde durchaus bekannt, dass zahlreiche Kollegen eine Vielzahl an Überstunden vor sich herschöben. Und zudem führe ebenfalls kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass das Problem der Mehrarbeit gerade in den Reihen der besonders geforderten Bereitschaftspolizei eine wachsende Rolle spiele, betonte die Sprecherin.

Gleichwohl glauben die Vorgesetzten der betroffenen Beamten einige Mittel gefunden zu haben, durch die zumindest ein wenig der sprichwörtliche Druck aus dem Kessel genommen werden kann. So verwies die Polizeisprecherin beispielsweise auf die Möglichkeit, mit Hilfe von Dienstsport einen Teil der Belastungen in den Griff zu bekommen. Dieser diene nämlich auch als gesundheitlicher Ausgleich, hieß es aus dem Polizeipräsidium Wuppertal.

Für die Gewerkschaft gehen solche Maßnahmen indes an der eigentlichen Problematik vorbei. Denn die GdP treibt um, dass die Aufgaben, die Mehrarbeit erfordern, immer häufiger im Dienstplan der Beamten stehen. "Oft muss auch das fest versprochene freie Wochenende gestrichen werden", kritisierte Gewerkschafts-Vorsitzende Schmidt. Die Folge: Die Überstunden türmen sich vor den Betroffenen auf, die kaum noch wissen, wie sie der Forderung nachkommen sollen, die angefallene Mehrarbeit möglichst zeitnah abzubauen.

Deshalb fordert die GdP eine Umstrukturierung der Arbeit. So sei es vorstellbar, dass das Einpflegen von Daten durch solche Beschäftigte erledigt werde, die nicht im klassischen Polizeidienst eingesetzt seien, hieß es vonseiten der Gewerkschaft.

Laut Angaben der GdP sollen in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2023 jedes Jahr 2000 Nachwuchspolizisten eingestellt werden. Allerdings müssen diese Kollegen zunächst einmal eine Ausbildung durchlaufen, während zeitgleich ältere Beamte in den Ruhestand gehen.

(or)
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