Solingen Technik gehört zum Dachdecker-Alltag

Solingen · Die Dachdecker-Innung der Kreishandwerkerschaft besteht seit 125 Jahren und feierte das Jubiläum mit rund 100 Gästen. Der Innung gehören 43 Betriebe mit zusammen 200 Beschäftigten an.

 Der 52-jährige Stefan Bruchhaus ist im zwölften Jahr Obermeister der Solinger Dachdecker-Innung. Immer mehr Technik gehört zum Berufsbild.

Der 52-jährige Stefan Bruchhaus ist im zwölften Jahr Obermeister der Solinger Dachdecker-Innung. Immer mehr Technik gehört zum Berufsbild.

Foto: st. Köhlen

Wer hoch hinaus will, der muss schwindelfrei sein. "Wer schon unsicher eine Leiter hinauf oder wieder heruntergeht, für den ist der Dachdeckerberuf nichts", sagt Stefan Bruchhaus. Der 52-Jährige ist Obermeister der Dachdecker-Innung, die jetzt ihr 125-jähriges Bestehen im festlichen Rahmen im Haus Gravenberg in Landwehr feierte.

Der Beruf des Dachdeckers bringt es mit sich, in luftiger Höhe zu arbeiten. Auf die Kirchturmspitze (42 Meter) an der Hochstraße in Merscheid beispielsweise stieg Bruchhaus ebenso problemlos hoch, als dort der neue vergoldete Hahn angebracht wurde. "Arbeiten in 15 oder aber 25 Metern Höhe sind üblicherweise die Regel", sagt Stefan Bruchhaus mit Blick auf Aufträge in Solingen und benachbarten Städten wie unter anderem in Düsseldorf oder Wuppertal.

Gut zu tun haben die Solinger Dachdecker im Jahr des 125-jährigen Bestehens ihrer Innung derzeit allemal. "Die Lage ist recht gut", sagt der Obermeister, dessen Unternehmen 20 Mitarbeiter beschäftigt. 43 Dachdecker-Betriebe mit insgesamt rund 200 Beschäftigten sind der Innung angeschlossen, und die Dachdecker-Innung war maßgeblich mit an der Fusion der Kreishandwerkerschaften Solingen und Wuppertal beteiligt, die am 1. Januar 2016 an den Start geht. "Die Auslastung der Dachdecker-Unternehmen ist gut, es gibt momentan keinen arbeitslosen Dachdecker", sagt Stefan Bruchhaus.

Gut zehn Wochen Vorlauf verzeichnet er derzeit bei den Aufträgen. Das erfordere eine gute Planung. Doch das Wetter macht der hin und wieder einen Strich durch die Rechnung. Wie gestern beispielsweise, als es in Strömen regnete und die Außenarbeiten der Dachdecker stark behinderte.

Die schwindelfreien Handwerker steigen jedoch nicht nur auf Dächer, um die zu sanieren, oder aber Solar- und Photovoltaikanlagen anzubringen, sie kümmern sich auch um die Erneuerung von Fassaden. Wärmegedämmte, hintergelüftete Fassaden seien hier immer mehr wieder gefragt, "damit das alte Mauerwerk atmen kann", sagt Stefan Bruchhaus. Aber auch die Kellerabdichtung gegen Erdfeuchte gehört mit zum Arbeitsprogramm der Dachdecker. "Das Berufsbild hat sich in den vergangenen 25 Jahren sehr stark gewandelt", sagt der Obermeister mit Blick auf die größer gewordenen Anforderungen an Technik und Normen. Die Berechnungen von Winddruck und Sog gehören darüber hinaus zum Berufsbild der Dachdecker wie die erforderliche Weiterbildung in allen Bereichen.

Bei den Dachdeckern wie in anderen Handwerksbereichen bleiben jedoch Ausbildungsplätze unbesetzt. "Ich hätte gerne einen neuen Lehrling in diesem Sommer eingestellt", sagt Stefan Bruchhaus, "ich habe leider keinen geeigneten Jugendlichen bekommen". Auf Dauer und angesichts der zunehmenden Facharbeiterproblematik müsse bei der Ausbildung des Nachwuchses aber etwas geschehen, weiß der Obermeister der Dachdecker-Innung.

Doch der Mangel an Facharbeitern zeichnet sich ab. "Früher waren die Berufsschulklassen dreizügig, heute sind sie nur noch zweizügig", sagt Stefan Bruchhaus.

(uwv)
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