Kultur Nacht 2018 Tausende genießen lauschige Kulturnacht

Solingen · Ob beim Erstellen des eigenen Fahrplans oder beim Mitmachen an den Schauplätzen: Die siebte Auflage der stadtweiten Veranstaltung machte ihrem Motto "Bewegt Euch!" am Samstag alle Ehre.

Kultur Nacht-Impressionen
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Schon als die ersten Akteure des Abends in hektischem Gang die Bühne betraten, schwante den Zuschauern, dass sie kein "gewöhnliches" Konzert erwartete - da konnten Johann Sebastian Bach und der junge Wolfgang Amadeus Mozart auf ihren Gemälden im Hintergrund noch so seriös dreinblicken.

Und in der Tat: Was "Gogol & Mäx" im gut gefüllten Konzertsaal-Foyer an ihren Instrumenten zauberten, ließ manch einen Gast mit offenem Mund zurück. Die Versuche des einen, am Klavier Werke von List oder Chopin zu interpretieren, "sabotierte" der andere durch den Einsatz von Alphorn, Kuhglocken oder lautem Trommeln - und sorgte damit für Lacher und Szenenapplaus.

Ob am Hackbrett, auf der Tuba oder an der Akustik-Gitarre: Die beiden Künstler zogen alle Register. Und das auch körperlich, etwa, als sie kopfüber auf dem Klaviergehäuse hängend vierhändig die Habanera-Arie aus Carmen spielten.

"Bewegt Euch!" lautete das Motto der diesjährigen Kulturnacht - und dem wurden "Gogol & Mäx" mit ihrer akrobatischen Show vollauf gerecht. Neun Schauplätze im Solinger Stadtgebiet boten vom späten Samstag-Nachmittag bis Mitternacht Musik, Lesungen und allerlei Skurriles.

"Wir haben uns als Erinnerung unser eigenes Daumenkino machen lassen", verrieten Ute und Nils Grunau, die sich im Konzerthaus in Kostümen aus dem Theaterfundus ablichten ließen. "Als nächstes interessiert uns das Programm im Industriemuseum", sagte Nils Grunau mit Blick auf den Plan, den das Kulturmanagement herausgegeben hatte.

"Bewegt Euch!" hieß es auch auf dem Vorplatz der Gesenkschmiede Hendrichs. "Sabine Fit" hatte sich zwar in einen modischen Sportdress gehüllt, überließ die Leibesertüchtigung aber ihren Schützlingen. Zwei ausgewählte Besucher übten sich im Federball, einer musste zur Rückengymnastik auf die Isomatte - am Ende aber winkte den Sportskanonen die flüssige Belohnung in kleinen Fläschchen.

In der Schmiede nahmen kurz darauf die Mitglieder des Improvisationstheaters "Fliegender Wechsel" die Bälle des Publikums auf - und erzählten aus vorgegebenen Begriffen eine eigene Geschichte.

Um die zum Teil weit voneinander entfernten Kultur-Schauplätze - vom Kulturzentrum Cobra in Merscheid über das Deutsche Klingenmuseum in Gräfrath bis Schloss Burg - nacheinander besuchen zu können, ohne die beschwingte Stimmung zu verlieren, nutzten viele Besucher einmal mehr die Programmbusse der Stadtwerke, in denen sich Musikgruppen die Klinke in die Hand gaben.

Zum Treffpunkt wurde dabei der Bülowplatz, an dem die Pendler Richtung Burg umstiegen. In den Fahrzeugen wurde es dabei mitunter laut, warm und eng. "Ich habe auch mal einen Bus fahren lassen, weil man nicht mehr reinkam", sagte Marvin Drößer. Seine gute Laune konnte die kleine Verzögerung jedoch nicht trüben: "Mir gefällt das Programm sehr gut".

Für Verwirrung sorgte unter einigen Fahrgästen die Nummerierung der Busse. "Wir haben auf Nummer drei gewartet, weil uns nicht klar war, dass zur Linie drei auch die Busse eins bis vier gehörten", schilderte eine Besucherin. Ein Bus der Linie 681 blieb Berichten von Fahrgästen zufolge am Abend mit technischen Problemen liegen.

Insgesamt sei der Verkehr aber reibungslos abgelaufen, resümierte Organisator Timm Kronenberg - und lobte die Stadtwerke. Zugleich freute er sich über die Resonanz: "Wir haben den Vorverkauf wieder leicht gesteigert". Ob das Rekordergebnis vom Vorjahr mit rund 4500 Besuchern übertroffen wurde, werde die Auswertung der Abendkasse zeigen.

Zufrieden waren auch die Betreiber des neuen Kulturnacht-Schauplatzes. Das AWO-Proberaumhaus "Monkeys" platzte aus allen Nähten. Als Lilian Muscutt, Autorin und Netzwerkerin für die Einrichtung, musikalisch begleitet vom "Trio d` anches" der Bergischen Symphoniker, aus ihrem Roman "Die Spiegelsinfonie" vorlas, blieb manchen Gästen nur ein Stehplatz. "Wir sind überwältigt vom Andrang", sagte "Monkeys"-Projektleiterin Lisa Radtke.

(ied)
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