Solingen Tarifeinigung fördert die Harmonie auf der Maikundgebung

Solingen · Von Verwaltung und Gewerkschaften gab es Lob für den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst.

Nicht nur die Wolken am Himmel hatten sich im Vorfeld der traditionellen DGB-Kundgebung aufgelöst: "Die Kollegin dort oben muss Gewerkschafterin sein", scherzte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) bei seinem Grußwort. Auch die Tarifeinigung im öffentlichen Dienst am späten Freitagabend sorgte gestern für spürbar gute Laune unter den Rednern auf dem Neumarkt. Uwe Hedtfeld, stellvertretender Personalratsvorsitzender bei der Stadt, lobte den Abschluss, der den Beschäftigten im öffentlichen Sektor über eine Laufzeit von 24 Monaten insgesamt 4,75 Prozent mehr Geld einbringt. Ganz auf kämpferische Worte verzichten mochte der Verdi-Funktionär dennoch nicht: "Tariffragen sind Machtfragen", sagte er. Die Vielzahl an Streikenden habe die Arbeitgeberseite offenbar beeindruckt.

Tim Kurzbach sprach von einem "fairen Abschluss", forderte aber erneut mehr Unterstützung vom Bund für die finanziellen Belastungen der Stadt. In Anlehnung an das diesjährige Motto der Kundgebung "Zeit für mehr Solidarität" rief er zum Schulterschluss der Kommunen auf. Einmal mehr griff er in seiner Rede auch die Flüchtlingssituation in Europa und das massive globale Wohlstandsgefälle auf und betonte: "Solidarität darf nicht an Landesgrenzen enden."

Zuvor hatten sich einige hundert Menschen an der Birker Straße versammelt und waren mit Fahnen und Spruchbändern zum Neumarkt gezogen. Dort begrüßte Eckehard Vogt, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes, die Teilnehmer der Kundgebung - unter ihnen auch Mitglieder von Parteien, Initiativen und Vereinen - und moderierte die verschiedenen Wortbeiträge von Gewerkschaftskollegen an.

Die brachten auch Probleme zur Sprache, die speziell Arbeitnehmer in der Klingenstadt zuletzt bewegt hatten, darunter die Insolvenz der Stahlgießerei Grossmann und die Verhandlungen der IG Metall mit dem Galvanobetrieb BIA. "So nicht, Herr Püttbach - Tarifvertrag statt Beruhigungspille" - diese Botschaft an den Inhaber des Unternehmens war auf einem Banner zu lesen. Die BIA-Geschäftsleitung hatte den Beschäftigten in diesem Frühjahr ein Lohnmodell vorgelegt und mit einer Gesamtzusage rechtsverbindlich gemacht. Einen Tarifvertrag lehnt sie hingegen bislang ab.

Während die Tarifparteien im öffentlichen Dienst ihre Auseinandersetzungen beigelegt haben, liegen sie in der Metall- und Elektroindustrie noch weit auseinander: Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Lohnerhöhung von 2,1 Prozent in zwei Stufen für 24 Monate plus einer Einmalzahlung von 0,3 Prozent über zwölf Monate in Aussicht gestellt, die IG Metall fordert jedoch fünf Prozent mehr Lohn. Gewerkschaftssekretär Serdar Üyüklüer rief die Beschäftigten zum Warnstreik auf und lud für den morgigen Dienstag, 3. Mai, zur Kundgebung ein: Die soll um 13 Uhr in den Clemens-Galerien beginnen.

(RP)
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