Solingen Street-Art-Projekt für junge Flüchtlinge

Solingen · Matthias Furch, ein freischaffender Künstler, bietet zweimal in der Woche einen Workshop für Flüchtlinge an. Spenden sind willkommen, um die Arbeit mit den Asylsuchenden auch in Zukunft fortsetzen zu können.

Matthias Furch hat nicht lange gezögert - sondern einfach gemacht: Hat sich über das City Art Project in den Clemens-Galerien Räume gesucht und dann seine Idee im Jump In als Anlaufstelle für Jugend- und Migrationsprojekte in der Nordstadt der Awo Arbeit und Qualifizierung vorgestellt. Darüber hat er 400 Euro Fördergelder erhalten, eigene Materialien mitgebracht - und schließlich den Street-Art-Workshop "We create" ins Leben gerufen. Seit rund zwei Wochen macht Furch, freiberuflicher Künstler, an zwei Tagen die Woche jetzt in der Galerie 5 im ehemaligen Deichmann in den Clemens-Galerien Kunst mit jungen Flüchtlingen und jungen Solingern. Willkommen ist jeder, der Lust hat, kreativ zu arbeiten.

Es sind ganz verschiedene Ziele und Visionen, die den 26-Jährigen antreiben: Er wollte etwas für Flüchtlinge machen, er will, dass Solingen, die Stadt, in der er erst seit Kurzem lebt und auf die er vielleicht gerade deshalb einen anderen Blick hat, bunter wird. Sie habe, sagt er, ein bisschen Farbe verdient, und nur viele zusammen könnten es schaffen, etwas zu bewegen. "Deshalb auch der Titel des Workshops", so der gebürtige Thüringer, dessen Leidenschaft Street Art, die Kunst im öffentlichen Raum, ist.

Rund 15 junge Leute zwischen 18 und 26 Jahren aus Nigeria, Syrien, Eritrea oder Pakistan sind in den vergangenen Wochen zum Workshop gekommen. Die ersten Arbeiten sind bereits fertig: Unter Anleitung von Matthias Furch haben die jungen Leute Papiertüten und Stoffbeutel bemalt, gearbeitet wird mit selbst gefertigten Schablonen, mit Sprühdosen und Farben. Die Inhalte des Workshops bauen aufeinander auf: Die Teilnehmer, von denen viele niemals Kunstunterricht in der Schule hatten, lernen Techniken kennen, arbeiten mit vielfältigen Materialien, lernen sowohl die konzeptionelle als auch die technische Seite kennen.

"Tüten, Taschen oder Leinwände sind die Vorbereitung für größere Projekte. Geplant ist, Bänke für den Coppelpark genauso zu gestalten wie Verteilerkästen oder Wände", so Furch. "Hauptsache, Solingen wird bunt und wir verschönern das Stadtbild." Das ist auch nach wie vor das Ziel - wenn auch das Fortkommen des Projekts in der vergangenen Woche einen Rückschlag erlitten hat: "Ein Großteil der Leute, die immer dabei waren, ist in andere Städte versetzt worden", erzählt Matthias Furch. Nicht einmal die Taschen, die sie gestaltet hätten, hätten die Teilnehmer abholen können. "Das ist wirklich traurig, denn sie waren sehr glücklich über diese Taschen. Die Zeit war total schön." Und auch wenn sie kurz war, ist der junge Künstler überzeugt, dass alle Beteiligten davon profitieren konnten. "Die Flüchtlinge waren total glücklich, unter Leute zu kommen, hier auch deutsche Jugendliche kennenzulernen. Und ich denke, dass ihnen ein solches Projekt auch Selbstvertrauen gibt." Genau deshalb will Furch auch weitermachen. "Mir war klar, dass es bei einem solchen Projekt Hürden geben würde. Das ist jetzt so, jetzt muss ich improvisieren", so Furch. Sein großer Wunsch ist es, das Vertrauen und die Unterstützung der Stadt zu finden, um künftig die Möglichkeit zu bekommen, legal im öffentlichen Bereich Flächen kreativ zu gestalten. "Beispielsweise an der Korkenziehertrasse gebe es da unheimlich viele Möglichkeiten."

(mxh)
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