Laurel & Hardy-Museum Stan & Ollie locken Besucher aus aller Welt

Solingen · Mehr als 10.000 Gäste begrüßten Wolfgang und Vera Günther seit 2003 in ihrem Laurel & Hardy-Museum im Walder Kotten. Die Sammlung über das Komikerduo aus der Stummfilm- und frühen Tonfilmzeit ist in Deutschland einzigartig.

Haben Sie eigentlich einen Lieblingsfilm von Laurel & Hardy ?

Günther Einen richtigen Lieblingsfilm eigentlich nicht. Fra Diavolo würde mir vielleicht einfallen, weil das ja eine Opernverfilmung ist und ich ein großer Opernfan bin. Der erste echte Film der beiden ist im Übrigen inzwischen fast 90 Jahre alt, und die Liebe des Publikums zu diesen genialen Komikern hält bis heute an.

Welche Geschichte steckt überhaupt hinter dem Museum?

Günther Eigentlich hatten wir nie vor, ein Museum zu gründen. In den 70er Jahren wurden die Stan & Ollie-Filme freitags im ZDF gezeigt - aber in miserabel geschnittenen Versionen und mit Texten, bei denen sich einem die Fußnägel aufrollten. In Originalsprache konnte man die Filme hingegen in den Niederlanden sehen, wo meine Ehefrau Vera herkommt. Auf einem Flohmarkt in Amsterdam habe ich mir schließlich die ersten Werke im Super-8-Format gekauft. Die haben wir erst Freunden gezeigt - und allmählich nahm die ganze Sache Fahrt auf. An Silvester 1989/90 konnte man in den Zeitungen vom Laurel & Hardy-Museum in Solingen lesen. Und da gab es kein Zurück mehr. Im vergangenen Jahr feierten wir das 25-jährige Bestehen. In den Walder Kotten sind wir nach zweijähriger Pause im Jahr 2003 eingezogen.

Gibt es irgendwo sonst vergleichbare Einrichtungen?

Günther Es gibt nur noch ein Museum in Ulverston in England, dem Geburtsort von Stan Laurel. Und eins in Oliver Hardys Heimatstadt Harlem im US-Bundesstaat Georgia.

Neben der Sammlung von mehr als 100 Filmen gibt es im Museum auch Unmengen von Originaldokumenten, aber auch Skulpturen zu bewundern. Wie sind Sie an all das herangekommen ?

Günther Wir sind sehr viel gereist, haben Conventions, die Fantreffen, besucht. Da kam einfach sehr vieles zusammen. Wir haben sogar noch viele Exponate in den Schränken, zum Beispiel Pressematerial aus der DDR, in der die Filme sehr beliebt waren und sogar selbst synchronisiert wurden. Am wichtigsten war es uns natürlich immer, die Filme zu besitzen. Um deren aufwändige Restauration hat sich übrigens der oft so gescholtene Leo Kirch sehr verdient gemacht.

Wie viele Besucher haben sich die Sammlung bislang angesehen?

Günther Der Durchschnitt liegt zwischen 1200 und 1500 pro Jahr. Auch in diesem Jahr waren es schon rund 500. Insgesamt dürften weit mehr als 10.000 Menschen bei uns gewesen sein. Und die reisen vielfach aus anderen Städten und Regionen an. In der vergangenen Woche hatten wir eine Gruppe aus Baden-Württemberg zu Gast. Viel Besuch bekommen wir aber auch aus dem Ausland. Einmal kamen Fans aus Neuseeland zu uns. Die waren natürlich nicht nur wegen des Museums hier, haben aber bewusst einen Abstecher gemacht.

Besondere Begegnungen gab es aber auch mit Weggefährten des Komikerduos...

Günther Die im vorigen Jahr verstorbene Schauspielerin Jean Darling, die in der Filmreihe "Die kleinen Strolche" des Laurel & Hardy-Produzenten Hal Roach bekannt wurde, hat das Museum im Walder Kotten eröffnet und war mehrfach in Solingen. Gesprochen haben wir aber auch mit Kollegen wie Felix Knight und einigen anderen.

Dabei sind sicher auch Anekdoten hängengeblieben.

Günther Natürlich. Eine davon erzählte Anita Garvin, die bei Hal Roach oft etwas aufgeblasene Rollen spielte. Damals, zu Stummfilmzeiten, entstanden in den Studios oft mehrere Filme nebeneinander. Sie wurde gefragt, ob sie nicht aushelfen könnte. Sie sollte im Laurel & Hardy-Film "Battle of the Century" eine vornehme Dame spielen. Kaum war sie am Set, flog ihr eine Sahnetorte ins Gesicht. Als ob das nicht genug gewesen wäre, rutschte sie auch noch darauf aus. Diese ganze, nicht gespielte Szene, ist im Film zu sehen.

Gibt es auch Geschichten über den Umgang der beiden Komiker untereinander?

Günther Sie haben sich als Kollegen sehr respektiert. Stan Laurel, der mit einer englischen Schauspielgruppe in die USA gekommen war, hat nicht nur vor der Kamera gestanden, sondern auch geschrieben, inszeniert und sogar geschnitten. Oliver Hardy hingegen war eher jemand, der gern um 17 Uhr Feierabend hatte, um auf den Golfplatz zu kommen. Darin war er sehr gut. So legte Stan Laurel Szenen, in denen sich Ollie besonders aufregen sollte, gern bewusst ans Ende des Drehtages, damit der, auf glühenden Kohlen sitzend, noch mehr aus der Haut fuhr.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(ied)
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