Solingen Stadtwerke bauen Strom-Tankstellen

Solingen · Ab 2018 soll ein stadtweites Netz an Ladestationen für E-Autos entstehen. Den Anfang des TankE-Projekts machen Stromzapfsäulen unter anderem am Rathaus. 2030 werden bis zu 8000 Elektrofahrzeuge in Solingen erwartet.

 Vor der Hauptzentrale der Stadtwerke werden im Zuge der derzeit laufenden Umbauarbeiten ebenfalls Ladestationen entstehen.

Vor der Hauptzentrale der Stadtwerke werden im Zuge der derzeit laufenden Umbauarbeiten ebenfalls Ladestationen entstehen.

Foto: Oberpriller

Die Zahl der reinen Elektroautos ist in Solingen noch immer sehr überschaubar. Etwas mehr als 100 dieser Fahrzeuge dürften im Augenblick in der Klingenstadt gemeldet sein. Doch nach Ansicht von Experten wird sich das in den kommenden Jahren ändern. So gehen Schätzungen davon aus, dass im Jahr 2030 bereits 7000 bis 8000 E-Autos mit SG-Kennzeichen über die Straßen rollen.

Eine Entwicklung, der sich nun auch die Stadtwerke Solingen (SWS) stellen. Darum wird ab dem kommenden Jahr ein stadtweites Netz von E-Tankstellen aufgebaut, das einerseits die Elektromobilität in der Klingenstadt weiter anschieben hilft - und das anderseits die Besitzer von E-Autos zukünftig davor bewahrt, dass ihnen während einer Fahrt der sprichwörtliche Saft ausgeht.

Aus diesem Grund hat SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg gestern einen Kooperationsvertrag mit dem Kölner Energie-Unternehmen RheinEnergie unterzeichnet, mit dessen Hilfe der Trend hin zur E-Mobilität nach Einschätzung beider Partner an Tempo gewinnen wird. Denn fortan sind die Stadtwerke Teil des sogenannten TankE-Netzwerkes. Darin haben sich unter der Federführung von RheinEnergie kommunale Energieversorger zusammengeschlossen, die so ihren Kunden nicht nur im eigenen Einzugsbereich, sondern bundesweit 5000 Ladestationen anbieten können.

Die Grundidee, die sich hinter TankE verbirgt, ist einfach. RheinEnergie übernimmt die Koordination. Beispielsweise sind die Kölner für die Infrastruktur und die technischen Rahmenbedingungen verantwortlich, indem sie eine Smartphone-App entwickelt haben, mit der Autofahrer in ganz Deutschland gezeigt bekommen, wo sie die nächste Ladestation finden. Die SWS wiederum sorgen im Gegenzug vor Ort für Bau, Betrieb, Abrechnung und Vermarktung.

Dabei sind zunächst mehrere Ladestationen auf drei Parkplätzen der Stadt-Sparkasse, am Rathaus sowie vor der Zentrale der Stadtwerke an der Beethovenstraße vorgesehen. Und überdies sollen 2018 noch 18 weitere Standorte im Stadtgebiet folgen. Was nach dem Dafürhalten der Verantwortlichen jedoch nur ein Anfang sein kann.

"Unser Ziel ist es, Firmen als Partner zu finden", sagte SWS-Chef Schwarberg am Dienstag. Den Stadtwerken schwebt vor, etwa mit Unternehmen des Einzelhandels wie Möbelhäusern, aber auch großen Wohnungsbaugesellschaften ins Geschäft zu kommen. So könnten die Halter von E-Autos später einmal ihre Fahrzeuge bequem beim Einkaufen oder zuhause aufladen und hätten parallel die Möglichkeit, bei weiteren Reisen per TankE-App ebenfalls mobil zu bleiben.

Mit dem neuen Projekt sowie einem zunehmend dichteren Netz an Ladestationen erhoffen sich die Stadtwerke, die Akzeptanz von Elektro-Fahrzeugen zu vergrößern. Helfen soll zudem ein separates Vertragsmodell, der sogenannte Autostromvertrag. Dieser ermöglicht den Kunden zum einen den Zugriff auf die App, die ihrerseits über Tankmenge und Kosten informiert. Und weiter wird mittels des Vertrages der Tankpreis für den genutzten Strom festgelegt.

Augenblicklich müssen Autofahrer für ein vollständiges Aufladen mit Kosten von rund neun Euro rechnen. Wobei die meisten Ladevorgänge in Zukunft zu Hause vonstatten gehen werden. Deshalb sind für das Stromtankstellen-Netz der Stadtwerke einstweilen keine Hochleistungs-Ladestationen, sondern solche vorgesehen, die eher dem Nachladen dienen.

Lange Schlangen vor den Stromzapfsäulen, an die je zwei Wagen angeschlossen werden können, sind dementsprechend nicht zu erwarten. Trotzdem zeigten sich SWS-Geschäftsführer Schwarberg, RheinEnergie-Vorstand Achim Südmeier und OB Tim Kurzbach gestern von TankE überzeugt. "E-Mobilität wird nur zum Erfolg, wenn sie leicht handhabbar ist", sagte Kurzbach, der das Modell als wichtige Stufe dahin bezeichnete.

Die jetzt beschlossene erste Stufe hat ein Investitionsvolumen für Infrastruktur von knapp 300.000 Euro. Für das Modell wird mit Fördermitteln gerechnet. Für die Stadtwerke ist das TankE-Netzwerk nach dem Projekt Batteriebetriebener Obus der zweite Schritt in Richtung E-Mobilität, mit dem nun auch die Wende im Individualverkehr vorangetrieben werden soll.

(or)
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