Im Blickpunkt Ihk-Empfang Lockere Gespräche bei Sushi und Steinpilzravioli

Solingen · Zum Jahresempfang kamen rund 230 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in den Rittersaal von Schloss Burg.

Sushi und geflammter Lachs, italienische Vorspeisen. Steinpilzravioli, Tatar Japan-Style, Schweinebauch mit Süßkartoffeln: Hunger schieben mussten die weit über 230 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung beim Jahresempfang der Solinger Wirtschaft auf Schloss Burg wahrlich nicht. Eingeladen zu diesem gesellschaftlichen Großereignis hatte die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK). Und es schmeckte den Unternehmern, immerhin sind über 80 Prozent mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, auch wenn hier und da die Umsätze zurückgehen. "Und es ist Investitionsbereitschaft da, das ist ein gutes Zeichen", sagte IHK-Präsident Thomas Meyer.

Der diskutierte, bevor das Buffet eröffnet wurde, zunächst mit Oberbürgermeister Tim Kurzbach im Rittersaal auf Fragen, die Morgenpost-Redaktionsleiter Guido Radtke stellte. Da wurde auch der Zwist über die verkaufsoffenen Sonntage nicht ausgeklammert: "Für mich persönlich ist der siebte Tag ein Tag der Ruhe, dazu stehe ich", bekannte der Solinger Verwaltungschef - und bekam dafür sogar Applaus. Doch als Oberbürgermeister, ergänzte Kurzbach, müsse er auch die Interessen aller abwägen. "Wir müssen uns zusammensetzen, um eine gesetzeskonforme Regelung hinzubekommen", sagte Kurzbach. "Entsetzt" über das Vorgehen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, gegen die verkaufsoffenen Sonntage zu klagen, zeigte sich der IHK-Präsident. "Es geht nur um vier stadtweite Sonntage. Man tut dem Solinger Einzelhandel keinen Gefallen, jetzt darauf zu verzichten", sagte Meyer.

Er würde sich ohnehin wünschen, dass die Solinger ihr Geld auch in der Klingenstadt ausgeben würden. Von der vorhandenen Kaufkraft in Höhe von 6500 Euro würden aber nur 5500 Euro in den Kassen des Solinger Handels landen: "Hier ist also noch Potenzial nach oben", befand der IHK-Präsident. Er war sich in vielen Punkten einig mit dem Oberbürgermeister. Beispielsweise im Bereich Bildung. Kurzbach lobte hier das Engagement von Thomas Meyer beim Projekt "Kein Abschluss ohne Anschluss". "Wir haben ein dickes Paket geschnürt für Investitionen in die Ausbildung", sagte Kurzbach vor den Unternehmern. Thomas Meyer ergänzte: "Wir brauchen intelligente, qualifizierte Schüler. Hier muss investiert werden, wir unterstützen das."

"Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut" - für den IHK-Präsidenten ist das nach wie vor eine einfache und stimmige Formel. Ausreichend Gewerbeflächen und eine gute Infrastruktur tragen mit zum Erfolg bei. Immerhin: Solingen kann laut Oberbürgermeister Tim Kurzbach derzeit auf 300.000 Quadratmeter Gewerbeflächen blicken. "100.000 Quadratmeter sind sofort verfügbar", betonte der Stadtchef und appellierte an die Unternehmen, im Rathaus die Flächenwünsche zu melden. Denn auf eine entsprechende, von der Stadt initiierte Umfrage hätten sich nur 25 Prozent der angeschriebenen Unternehmen gemeldet.

Kurzbach sagte zu den Wirtschaftsvertretern auch, die Gewerbesteuer nicht erhöhen zu wollen. Immerhin habe Solingen den niedrigsten Stand im Bergischen. Gleichwohl ergeben sich im städtischen Haushalt immer wieder Lücken, wenn Land und Bund im Bereich Soziales immer wieder Gesetze beschließen, die letztlich die Kommunen bezahlen müssen. Das findet auch der IHK-Präsident nicht gerecht und sprach sich dafür aus, die Steuergesetze mit weniger - auch legalen - Schlupflöchern zu gestalten. Einig sind sich Kurzbach und Meyer auch bei der Bewertung des geplanten Outlet-Centers in der Stadtmitte sowie dem O-Quartier in Ohligs: Der Oberbürgermeister spricht mit Blick auf die Clemens-Galerien immerhin von "guten Gesprächen" mit dem Investor. In Ohligs würde die Investorin aber selbst dagegen klagen, den Schuttberg wegzuräumen. "Das geht nicht, das ist nicht in Ordnung", sagte auch der IHK-Präsident.

Die Gesprächsrunde auf der kleinen Bühne im Rittersaal war jedenfalls Grundlage für weitere angeregte Diskussionen beim anschließenden Buffet eine Etage tiefer im Engelbertsaal. Sushi & Co machten dabei stets nur kurzfristig sprachlos.

(uwv)
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