Solingen Stadt kritisiert Pannen bei Bombensuche

Solingen · Noch immer ist unklar, ob rund 1200 Gräfrather ihre Wohnungen und Firmen wegen einer Bombenentschärfung verlassen müssen. Schlechtes Wetter erschwert die Sucharbeiten. Die Stadt ist angesichts der Verzögerungen sauer.

Die Suche nach zwei im Gräfrather Unterland vermuteten Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gestaltet sich weiterhin schwierig. Denn nachdem ein erster Versuch, die Bomben aufzuspüren, bereits in der vergangenen Woche wegen eines hohen Krankenstandes bei der mit den Arbeiten betrauten Fachfirma abgesagt werden musste, gab es gestern die nächste Verzögerung binnen kurzer Zeit - und den Verantwortlichen im Solinger Rathaus blieb keine andere Wahl, als eine mögliche Evakuierung von rund 1200 Menschen sowie an die 300 Firmen, vor allem im Gewerbegebiet Piepersberg, erneut abzublasen.

Der Hintergrund: Nach Angaben des Spezial-Unternehmens haben die Regenfälle der zurückliegenden Tage den Boden an der mutmaßlichen Fundstelle inzwischen derart aufgeweicht, so dass die Arbeiter zunehmend mit dem rutschigen und abschüssigen Geläuf zu kämpfen haben. Eine eventuell notwendige Bombenentschärfung sei unter diesen Umständen ausgeschlossen, hieß es. Wobei die Nachricht von der neuerlichen Verschiebung bei der Stadt nicht eben helle Freude auslöste.

Im Gegenteil, wurde im Verlauf des gestrigen Tages doch überdies bekannt, dass sich auch heute nichts tun wird. "Am Mittwoch findet definitiv keine Bombenentschärfung statt", sagte ein Rathaus-Sprecher am Dienstagnachmittag. Zuvor hatte die besagte Fachfirma mitgeteilt, die Bodenuntersuchungen auf einem Grundstück nahe der Straße Roggenkamp zögen sich nach wie vor in die Länge - was dazu führt, dass die Verantwortlichen in der Verwaltung zunehmend verärgert reagieren.

Deshalb will die Stadt jetzt das Gespräch mit der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf suchen. Sowohl die Aufsicht in der Landeshauptstadt, als auch die beteiligten Firmen müssten sich darüber im Klaren sein, was die ständigen Verschiebungen vor Ort bedeuteten, sagte Ordnungsdezernent Jan Welzel, der forderte, eine Wiederholung der Schwierigkeiten dürfe es nicht geben.

"Die Menschen werden beunruhigt und stellen ihre Termine um - und am Ende alles vergebens", betonte Welzel, der die augenblickliche Situation als "sehr misslich" bezeichnete. Obwohl die Stadt die mit den Verzögerungen einhergehenden Probleme nicht zu verantworten habe, entschuldige man sich bei den betroffenen Anwohnern und Unternehmen für die Unannehmlichkeiten, so der Ordnungsdezernent gestern.

Gleichzeitig verteidigte das Rathaus das eigene Vorgehen, eine mögliche Evakuierung frühzeitig anzukündigen. Dies sei geboten, um die Sicherheit zu gewährleisten und eine reibungslose Organisation sicherzustellen, sagte Jan Welzel, der zudem auf die zu erwartenden Beeinträchtigungen im Verkehr verwies.

Tatsächlich sind die Vorbereitungen jedes Mal mit einem gehörigen Aufwand verbunden. Beispielsweise gilt es, für den Fall der Fälle ungefähr 75 Einsatzkräfte in Bereitschaft zu halten, von denen rund 20 vonseiten der Polizei gestellt werden und die bei einer anstehenden Entschärfung in einem Radius von 600 Metern von Haus zu Haus sowie von Unternehmen zu Unternehmen zu gehen hätten, um die Menschen zum Verlassen der Gefahrenzone aufzufordern.

Wie hoch die Kosten am Ende liegen werden, ist derweil noch offen. Dies könne letztlich nur "nach Beendigung der Maßnahme beziffert werden", sagte der Stadtsprecher am Dienstag gegenüber unserer Redaktion. Und auch die Frage, wer zahlen müsse, ließe sich abschließend nicht beantworten. So sei abzuwarten, inwieweit und wo welches Kampfmittel gefunden werde, stellte das Rathaus klar.

Dabei macht es unter anderem einen Unterschied, ob die potenziellen Überbleibsel aus dem Weltkrieg aus alliierten oder deutschen Bombenbeständen stammen. Was wiederum erst feststeht, wenn die Arbeiter bei ihren Bohrungen auf die Metall-Gegenstände gestoßen sind, die im Zuge eines Bauvorhabens auf alten Luftaufnahmen entdeckt wurden und die auf einem Feld in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern liegen.

(uwv/or)
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