Radsport Rat- und Radlosigkeit bei Majlen Müller

Solingen · Die Mountainbikerin wird bei der Europameisterschaft in Italien Opfer einer Diebesbande, die insgesamt 20 Räder erbeutet.

Majlen Müller hatte schon von ihnen gehört, den Banden, die zu Radsport-Wettkämpfen reisen, um im großen Stil Diebesbeute zu machen. Doch erwischt hatte es die 20-Jährige noch nie. Das änderte sich am vergangenen Freitag bei der Mountainbike-Europameisterschaft in Chies D'Alpago (Italien). Ihre Nationalmannschaftskollegin Sofia Wiedenroth überbrachte die Nachricht, dass die Fahrräder aus der Tiefgarage des Hotels entwendet worden seien. "Ich konnte es kaum glauben, dachte, sie macht einen Scherz", sagte Müller. "Aber als sie dann beim dritten Nachfragen immer noch ernst blieb, wusste ich, dass wir Pech gehabt haben."

Der Verlust des Wettkampfrades war nicht nur sportlich eine Katastrophe. "Das Bike war ungefähr 8000 Euro wert. Da war auch ein etwa 3000 Euro teures Wattmessgerät mit dran", erläuterte Müller. Insgesamt erbeuteten die Diebe 20 Räder in einem Gesamtwert von etwa 150 000 Euro. "Und die werden dann für Ramschpreise im Ausland verschleudert. Es ist nahezu aussichtslos die Räder wiederzubekommen", ärgerte sich Müller.

Anzeige hat das deutsche Nationalteam freilich gestellt, doch letztlich werden alle auf Versicherungen und Sponsoren angewiesen sein. "Von der Versicherung des Hotels erhoffe ich mir erstmal nichts Großes", meinte die Fahrerin von Velo Solingen. "Ich habe eine eigene, aber die zahlt nur bis 2000 Euro. Das Geld werde ich wohl bekommen."

In den kommenden Tagen wird sich Müller mit ihrem Team, den Fujibike Rockets, um eine Lösung für den Rest der Saison bemühen. "Ich glaube schon, dass man uns helfen wird, aber es ist natürlich ein Riesenärger. Zudem sind die Lagerbestände bei den Herstellern zu diesem Zeitpunkt der Saison meistens relativ leer", erklärte Müller. Vor ihrem U 23-Rennen am vergangenen Samstag herrschte bei der Mountainbikerin also Rat- und Radlosigkeit. "Zum Glück bin ich mit vielen in der Radsportszene befreundet", berichtete die Wuppertalerin. Andy Gilgen vom Ghost Factory Racing Team stellte ihr sein Fahrrad für den Wettkampf zur Verfügung. "Das Rad war super, aber es musste noch komplett auf mich eingestellt werden, und gewohnt daran war ich natürlich auch nicht."

So lief es im Rennen auch mehr schlecht als recht. Im Regen stürzte Müller bei einer Abfahrt, musste deshalb in die Tech-Zone und verlor wertvolle Zeit. "Da fehlte noch ein wenig Vertrauen ins Fahrrad, um es komplett laufen zu lassen, ohne mit den Fingern an der Bremse zu sein." Später sprang ihr auch noch die Kette ab, weil die Schaltung Probleme machte. Ein erneuter Aufenthalt in der technischen Zone war die Folge. So langte es nur zum 21. Platz - immerhin einen vor Teamkollegin Wiedenroth. "Bei allem Ärger war es das einzig Positive, als beste Deutsche ins Ziel zu kommen", meinte die Sportlerin, die sich im Vorfeld einen Platz unter den ersten 15 ausgerechnet hatte. "Ein Sieg wäre unrealistisch gewesen."

Bei der Unterbringung ihrer Sportgeräte hat die deutsche Nationalmannschaft im Übrigen aus dem Verlust gelernt. "Wir haben nach dem Vorfall alle unsere Fahrräder mit aufs Zimmer genommen", sagte Müller. "Gerne hätten wir das schon vorher so gemacht, aber da haben sich die Verantwortlichen des Hotels in Belluno beschwert." Nach dem Vorfall gab es diesbezüglich keine Probleme mehr in Südtirol. Müller: "Ich glaube, die Situation wäre auch eskaliert, wenn sie dann noch etwas gesagt hätten."

(trd)
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