Lokalsport Moryson peilt morgen wieder Gold an

Solingen · Das Taekwondo-Talent des Ohligser TV startet bei den Deutschen Meisterschaften. Die WM fällt zu seinem Leidwesen aus.

Jan Moryson ist gespannt. Denn bei den Deutschen Jugendmeisterschaften morgen in Wuppertal wird das Taekwondo-Talent des Ohligser TV eine neue Freestyle-Form ausprobieren. "Mal sehen, wie die ankommt", sagt der 17-Jährige.

Beim Freestyle geht es innerhalb der Kampfsportart nicht um Körperkontakt. Vielmehr zeigt der Athlet dabei einen selbst zusammengestellten einminütigen Mix aus Tritt- und Fausttechniken, die passend zur ebenfalls selbst ausgesuchten Musik, die auf die jeweilige Form angepasst ist, präsentiert werden. Ähnlich wie beim Eiskunstlaufen entscheidet dann eine Jury aus Wertungsrichtern über die Punktzahl. "Man stellt das selbst zusammen, aber es müssen ausreichend Taekwondo-Inhalte dabei sein", erklärt Moryson. "Gesprungene Kicks, gedrehte Kicks, vielleicht ein Salto." Das Ziel des Youngsters ist klar: Es soll die Goldmedaille sein.

Immerhin reist der Ohligser als Vize-Europameister ins benachbarte Wuppertal. Im Juni überzeugte er bei der EM in Belgrad (Serbien) die Wertungsrichter, obwohl er als Erster seiner Klasse starten musste. Das ist nie so ganz einfach, weil die Jury dann noch keine Vergleichswerte hat. Dennoch bekam Moryson eine sehr gute Punktzahl, die erst am Ende von einem Athleten aus der Türkei noch einmal überboten wurde. Trotzdem war der Vizetitel das bisherige Highlight seiner an Medaillen wahrlich nicht armen, jungen Karriere (siehe Info-Kasten).

Überhaupt war die Reise nach Belgrad einer der Höhepunkte für den Teenager. "Ich bin mit der ganzen Nationalmannschaft dahingeflogen", erinnert sich Moryson. "Das waren 25 Leute aus unterschiedlichen Altersklassen, männlich, weiblich. Wir sind mittwochs angekommen, konnten uns dann und am Donnerstag noch ein bisschen Belgrad angucken, bevor das Turnier am Freitag startete. Danach haben wir von der Stadt natürlich nicht mehr so viel gesehen, sondern nur noch die Hallen."

Eine andere Reise hätte Moryson in wenigen Tagen auch gerne angetreten: Ursprünglich sollte die Weltmeisterschaft in Vietnam stattfinden, aber "dann ist denen auf einmal eingefallen, dass sie kein Geld haben", beschreibt das Taekwondo-Talent bedrückt. "Das ist schon schade, weil ich nächstes Jahr in die Altersklasse bis 30 Jahre wechseln muss. Und da wird es sicher schwer, sich einzugewöhnen." Als kleine Entschädigung für den WM-Ausfall steht immerhin eine Reise in die portugiesische Hauptstadt Lissabon an. "Da findet ein internationaler Lehrgang statt, und an dessen Ende ein Ländervergleichswettkampf. So können die Länder auch ohne WM sehen, wo sie ungefähr stehen", erläutert Moryson.

Zunächst einmal stehen aber die Deutschen Jugendmeisterschaften im Fokus. "Ich habe meine Freestyle-Form seit Belgrad komplett umgestellt. Eine neue Form, ein neuer Musik-Mix. Ich muss abwarten, wie das ankommt", sagt Moryson. Der Athlet hat sich dafür intensiv vorbereitet, die neue Form zu entwickeln und einzustudieren hat ein bis zwei Monate gedauert - bei drei bis vier Mal Training pro Woche, das je anderthalb Stunden dauert und zudem vor Wettkämpfen auf bis zu sechs Mal pro Woche erhöht wird.

Durch diese harte Arbeit hat es der Ohligser immer weiter nach oben geschafft: Auf Meisterschaften holte er mit seinen jeweiligen Platzierungen Punkte (Moryson: "Das ist ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga: Für jedes Spiel gibt es Punkte.") und gelangte so im Jahr 2012 in den Landeskader. Von dort ging es in diesem Jahr weiter in den Bundeskader, auf Bundesranglistenturnieren sammelte er wiederum die Punkte, die ihm die Nominierung für die Europameisterschaft nach Belgrad brachten.

Sollte er mit seiner neu einstudierten Choreografie ab morgen in Wuppertal punkten und den Titel holen, wäre das der nächste Schritt in seiner jungen, aber bereits erstaunlich erfolgreichen Karriere.

(ame)
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