Tennis Kretschmers später Tennis-Frühling

Solingen · Innerhalb von nur zwölf Monaten hat sich der 28-Jährige zusammen mit Alexander Satschko von den drittklassigen Future-Turnieren auf die ATP-Ebene hochgearbeitet. Beide sind so gut in der Weltrangliste platziert wie nie zuvor.

 Nach drei Knie-Operationen hat Gero Kretschmer im Doppel einen Kompromiss gefunden, um seinen Sport ohne großes Risiko auf höchstem Niveau nachgehen zu können.

Nach drei Knie-Operationen hat Gero Kretschmer im Doppel einen Kompromiss gefunden, um seinen Sport ohne großes Risiko auf höchstem Niveau nachgehen zu können.

Foto: Boris Schmidt (Archiv)

Der Blick auf aktuelle Weltrangliste bereitet Gero Kretschmer viel Freude. Im Doppel ist der Tennisprofi des Solinger TC auf Position 84 gelistet, so hoch wie noch nie seiner sportlichen Karriere zuvor. "Die Top 100 ist ein Meilenstein, den jeder Spieler einmal erreichen möchte." Den erneuten Sprung hat sich der 28-Jährige an der Seite seines Vereinskollegen Alexander Satschko vor anderthalb Wochen mit der Halbfinal-Teilnahme beim ATP-Turnier in Marseille verdient. "Eigentlich hatten wir danach noch ein weiteres Turnier spielen wollen, dann allerdings wäre dieses Erlebnis völlig untergegangen."

Es ist nur ein Jahr her, da hat sich Gero Kretschmer noch auf drittklassigen Future-Turnieren getummelt, um sich in erster Linie für die Mannschaftsspiele fit zu machen. "Im Einzel hätte es auf Dauer keinen Sinn gemacht, weil das mein Knie nach der dritten Operation kaum durchgehalten hätte." Das Doppel war ein guter Kompromiss, zumal "das Spiel zu zweit sogar mehr Laune macht". Die ersten Siege stellten sich schnell ein und damit auch die Punkte in der Weltrangliste, die Kretschmer / Satschko fortan die Startplätze im Hauptfeld der Challenger-Turniere garantierten. "Wir haben zwei Turniere gebraucht, um uns auf das höhere Niveau einzustellen und durchzustarten." Was dann passierte, ist selbst Gero Kretschmer etwas unheimlich. "Wir sind von Erfolg zu Erfolg gerodelt. Das ist der Wahnsinn." Mitte Oktober waren die gut befreundeten Tennisprofis zum ersten Mal bei einem ATP-Turnier dabei, die dritte Teilnahme jetzt in Frankreich führte sie gleich bis ins Halbfinale.

"Es ist derzeit das beste Tennis, das ich je gespielt habe." Seinen späten Tennis-Frühling erklärt sich Gero Kretschmer mit der Gelassenheit, die er sich in den vergangenen Jahren angeeignet hat. "Ich hatte mit der ganzen Sache eigentlich schon abgeschlossen. Ich bin als Trainer eingestiegen und habe den Sport von einer anderen Seite gesehen." Der Ehrgeiz aber ist geblieben. Gleiches gilt für Alexander Satschko, den auf dem Court nur in Ausnahmefällen etwas aus der Ruhe bringen kann. "Es ist extrem wertvoll, wenn du einen Menschen an deiner Seite hast, mit dem du über alles offen reden kannst und nicht nur das eine Ziel gemeinsam hast, Siege einzufahren", sagt Kretschmer über seinen festen Doppelpartner, auf den er zumindest im März nicht zurückgreifen kann. Satschko wird Vater und gönnt sich daher eine Babypause.

Probleme, die Zeit mit einem Interimspartner zu überbrücken, hat Gero Kretschmer aufgrund seines Rankings nicht. Kommende Woche spielt der Kölner mit Björn Phau in Russland, nach Mexiko fliegt er mit Jan-Lennard Struff. "Ich hoffe, dass sich die Erfolgswelle noch lange halten wird." Allerdings werde die Luft inzwischen immer dünner.

(RP)
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