Lokalsport Kretschmer von Personaltaktik genervt

Solingen · Der Solinger TC hat beim TC Iserlohn keine Chance. Der Klassenerhalt in der Zweiten Liga hängt am seidenen Faden.

 Gero Kretschmer holt zur vollen Breitseite aus. Der STC-Spieler stört sich an den Taktiken des TC Iserlohn und stellt dies auch klar.

Gero Kretschmer holt zur vollen Breitseite aus. Der STC-Spieler stört sich an den Taktiken des TC Iserlohn und stellt dies auch klar.

Foto: Stephan Köhlen

Der TC Iserlohn zeigt in der 2. Bundesliga-Nord zwei Gesichter. Mal tritt er bärenstark an, mal mit einer Mannschaft, die regelrecht vom Platz gefegt wird. Im gewissen Rahmen sind Tennisspieler in ihren Ligen an dieses Phänomen gewöhnt, doch die Iserlohner treiben es nach Meinung von Gero Kretschmer auf die Spitze. Der Spitzenspieler des Solinger TC ist genervt von solchen Taktiken und spricht von Wettbewerbsverzerrung. Sein Team hatte in Iserlohn am Sonntag auch keine Chance. Ersatzgeschwächt verlor der STC mit 2:7 und bangt nun um den Klassenerhalt.

"Für uns ist es egal gewesen, was Iserlohn da macht", stellt Kretschmer klar. Die Solinger hatten damit gerechnet, dass die Sauerländer stark aufstellen würden und sich deshalb entschlossen, ihre beiden Spitzenspieler einzusparen. Nick van der Meer und Maverick Banes waren gar nicht erst mitgefahren. "Mit den Beiden machen wir vielleicht einen Punkt mehr, aber schlagen können wir Iserlohn in Topbesetzung wohl eher nicht", sagt STC-Trainer Karsten Saniter.

Dennoch stört sich Kretschmer an der Iserlohner Gangart: "In einem gewissen Maße ist es zu vertreten, aber dort wird fast die gesamte Mannschaft ausgetauscht. Wenn sie mit der zweiten Garnitur kommen, haben sie nicht einmal Verbandsliga-Niveau. Kommen sie in Bestbesetzung, sind sie fast nicht zu schlagen". In der Ersten Liga sind solche Personaltaktiken inzwischen üblich. "Eine bedenkliche Entwicklung", findet Kretschmer. "Das ist einer der Gründe, warum ich die Zweite Liga immer dem Oberhaus vorgezogen habe." Ein Blick auf die Iserlohner Ergebnisse bestätigen die Ansichten des STC-Akteurs.

Gegen Spitzenreiter Bremerhaven waren die Sauerländer sehr schwach angetreten und kamen 0:9 unter die Räder. Gegen den zweitplatzierten Oldenburger TeV hingegen stand aus dieser Mannschaft nicht ein Spieler auf dem Platz. Stattdessen kamen nur bärenstarke Akteure, die Oldenburg mit 9:0 von der eigenen Anlage fegten. "Das ist genau der eine Sieg, der den Ersten vom Zweiten trennt. Wenn das keine Wettbewerbsverzerrung ist, was dann ?"

Gerne würde Kretschmer das Reglement ändern. "Jeder fragt sich, wo der Stellenwert unseres Tennissports geblieben ist. Solche Taktiken tragen dazu bei, dass er nach und nach verloren geht", ist sich der Sportler sicher. "Um so etwas zu unterbinden, wäre es zum Beispiel möglich, ein Mindestniveau der Aufstellung festzulegen. Oder die Klubs werden verpflichtet, zwei oder drei Spieler durchspielen zu lassen. Es gibt auf jeden Fall Möglichkeiten, das Ganze etwas ausgewogener zu gestalten." Karsten Saniter sieht es ähnlich: "Ich glaube, es hilft auch, wenn viele Vereine den Iserlohnern klar machen, dass so etwas geächtet wird. Ein solcher interner Druck kann auch zu einer Veränderung führen".

Die Solinger hatten gegen die starke Iserlohner Mannschaftsvariante erwartungsgemäß keine Chance. Einzig von der Leistung von Karlson Wegner war der Coach überrascht. "Karlson ist eigentlich nur auf das Doppel fixiert, aber plötzlich liefert er dort eine ganz starke Einzelleistung", lobt Saniter. Erst mit 7:10 im entscheidenden Champions-Tiebreak unterlag Wegner. Doch immerhin: Ihm gelang der einzige Satzgewinn im Einzel. Alle anderen Solinger verloren klar in zwei Durchgängen. "Wobei Gero ein Super-Match gespielt hat. Das war kein Vergleich zum Freitag", erläutert der Trainer. Gegen Jan Mertl war Kretschmer klarer Außenseiter, hielt aber in beiden Sätzen gut mit. "Er war so eingestellt, dass er seinen Rhythmus wiederfindet - auch im Hinblick auf sein Selbstvertrauen." Das hat geklappt. Beim 3:6 und 4:6 kassierte er jeweils nur ein Break.

Das Spiel des Tages lieferten allerdings Nico Mertens und Karlson Wegner im Doppel. Beim 8:9 im Champions-Tiebreak hatte Iserlohn schon Matchball. Mertens drehte bei einem drohenden Schmetterball schon ab, um nicht getroffen zu werden, doch Wegner erlief an der Grundlinie den Ball. Die Rettung brachte den Punkt und kurz darauf sogar das Match - 13:11.

(trd)
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