Lokalsport BHC hat Minden souverän im Griff

Solingen · Mit dem zweiten Sieg in Folge verlässt der Handball-Bundesligist die Abstiegsränge. Der Saisonstart ist abgehakt.

 Jubel in der Klingenhalle: 2433 Zuschauer sahen den BHC-Sieg über Minden.

Jubel in der Klingenhalle: 2433 Zuschauer sahen den BHC-Sieg über Minden.

Foto: Köhlen Stephan

Es ist der Schreckmoment in einer Partie, die der Bergische HC fast über die gesamte Dauer im Griff hat: Alexander Oelze wird im Sprung von Christoffer Rambo geschubst, der Mittelmann landet falsch, knickt mit dem rechten Fuß um und windet sich vor Schmerzen. Der nächste Ausfall eines Rückraumspielers beim ohnehin schon arg gebeutelten Handball-Bundesligisten droht. Oelze wird von Physiotherapeut Carsten Walonka behandelt und vom Feld geführt, auf der Bank wird der Fuß getaped, doch der Spielmacher kommt nicht zurück. Am Ende feiert sein Team gegen GWD Minden aber einen 27:25 (14:12)-Sieg, der im Ergebnis knapper ausfällt als es das Spiel wirklich war. Der Lohn für den zweiten Erfolg in Serie ist der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz.

 Debüt für den BHC: Bogdan Criciotoiu (links) setzt sich gegen Sören Suedmeier durch, rechts beobachten das Miladin Kozlina und Moritz Preuss.

Debüt für den BHC: Bogdan Criciotoiu (links) setzt sich gegen Sören Suedmeier durch, rechts beobachten das Miladin Kozlina und Moritz Preuss.

Foto: Stephan Köhlen

Nach den Feierlichkeiten auf dem Spielfeld mit den Fans in der Klingenhalle gibt Oelze vorsichtig Entwarnung. "Die Bänder in dem Fuß sind ja eh alle so ausgeleiert - da kann eigentlich nichts mehr kaputtgehen. Aber beim Umknicken schlagen dann die Knochen aufeinander. Das tut schon weh. Ich glaube nicht, dass es was Schlimmeres ist, aber ich gehe Montag in die Reha." Wenn es etwas gibt, dass der BHC sicher nicht brauchen kann, dann ist eine Fortsetzung der Verletztenmisere, der unter anderem die Rückraumspieler Fabian Gutbrod, Kristian Nippes, Maciej Majdzinski und Alexander Hermann zum Opfer gefallen sind. Deswegen hat der Klub seinen Sportlichen Leiter Viktor Szilágyi als Spieler reaktiviert und zwei Akteure nachverpflichtet. In Bogdan Criciotoiu gab ein Zugang gegen Minden auch schon ein recht ordentliches Debüt im rechten Rückraum. "Bogdan kam offensiv gut rein", sagt sein Trainer Sebastian Hinze. "Er hat Emotionen und Schwung reingebracht. Das freut mich für ihn und sein erstes Spiel."

Auf den zweiten Zugang, Maximilian-Leon Bettin, verzichtete der BHC-Coach gegen Minden. "Das wäre zu früh gekommen für ihn", erklärte Hinze. "Das war kein Spiel, wo ich den Jungen reinwerfen wollte." Der 22-jährige Halblinke, der mit einem Zweitspielrecht vom Drittligisten TSV Bayer Dormagen ausgestattet ist, grämte sich nach seinen 60 Minuten auf der Bank nicht: "Das geht Schritt für Schritt." Über die Stimmung in der Klingenhalle sagte Bettin: "Bei uns in Dormagen ist es ja auch schon gut, aber hier ist es dann doch noch einmal ein Tickchen voller. Die Stimmung war einmalig und die Mannschaft hat gefighted. Gewonnen ist gewonnen, das ist das wichtigste."

So sah es auch Oelze: "Dass es am Ende von beiden Halbzeiten noch knapp wurde, ist scheißegal. Die Punkte zählen. Wir sind noch nicht so weit, dass wir auf Ergebnisse spielen können, von daher nehmen wir die zwei Punkte gerne."

Die hätte natürlich auch Frank Carstens gerne gehabt, doch der Mindener Trainer musste anerkennen: "Der Sieg geht völlig in Ordnung für den BHC. Die Mannschaft hat mehr gekämpft. So spielt man solch ein Spiel. Wir haben das nicht getan, haben nicht so gekämpft, wie man das muss, wenn man im Abstiegskampf punkten will in den direkten Duellen." Neben dem eigenen Deckungsverhalten, mit dem er nicht zufrieden war, hatte Carstens in BHC-Torwart Björgvin Gustavsson mit seinen 14 Paraden einen Faktor für die Niederlage ausgemacht: "Er hält in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut, vor allem die wichtigen Bälle. Wir sind da frei vor dem Tor und können nicht verwandeln. Das hat uns ein bisschen emotional aus dem Spiel gebracht."

Hinze hatte noch mehr gesehen und lobte seine Rückraumspieler Oelze und Tomás Babák: "Wir müssen systemtreu spielen, und das haben Ali und Tomás sehr, sehr gut gemacht. Sie haben beide ein sehr gutes Spiel gemacht." Vor allem bei Babák sieht man die Entwicklung nach den ersten sechs Partien in der Bundesliga deutlich, der Mittelmann macht nicht nur das Spiel schnell, sondern nimmt sich inzwischen auch mit großer Selbstverständlichkeit Würfe. "Durch die vielen Verletzten habe ich viel gespielt. Und die letzten beiden Spiele haben wir als Mannschaft immer besser gespielt. Dadurch habe ich immer mehr Selbstvertrauen bekommen", erklärte der 22-Jährige.

Durch die beiden jüngsten Siege ist der BHC in der Saison angekommen, die mit zwei hohen Pleiten gegen Leipzig (21:30) und Gummersbach (25:34) begonnen hatte. "Wir haben die ersten beiden Spiele abgehakt", betonte Hinze. "So wollen wir nicht auftreten. Das sind Spiele, die kann man verlieren, aber nicht so. Wir haben das knallhart angesprochen und uns daran erinnert, wie wir Spiele angehen wollen." Am besten so wie gegen Minden, denn die Partie hatte der BHC ziemlich souverän im Griff.

(ame)
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