Bergischer Hc Wenige Minuten reichen dem Meister

Solingen · Mit 24:26 verliert der BHC gegen die Rhein-Neckar Löwen, die am Ende von Hälfte eins jeden Fehler bestrafen.

Am Ende muss man es auf rund zehn Minuten in der ersten Halbzeit reduzieren. Der Bergische HC sieht in der Handball-Bundesliga gegen den Deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen im Heimspiel eigentlich sehr gut aus, hat bis zur 15. Minute geführt und den gegnerischen Trainer Nicolaij Jacobsen bereits nach rund zwölf Minuten dazu genötigt, seine erste Auszeit zu nehmen. Es läuft so, wie es BHC-Trainer Sebastian Hinze haben wollte: Vorne wenig Fehler machen, um dem Favoriten keine einfachen Tore zu gönnen, hinten dicht machen und die Partie so lange wie möglich offenhalten.

Doch dann passiert das, was nicht passieren soll: Fehler im Angriff und in der Rückzugsbewegung. Derjenige, der das in Serie bestraft, ist der isländische Linksaußen Sigur Valur Sigurdsson, der es am Ende auf sieben Treffer für die Rhein-Neckar Löwen bringen wird und so sehr viel Zutun an der 24:26 (12:17)-Niederlage des BHC hat. Sein Landsmann Björgvin Gustavsson, der im Tor der Hausherren mit 15 Paraden einen sehr guten Tag erwischt hat, aber gegen den Routinier nicht einen Ball halten konnte, sagt nach dem Abpfiff: "Wir haben vorher im Spaß gesagt, dass sein erster Wurf entscheiden würde, wer gewinnt. Er trifft den ersten. Das war es dann." Stimmt natürlich nur bedingt, aber Gustavsson ergänzt ernst: "Er hatte einen guten Tag. Er hatte einen Fehlwurf, an den Pfosten, da war ich noch nicht mal dran. Es sagt viel über ihn, wenn ein Linksaußen ein Spiel entscheiden kann."

Daran hatte der BHC indes seinen Anteil, weil ihm in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit einfach zu viele Fehler im Angriff unterliefen. Auch Tomás Babák. Der tschechische Mittelmann leistete sich bei den Zwischenständen von 9:9 und 9:10 jeweils Fehlwürfe, die einmal Sigurdsson und einmal Alexander Petersson bestraften, und auch ein Stürmerfoul ging auf die Kappe des jungen Spielmachers in dieser Phase. "Die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit haben wir klar verloren", gab Babák dann auch geknickt zu. "Wir hatten dann keine Ruhe im Angriff, und so haben wir einfache Tore bekommen. Wir kämpfen für jedes Tor und kassieren dann direkte Gegentore durch Schnelle Mitte und Zweite Welle zu schnell. Das ist schade."

Sein Trainer Sebastian Hinze verzichtete 60 Minuten lang auf Alexander Oelze, obwohl der erfahrene Mittelmann nach seiner Verletzung wieder fit ist. "Tomás hat das in der zweiten Halbzeit gut gemacht", erklärte Hinze den Verzicht auf einen Wechsel auf der Spielmacherposition. Vermutlich wollte er das schnelle Parallelspiel gegen den guten Innenblock der Gäste nicht aufgegeben, das Babák eher beherrscht als Oelze, dessen Abschlussqualitäten gegen das Abwehrzentrum der Mannheimer wohl nicht entscheidend zum Tragen gekommen wären. Und als die Gäste ihre 6:0-Abwehr in eine offensivere 5:1 umstellten, was dem BHC sichtlich Probleme bereitete, wollte Hinze, der gerade selbst den Angriff neu eingestellt hatte, "das nicht wieder aufreißen".

Es ist auch müßig, darüber zu diskutieren, ob Oelze dem Spiel noch eine entscheidende Wende gegeben hätte. Fakt ist: Die zehn Minuten vor dem Seitenwechsel waren letztlich entscheidend. "Am Anfang waren wir gut im Spiel, aber dann kommen wir mit der Umstellung auf die 5:1 nicht zurecht", analysierte Hinze. "Da haben wir viele Kontertore gekriegt und es nicht gut geschafft, den Rückzug zu organisieren." Hinzu kamen Abstimmungsprobleme, etwa mit Fabian Gutbrod, der nach seiner langwierigen Knieverletzung noch nicht wieder bei 100 Prozent ist, und sowohl am Kreis als Notlösung für den angeschlagen fehlenden Moritz Preuss als auch auf seiner angestammten Position im linken Rückraum noch nicht wieder überzeugen konnte.

Erst am Ende traf der Hüne zwei Mal, das war die Phase, wo der BHC wieder rankam. "Da hätten wir uns sicher gewünscht, dass das Spiel noch länger dauert", meinte Viktor Szilágyi. Der Sportliche Leiter der Hausherren ergänzte aber kritisch: "Das heißt aber auch, dass wir es nicht geschafft haben, die Stresssituationen, die wir bei den Rhein-Neckar Löwen haben wollten, früher auszulösen." Dass es dem BHC aber dennoch gelungen war, ärgerte wiederum Jacobsen: "Ich bin natürlich nicht zufrieden", sagte der Meistertrainer. "Wir haben gewonnen durch 15 gute Minuten in der ersten Halbzeit. Wir haben auch in der zweiten Halbzeit keine Probleme, gute Chancen rauszuspielen, aber wenn du in einer Halbzeit zwischen fünf und zehn hundertprozentige Chancen nicht nutzt, kriegst du ein Problem. Wir haben zu viel gegen Gustavsson verschossen. Das geht nicht." Sein Sportlicher Leiter Oliver Roggisch ergänzte: "Die Mannschaft muss eine Reaktion zeigen. Nicht den Vorsprung verwalten wollen, sondern ihn ausbauen. Da müssen wir besser werden, sonst geht das gegen jede Mannschaft schief." Doch so reichten dem Favoriten zehn schwache Minuten des BHC und 15 gute eigene.

(ame)
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