Bergischer HC Szilágyi krönt sein Comeback

Wetzlar · Die Nachricht war der Handball-Hammer an diesem Bundesliga-Spieltag: Viktor Szilágyi feierte in der Partie des Bergischen HC bei der HSG Wetzlar sein Comeback. Am Ende siegte er mit den Gästen sensationell 22:20 (8:9).

Plötzlich ging alles ganz schnell: Noch am Donnerstag hatte Szilágyi zum wiederholten Mal ein Comeback ausgeschlossen, doch nachdem sich in Maximilian Hermann (Magen-Darm-Entzündung) der bereits fünfte Rückraumspieler des Bergischen HC abmelden musste, zog der Sportliche Leiter für die Partie der Handball-Bundesliga bei der HSG Wetzlar am Samstagabend noch einmal sein Trikot an. Wobei — sein Trikot? Zwar stand sein Name darauf, aber die legendäre Nummer 23 fehlte auf dem Dress des 38-Jährigen diesmal. Der Grund: Vor Beginn dieser Saison, als der Österreicher seine Karriere beendet hatte, hatte Zugang Uros Vilovski sich diese Nummer gesichert. Szilágyi mochte auf die Ziffern aber nicht verzichten, und lief so mit der 32 auf.

So überraschend das Comeback des Ausnahmekönners auch war — er war lediglich der dritte Rückraumspieler, der dem BHC in Wetzlar zur Verfügung stand. Mit ihm, Alexander Oelze und Tomás Babák verfügten die Gäste in der Rittal-Arena über drei etatmäßige Mittelmänner, ein Linkshänder im Rückraum fehlte nach den Ausfällen von Maximilian Hermann, Kristian Nippes (Schulter-OP) und Maciej Majdzinski weiterhin. Szilágyi ist zwar gelernter Halblinker, die Sprung- und Wurfgewalt von Fabian Gutbrod (Innenbandriss) und Alexander Hermann (Muskelfaserriss in der Hüfte) hat er allerdings auch nicht mehr.

Neben Szilágyis unerwartetem Comeback gab es noch anderthalb geplante: Wie erwartet kam Linksaußen Christian Hoße nach überstandener Schulterverletzung wieder zum Zug, zudem biss auch Abwehrchef Ace Jonovski (Einblutung im Fuß) auf die Zähne.

Letzterer stand auch gleich in der Startformation von Trainer Sebastian Hinze, der sich für das ganze Spiel einiges hatte einfallen lassen. Taktisch holte der Coach aus der Rumpftruppe des BHC alles heraus — hochinteressante Formationen und Abläufe gab es da zu sehen.

Und sie fruchteten. Babák gelang von halblinks über das falsche Bein der erste Treffer der Partie, die die Gäste lange offenhielten. Sie spielten meist maximal geduldig im Angriff, was weder den Wetzlarern noch ihren Fans sonderlich schmeckte, aber wen kümmert's? Als Hoße bei erneut angezeigtem Zeitspiel sein erstes Tor erzielte, war es der Treffer zum 5:7 in der 21. Minute, die Begegnung also weiterhin völlig offen. Und als kurz darauf Arnor Gunnarsson von halbrechts einen harten Unterarmwurf in die Maschen donnerte, war sie es mit 6:7 erst recht wieder. Zumal Christopher Rudeck, der im BHC-Tor erneut den Vorzug gegenüber Björgvin Gustavsson erhalten hatte, in dieser Phase zwei schwere Bälle entschärfte. Szilágyi gelang dann im seinem dritten Versuch sein erstes Tor bei seinem Comeback zum 7:8 (26. Minute) und Babák kurz darauf der Ausgleich zum 8:8. Evars Klesniks traf für Wetzlar noch zum Pausenstand von 9:8.

Die zweite Hälfte startete allerdings denkbar ungünstig: Gunnarsson unterliefen auf halbrechts zwei Ballverluste, die Wetzlar zu zwei schnellen Toren nutzte, dann scheiterte Moritz Preuss frei an Nikolai Weber im Tor der Hausherren, auf der Gegenseite gab es Siebenmeter, den Philipp Weber zum 12:8 verwandelte — die gute Ausgangsposition der Gäste war schnell dahin.

Aber was heißt das bei dieser Truppe schon? Jonovski verursachte einen Siebenmeter und bekam zwei Minuten, doch Gustavsson parierte den Strafwurf und in der Unterzahl knickte der BHC nicht ein, im Gegenteil: Szilágyi traf zwei Mal mit seinen gefürchteten Schlagwürfen zum 10:12 und 11:13, Gustavsson drehte plötzlich auf, und nach Pass von Szilágyi erzielte Uros Vilovski den erneuten Anschluss (12:13 / 41. Minute). Und dann glich Gunnarsson aus, wieder hatte Szilágyi schnell geschaltet und das zeitlich schlechte Wechselverhalten von Philipp Weber ausgenutzt. Dann parierte erneut Gustavsson und Gunnarsson schloss einen Gegenstoß trotz Bedrängnis zur 14:13-Führung ab — unfassbar! Wetzlar wechselte den Torhüter, Benjamin Buric kam für Nikolai Weber, und der neue Keeper hielt direkt einen Stemmwurf von Szilágyi — auf der Gegenseite kassierte Preuss eine Zeitstrafe nach Foul an Ex-BHC-Akteur Emil Berggren, der anschließend das 14:14 und 15:14 warf (48.). Preuss musste im Übrigen im Anschluss in die Kabine und kam bis Spielende nicht zurück.

Die Partie blieb ungemein spannend, Szilágyi antwortete mit dem 15:15 in Überzahl, da Stefan Kneer nach einem Griff in Oelzes Arm eine Zeitstrafe erhalten hatte. Mit einem Mann weniger fiel Wetzlar noch weniger ein als vorher, Gustavsson hielt einen Notwurf, in der zweiten Welle setzte Szilágyi Vilovski ein — Siebenmeter. Und den warf Oelze an Burics Kopf vorbei eiskalt zur erneuten Führung in die Maschen. Dann kassierte Vilovski gegen Jannik Kohlbacher eine Strafzeit, den dazugehörigen Siebenmeter netzte Philipp Weber ein.

Doch in Unterzahl zauberte der BHC: Babák bekam den Ball in den Lauf, entwischte einem Abwehrspieler, zog zwei weitere auf sich und legte den Ball über den Kopf an den Kreis, wo Jan Artmann freie Bahn zum 17:16 hatte (53.). Szilágyi besorgte dann höchstselbst die erste Zwei-Tore-Führung der Gäste zum 18:16 (54.), ebenso die dritte zum 20:18 (57.) und die vierte zum 21:19 (59.). Doch nach einem Foul an Kohlbacher bekam der Österreicher 69 Sekunden vor dem Ende eine Zeitstrafe, und den Siebenmeter verwandelte Philipp Weber. Egal — Oelze warf den Ball zum 22:20 in die Maschen! Der erste Saisonsieg ist geschafft!

(ame)
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