Analyse Fünf Gründe für den ersten Auswärtssieg

Solingen · Den 28:26-Erfolg beim TBV Lemgo verdankt der Bergische HC einem Mix aus individueller und mannschaftlicher Klasse.

 Wer gratuliert wem? Christian Hoße (re.) und Sebastian Hinze.

Wer gratuliert wem? Christian Hoße (re.) und Sebastian Hinze.

Foto: Imago

Der 28:26-Sieg beim TBV Lemgo, der den Bergischen HC von einem Abstiegsplatz in der Handball-Bundesliga hievte, war ein Erfolg der gesamten Mannschaft und des Trainerteams. Die Leidenschaft und Kampfkraft in der Abwehr sind nur gemeinsam in dieser Form zu erwecken - ein Mannschaftsanteil. Es gibt noch fünf weitere Gründe.

Die Abwehrvariationen Der BHC begann mit einer 3:3-Abwehr, in der Kristian Nippes, Maximilian und Alexander Hermann (von rechts) die erste Verteidigungsreihe bildeten. Für das Überzahlspiel hatte sich Trainer Sebastian Hinze etwas Besonderes ausgedacht: Christian Hoße blieb versetzt vorgezogen auf dem gefährlichsten Lemgoer, Rolf Hermann auf halbrechts. Diese Variation gab es immer mal wieder auch in Gleichzahl. Später zeigte der BHC die dritte Abwehrformation, eine klassische 5:1, die zeitweise zur 3:2:1 wurde. Die funktionierte in der zweiten Hälfte nicht immer zu 100 Prozent, die Gäste hatten da auch Glück, dass Lemgo einen Siebenmeter an den Pfosten setzte oder nicht an Björgvin Gustavsson vorbeikam.

 Auswärtssieger (von links): Maciej Majdzinski, Maximilian Hermann, Moritz Preuss, Alexander Hermann, Christopher Rudeck, Björgvin Gustavsson, Alexander Oelze, Jan Artmann, Kristian Nippes, Viktor Szilágyi, Ace Jonovski, Arnor Gunnarsson und Christian Hoße jubeln nach dem 28:26 in Lemgo.

Auswärtssieger (von links): Maciej Majdzinski, Maximilian Hermann, Moritz Preuss, Alexander Hermann, Christopher Rudeck, Björgvin Gustavsson, Alexander Oelze, Jan Artmann, Kristian Nippes, Viktor Szilágyi, Ace Jonovski, Arnor Gunnarsson und Christian Hoße jubeln nach dem 28:26 in Lemgo.

Foto: Imago

Die Torhüterleistung Zusammen mit der Abwehr bildete Gustavsson ein Bollwerk, das Lemgo erst nach 7:43 Minuten erstmals überwinden konnte. Der Isländer hatte davor direkt den ersten Wurf der Partie von Rolf Hermann gehalten, es folgten weitere 17 Paraden, darunter spektakuläre gegen freie Werfer wie Anton Mansson, Patrick Zieker oder Tim Hornke, der per Siebenmeter scheiterte. Von 44 auf das Tor abgefeuerten Bällen hielt Gustavsson 18, das entspricht einer Quote von 41 Prozent - ein sehr hoher Wert.

Die Umstellung im Angriff Der BHC tat sich in der ersten Hälfte schwer, Mittelmann Viktor Szilágyi zum Beispiel unterliefen vier Fehlwürfe, ein Fehlpass und ein Schrittfehler - nur ein Tor erzielte der Kapitän. Dass Hinze ihm in Überzahl Alexander Oelze als beweglicheren Part zur Seite stellte, ging nur halb auf: Seinen zwei Toren standen je ein Fehlwurf und -pass gegenüber. Nach der Pause brachte Hinze Inal Aflitulin für Szilágyi, der fortan nur noch in Unterzahl aufs Feld kam, und der russische Mittelmann brachte Bewegung in den Angriff, wenn ihm auch zwei Schrittfehler und ein Fehlwurf unterliefen.

Die Steigerung Zur Halbzeit lag der BHC mit 10:11 zurück, die erzielten Treffer aus 26 Angriffen bedeuteten eine Quote von 38,5 Prozent - zu wenig. Dafür waren zum Einen zehn Fehlwürfe, drei Fehlpässe und drei technische Fehler verantwortlich, aber auch zu wenig Schwung im Offensivspiel an sich. Das wurde nach der Pause sichtbar besser, was nicht nur an der erwähnten Umstellung lag, sondern auch daran, dass die Hermann-Zwillinge Alexander und Maximilian nun aufdrehten. Auch wenn ihre Quote aus Fehlwürfen und Toren (siehe Info-Kasten) ausbaufähig ist - die Österreicher machten Dampf. Die Zahl der technischen Fehler (3) und Fehlwürfe (12) insgesamt blieb zwar fast gleich, Fehlpässe gab es nicht mehr, und der BHC steigerte seine Erfolgsquote im Angriff auf 58 Prozent (18 Tore in 31 Angriffen).

Der Mann des Spiels Wie wertvoll Christian Hoße für die Bergischen ist, lässt sich nicht messen, aber die Vorstellung von Lemgo vermittelte einen Eindruck: Der Linksaußen hatte keinen einzigen Fehlwurf, vermieste den Hausherren eine Überzahl mit zwei eigenen Toren zum 20:19 und 21:19, schränkte defensiv die Kreise von Rolf Hermann ein, schuf offensiv aus der Kreuzbewegung von außen über die Mitte Platz für seine Nebenleute und war auch noch ein Top-Anspieler - Pässe von ihm nutzten etwa Arnor Gunnarsson und Max Weiß. Hoße war überall, Spielmacher, Abwehrrecke und Vollstrecker in einer Person. Riesig.

(ame)
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