Bergischer Hc BHC hofft in Leipzig auf die Wende

Solingen · Am Sonntag tritt der Handball-Bundesligist, der seine jüngsten sieben Spiele verloren hat, beim Aufsteiger an.

 Fabian Gutbrod und der BHC sind auf das leidenschaftliche und temporeiche Spiel der Leipziger vorbereitet.

Fabian Gutbrod und der BHC sind auf das leidenschaftliche und temporeiche Spiel der Leipziger vorbereitet.

Foto: Imago

Altkanzler Helmut Kohl sprach 1990 von "blühenden Landschaften", in die die "neuen" Bundesländer nach der Wende verwandelt werden sollten. In Sachsen hat es 25 Jahre später der SC DHfK Leipzig immerhin wieder auf die Landkarte der Handball-Bundesliga geschafft. Gleichwohl hofft nicht er, sondern sein Kontrahent am Sonntag (15 Uhr) auf eine Wende - natürlich nicht auf eine politische, sondern auf eine sportliche. Denn der Bergische HC hat seine jüngsten sieben Spiele in der Liga verloren, ist Tabellenvorletzter und hat nun wegweisende Partien vor der Brust: In Leipzig und zu Hause gegen Stuttgart am darauffolgenden Samstag geht es gegen zwei Aufsteiger, eine Woche später steigt das Derby beim VfL Gummersbach.

Gerade in der Handball-Bundesliga gelten Aufsteiger stets als die heißesten Abstiegskandidaten, und so findet Fabian Gutbrod: "Das ist mit Sicherheit ein Spiel, dass wir unbedingt gewinnen wollen und ein Stückweit auch müssen." Der BHC-Halblinke weiß aber durchaus, dass Leipzig "kein typischer Aufsteiger" ist, wie es sein Trainer Sebastian Hinze nennt. "Sie machen das sehr, sehr gut. Sie haben eine enorme Qualität, unter anderem mit Aivis Jurdzs oder Christoph Steinert im Rückraum und Milos Putera im Tor. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie zwölf Punkte haben. Sie haben sich gut verstärkt und funktionieren als Team überragend. Sie spielen an ihrem oberen Limit, aber die Saison ist ja schon lang, und es ist das, was sie Woche für Woche abrufen."

Respekt schwingt in den Worten mit, aber Hinze ist auch wichtig: "Wir müssen uns nicht verstecken. Kämpferisch steht Leipzig unter den Top Drei, aber da wollen wir auch hin, und wir gehören auch da hin. Sie sind nur mit 100 Prozent in der Lage zu punkten. Da kommen sie sehr oft dran, und wir müssen etwas dagegenstellen. Wir müssen immer das gleiche wie der Gegner erreichen, um eine Chance auf Punkte zu haben." Vergleiche mit dem bislang letzten Duell der beiden Teams mag Hinze nicht: "Das ist vier Jahre her. Damals haben wir schon zur Pause hoch geführt, aber das sind heute völlig andere Mannschaften. Das war ein sehr gutes Spiel von uns damals, deswegen war die Stimmung da in der Arena auch nicht so gut. Das ist jetzt sicher nicht vergleichbar. Die Mannschaft wird über 60 Minuten nach vorne getrieben, auch bei Rückständen."

Unter anderem dadurch entfachen die Sachsen, bei denen Ex-BHC-Kreisläufer Benjamin Meschke aktiv ist, eine Leidenschaft, die es den Gegnern schwer macht. "Die gehen bedingungslos nach vorne, mit viel Tempo", weiß Gutbrod. "Sie versuchen, viel über Emotion und Kampf zu entscheiden. Es ist das wichtigste, dass wir genauso dagegenstehen." Hinze ergänzt über die Offensive des Gegners: "Sie haben eine hohe Qualität im Eins-gegen-Eins, und eine hohe Bereitschaft - sie gehen in jeden Zweikampf mit 100 Prozent. Sie haben verinnerlicht, wie sie Spiele gewinnen können." Der eigene Ansatz: "Wir wissen, was auf uns zukommt. Entscheidend ist, dass wir uns in der Abwehr sehr, sehr viel bewegen und uns klug bewegen, um das verteidigen zu können. Das wird 60 Minuten knallharte Arbeit, weil die das 60 Minuten durchziehen."

Die Arbeit fängt zudem in der eigenen Offensive an: "Leipzig spielt eine sehr leidenschaftliche, mannbezogene Abwehr", weiß Hinze. "Sie haben einen sehr breiten Kader, den sie komplett nutzen. Da muss man immer gucken, wer einen da erwartet. In Grundzügen spielen sie eine 6:0-Abwehr, die mal offensiver ist, mal nur auf einer Seite offensiv. Daraus gehen sie ein brutales Tempo, das sie mit einer enormen Leichtigkeit spielen. Unsere Hauptaufgabe wird sein, das zu neutralisieren, und sie über einen eigenen konzentrierten Angriff und ein gutes Rückzugsverhalten so oft wie möglich in den Positionsangriff zu zwingen."

Als Beispiel dafür könnte die zweite Halbzeit bei der 26:29-Niederlage gegen die Füchse Berlin am vergangenen Wochenende dienen. "Die erste Hälfte war nicht gut", erinnert Hinze. "Schön war, um etwas Positives daraus zu ziehen, dass wir es schaffen, ins Spiel zurückzukommen. Dann hatten wir Berlin da, wo wir sie haben wollten." Dass es nicht zu Zählbarem reichte, lag an der dann mangelnden Chancenverwertung, aber der Trainer betont: "Das: ,Wir machen die Dinger nicht rein' ist mir zu einfach. Das war mega ärgerlich und die Enttäuschung riesig, aber es gibt genug Sachen, die wir verbessern können. Dann gehen die Dinger auch wieder rein." Am besten schon Sonntag in Leipzig. Vielleicht gibt es dort die Wende in einer bislang schwierigen Saison.

(ame)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort