Lokalsport Aflitulin verstärkt den BHC sofort

Solingen · Der russische Mittelmann kann bereits morgen (19 Uhr, Klingenhalle) im Bundesliga-Heimspiel gegen Stuttgart eingreifen.

 Inal Aflitulin ist froh, in Deutschland Handball spielen zu können und will dem BHC direkt helfen.

Inal Aflitulin ist froh, in Deutschland Handball spielen zu können und will dem BHC direkt helfen.

Foto: Georg Amend

Philipp Tychy kommt mit einem breiten Grinsen in den Presseraum des Bergischen HC, der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten hat den Grund seiner Freude im Schlepptau: Inal Aflitulin. Der russische Spielmacher, um dessen Verpflichtung sich der Klub seit rund zwei Wochen bemüht, ist da. Der 27-Jährige lächelt etwas schüchtern, die Augen strahlen aber hell und lassen keinen Zweifel an seiner Vorfreude auf seinen ersten Einsatz in der "stärksten Liga der Welt". Und den wird es wohl bereits am morgigen Samstag geben, denn der 20-fache Nationalspieler ist bereits für die Heimpartie (19 Uhr, Klingenhalle) gegen den TVB Stuttgart spielberechtigt. "Wir haben heute Morgen die Freigabe von der EHF erhalten", sagt Tychy mit Verweis auf die European Handball Federation, bei der der BHC eine Eingabe gemacht hatte, um Aflitulin zu verpflichten.

Denn dieser Transfer, der zunächst ein Engagement bis Saisonende vorsieht, war nicht gerade selbstverständlich. Eigentlich hätte der Spielmacher nicht wechseln dürfen und so beim rumänischen Meister HC Baia Mare bleiben müssen, den nach Darstellung von BHC-Beirat Jörg Föste aber "arge Finanzprobleme" plagen, weshalb Aflitulin seit zwei Monaten kein Gehalt bekommen habe. Dass die Bergischen ihn nun doch holen konnten, verdanken sie wohl ihrer Eingabe bei der EHF, die sie mit der Begründung gemacht hatten, dass der Russe kein Visum für Rumänien und damit kein gültiges Arbeitspapier habe.

Gestern äußerte sich Tychy nicht näher zu den Begleitumständen von Aflitulins Transfer. Ein Visum für Deutschland habe er aber: "Alle Voraussetzungen sind erfüllt, alles Erforderliche ist vorhanden. Ich bin sehr froh, dass Inal jetzt bei uns ist." Das ist er indes bereits seit Dienstag, was einiges darüber aussagt, wie zuversichtlich der BHC war, die Freigabe für den Spieler, der mit Baia Mare unlängst noch in die Champions League aktiv war, zu erhalten. Sein neuer Mitspieler Arnor Gunnarsson berichtet: "Er hatte gar nicht geschlafen, als er hier angekommen ist. Aber man hat im Training sofort gesehen, dass er eine große Handball-Intelligenz hat. Ich denke, er kann uns direkt helfen. Wir werden Samstag sehen, was er kann." Aflitulin beschreibt in etwas stockendem Englisch so: "Ich bin mit dem Bus von Baia Mare bis zum Flughafen gefahren und dann direkt nach Köln geflogen." BHC-Trainer Sebastian Hinze konkretisiert: "Das waren 150 Kilometer Busfahrt bis zum Flughafen. Da hat es noch ein, zwei Stunden gedauert, bis er ausreisen durfte. Er kam dann morgens hier an, da gab es auch wieder Papierkram, dann hat er kurz sein Zimmer bezogen und ist zum Training gekommen. Wir haben die Zeit genutzt, ihn zu integrieren. Das wird dauern, aber ich bin sicher, dass er uns direkt helfen kann. Er fühlt sich wohl und war auch schon in Wuppertal alleine shoppen."

Mit der Verständigung klappt es bei Aflitulin so weit gut: "Wir reden in Englisch", berichtet der Russe. "Ich verstehe alles. Was mir schwer fällt, ist das Reden." "Die Handballsprache beherrscht er aber sehr gut", wirft Hinze ein. Und darauf kommt es schließlich in erster Linie an. Der Trainer lobt den 1,82 Meter großen Regisseur: "Er hat eine gute Spielübersicht, wenn man so will: die russische Schule. Mit Ball den Vorteil holen, ein gutes Auge für den Nebenmann und den Kreis haben. Er ist sehr, sehr ballsicher und technisch gut. So haben wir die Chance, Ali mal eine Pause zu geben." Gemeint ist Alexander Oelze, der nach der erneuten Verletzung von Viktor Szilágyi derzeit der einzige etatmäßige Mittelmann des BHC ist.

Aflitulin hatte nur wenige Einheiten mit seinem neuen Team. "Das waren auch erschwerte Bedingungen, weil Kristian Nippes und Max Weiß gefehlt haben", berichtet Hinze mit Verweis auf die mit Prellungen angeschlagenen Akteure. "Wir haben den Schwerpunkt auf Grundbewegungen gelegt, damit er weiß, wovon wir reden." Aflitulin findet: "Das ist ein sehr gutes, schnelles Team, und ich mag die Taktik. Ich hoffe, ich kann helfen. Ich danke dem Klub und dem Team, dass sie Geduld mit meiner Situation hatten. Ich hoffe, wir gewinnen Samstag." Mit dieser Hoffnung ist Inal Aflitulin sicherlich nicht alleine.

(ame)
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