Solingen SpinaTheater belebt leerstehende Läden im Bachtor-Center

Solingen · Die Besucher sind zunächst irritiert. Sie sind ins Bachtor-Center in die Innenstadt gekommen, um eine Performance des SpinaTheaters zu erleben. Nun wissen sie nicht, was passieren wird. Dann entdeckt jemand ein Schaufenster, hinter welchem ein Film mittels Beamer an die Wand geworfen wird. Schnell hat sich eine Menschentraube vor dem Ladenlokal versammelt. Schließlich löst Christoph Stec, der gemeinsam mit Jan-M. Schmitz die Leitung hat, das Rätsel auf. In vier leerstehenden Ladenlokalen hatte das SpinaTheater Installationen aufgebaut und spielte Live-Performances.

Drei der Lokale konnten von den Besuchern betreten und mit allen Sinnen erlebt werden. "Betrachten Sie es einfach wie ein Museum", lädt Christoph Stec die Besucher ein und lässt sie dann mit ihren Beobachtungen und Gedanken wieder allein.

"Fehlfunktion" heißt dieses Projekt des jungen Ensembles, das die Leerstände im Bachtor-Center für drei Tage neu belebt. "Wir haben etwas gesucht und dachten erst an einen Industriebau", erzählt Christoph Stec. Die Stadtentwicklung vermittelte mit den Besitzern leerstehender Ladenlokale im Bachtor-Center. Und welcher Raum könnte passender zum Thema sein? "Dieses Umziehen von einem Einkaufszentrum zum nächsten ist ja auch eine Fehlfunktion", meint Stec.

Wie immer entwickelten die Jugendlichen die Szenen selbst. "Dieses Mal noch mehr als sonst", erklärt Christoph Stec. Gruppen taten sich zusammen, um Klang- oder Videokollagen zusammenzustellen, schauspielerische Szenen zu entwickeln, Installationen zu gestalten. Das Thema selbst wurde inspiriert durch den Spruch eines Ensemblemitglieds "Das Leben ist irgendwie wie eine Fehlfunktion". "Nichts funktioniert und trotzdem funktioniert alles", sagt Stec.

Nicht nur mit dem Untertitel "Bin ich der Fehler im System oder ist das System der Fehler?" wirft das SpinaTheater Fragen auf. Bei der Betrachtung der endlos laufenden Videoclips von Pannen und Pleiten, die teilweise schockierend sind, fragt sich der Betrachter, ob nun die scheiternden Figuren die Fehlfunktion haben oder derjenige, der solche Clips ins Internet stellt oder gar der Betrachter selbst, der einfach nicht mehr wegschauen kann?

In einem finsteren Raum gerät man gleichsam in die Fehlfunktion des eigenen Körpers hinein, während im dritten Lokal eine Schauspielerin im Schutzoverall auf Werbesendungen im Fernsehen reagiert - natürlich ebenfalls "fehlerhaft". Eine Holzinstallation stützt eine fehlerhafte Mauer. Durch ein Schaufenster sehen die Besucher zwei Tänzerinnen, die sich zunächst synchron mit einer Aufnahme bewegen, dann jedoch ausbrechen und alles durcheinanderwirbeln. Manchmal kann eine Fehlfunktion eben auch befreien.

"Fehlfunktion" heute um 19.30 Uhr im Bachtor-Center. Eintritt frei.

(sue)
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