Die Kunden blieben zuletzt aus Schneidwarenkontor im Bahnhof schließt

Solingen · Die Konkurrenz im Internet und durch die Firmen-Werksverkäufe war zu groß. Nach elf Jahren ist das Designkontor im alten Hauptbahnhof Geschichte. Wie es weitergeht, ist unklar. Ein zentraler Werksverkauf erscheint nicht realisierbar.

Eine einzige Glasvitrine befand sich in der vergangenen Woche noch in dem Geschäftsraum direkt hinter der Schalterhalle des alten Hauptbahnhofs. Und irgendwie entbehrte dieses Bild nicht einer gewissen Symbolkraft. Denn in den zurückliegenden Monaten stand auch Miroslaw Gustke immer häufiger allein in seinem Laden. Rund elf Jahre lang hat der Solinger an einem der markantesten Plätze der Klingenstadt Schneidwaren verkauft, die allesamt aus Solinger Produktion stammen. Doch damit ist inzwischen Schluss.

Weil die zahlende Kundschaft zuletzt zunehmend ausgeblieben ist, hat der Geschäftsmann nun die sprichwörtliche Notbremse gezogen und sein Schneidwaren- und Designkontor im ehemaligen Bahnhof endgütig geschlossen. "Es blieb mir leider keine andere Wahl mehr", begründete Miroslaw Gustke in dieser Woche auf Anfrage unserer Redaktion seine Entscheidung, sich aus dem alten Hauptbahnhof zurückzuziehen.

Dabei sind Schneidwaren aller Art aus Solinger Produktion nach wie vor gefragte Güter. So reisen beispielsweise Kunden aus ganz Deutschland, aber auch aus dem benachbarten Ausland regelmäßig in Bussen in die Klingenstadt, um sich einzudecken. Und besonders beliebt sind in diesem Zusammenhang die zahlreichen Werksverkäufe der einzelnen Schneidwaren-Hersteller.

Doch genau dies machte Miroslaw Gustke und seinem Schneidwaren- und Designkontor zuletzt das Leben zunehmend schwer. Denn im Lauf der Zeit steuerten die potenziellen Käufer immer häufiger direkt die Firmen an, anstatt im alten Hauptbahnhof vorbeizuschauen. Was wiederum zur Folge hatte, dass die Umsätze im Kontor spürbar nach unten gingen.

Darüber hinaus kommt erschwerend hinzu, dass auch die Konkurrenz im Internet immer stärker wird. "Viele Leute haben sich bei mir beraten lassen, nur um am Ende online zu kaufen", erinnerte sich Gustke nun noch einmal an zahlreiche Kundenkontakte im alten Hauptbahnhof, die letztendlich allesamt ohne einen Verkaufsabschluss blieben.

Darum wird Miroslaw Gustke fortan nur noch einige ausgesuchte Waren in den ehemaligen Informations- beziehungsweise Kartenhäuschen vor der Schalterhalle ausstellen. "Bei Bedarf werde ich weiter vor Ort sein. Aber feste Zeiten wie früher im Ladenlokal wird es nicht mehr geben", sagte der Geschäftsmann, der im Internet selbst einen weiterbestehenden Onlineshop betreibt.

Der Traum Gustkes, etwa auf der Fußgängerbrücke des alten Hauptbahnhofs einen zentralen Werksverkauf aufzuziehen, bei dem alle namhaften Solinger Hersteller vertreten sind, ließ sich jedenfalls nicht realisieren. Und auch bei Stadt erachtet man die Chancen hierfür eher gering. Der Auszug des Schneidwaren- und Designkontors aus dem ehemaligen Bahnhofsgebäude wird im Rathaus bedauert.

"Das ist sehr schade", sagte jetzt eine Sprecherin der Stadt, die überdies betonte, eine Entscheidung, wie der nun leerstehende Teil des einstigen Hauptbahnhofs genutzt werden könne, sei einstweilen nicht getroffen worden. "Das ist noch unklar", hieß es dazu aus der Stadtverwaltung, die den Schritt Gustkes gleichwohl nachvollziehen kann. Ohne die nötigen Umsätze mache ein Geschäft keinen Sinn.

(or)
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