Solingen Sogar der Broadway ließ grüßen

Solingen · Beim Sommerkonzert ging Chorleiter-Urgestein Willi Winkler mit der Chorvereinigung Solingen-Ohligs 1860 auf eine weite musikalische Reise.

Melodien verbinden Menschen, sorgen für Lebensfreude und volle Säle. Und das auch zwei Stunden vor einem EM-Deutschlandspiel. "Schlechte Laune werden wir nicht verbreiten", versprach Chordirektor FDB Willi Winkler seinen Gästen in der Evangelischen Stadtkirche Ohligs - und er sollte recht behalten. 80 Minuten lang dirigierte Solingens Chorleiter-Urgestein die Chorvereinigung Solingen Ohligs 1860 sicher durch die Wunderwelt bekannter Melodien. Die rund 70 liedbegeisterten Damen und Herren waren in Bestform, sangen sauber, klar und hell. Für hochwertige Klavierbegleitung am E-Piano sorgte Ursula Drießen. Und Birgit Rohdes Kinderchor zeigte, was schon die Jüngsten drauf haben - und wieviel Spaß man auf der Bühne haben kann.

Es war ein runder, stimmungsvoller Nachmittag, proppevoll gefüllt mit über 20 Evergreens, "die", so Winkler, "heute viel zu selten gespielt werden." So war dann Friedrichs Zimmers "Ein Lied geht um die Welt" der ideale Einstieg für diese musikalische Reise, gefolgt von einem Zauber-der-Erinnerungs-Potpourri, das die schönsten Stücke miteinander verband - vom beschwingten "Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehn" über Robert Stolz´ "Salome", präsentiert mit perfektem Backingchor und gut ausdifferenzierter Stimmführung, bis hin zum kraftvollen "Heut ist der schönste Tag in meinem Leben". Wunderschön klar, getragen von sanfter Melancholie, sang der Frauenchor dann das berühmte "Memory" aus Lloyd-Webbers "Cats", und das war dann der perfekte Einstieg für drei herrliche Nummern aus Bernsteins "My Fair Lady." Der Chor sang sie technisch sicher und mit so viel Eleganz, Frische und Herzblut, dass man sich dem Charme dieser Musik kaum entziehen konnte. Und als er dann das wirkungsvoll arrangierte "In der Straße wohnst du" mit seinen eleganten Backings und sauberen Stimmwechseln anstimmte, war dann endgültig klar, dass ein Chor, der mit Temperament deutsches Liedgut, Oper und Operette gibt, auch problemlos und unfallfrei am Broadway ankommen kann.

Und wer das erreichen will, sollte früh beginnen. Wie Birgit Rohdes aus vier- bis sechsjährigen Dötzen bestehender Kinderchor, der zwei tolle Intermezzi mit insgesamt sechs Liedern lieferte. Souverän wie die Großen standen die kleinen Leute auf der Bühne, besangen, von ihrer Leiterin am Klavier sicher geführt, den Gummi-Gummi-Gummibär, intonierten das Lied vom roten Luftballon, ließen Elefanten durch den Urwald trampeln und brachten mit "Wir sind alle Gottes Kinder" ein sakrales Kinderlied zu Gehör. Sie hatten einen Riesenspaß, genossen den tollen Applaus.

Mit drei weiteren Liedern steuerten die Großen dann auf den musikalischen Höhepunkt zu. Der "Andalusische Traum", Strauss´ Donauwalzer und der Dauerbrenner "Ein schöner Traum ist die Musik", allesamt sauber, dynamisch differenziert, klangvoll und elegant gesungen, brachten uns zum Schwelgen. Und bei vier abschließenden Volksliedern war dann Mitsingen angesagt. So fand dieser schöne Nachmittag sein rundes Finale - und jeder, der wollte, noch rechtzeitig seinen Platz vor dem Fußball-TV. Singen ist für alle da, das war die Essenz des Ganzen. Aber das haben wir ja schon immer gewusst.

(sto)
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