Solingen Siebenwöchige Aktion gegen den Leerstand

"Über leerstehende Ladenlokale kann man dauernd moppern - man kann aber auch etwas dagegen tun", sagte am Samstagabend Manfred Hahn. "Wald hat einfallsreiche Aktivitäten verdient". Der umtriebige Walder Weinhändler setzt sich stark für seinen Stadtteil ein. Vor zwei Jahren rief er das erfolgreiche Bürgerfest im Walder Stadtpark ins Leben. Für sieben Wochen funktioniert er jetzt das freie Ladenlokal an der Friedrich-Ebert-Straße 126 zum Schauplatz der sieben Todsünden der römisch-katholischen Kirche um. Auftakt war eine Performance zur Sünde der "Trägheit".

 Rund 30 Besucher verfolgten auf dem Bürgersteig die Premiere der Live-Performance "7 Todsünden".

Rund 30 Besucher verfolgten auf dem Bürgersteig die Premiere der Live-Performance "7 Todsünden".

Foto: MAK

Die "Sieben Todsünden" sind ein ständiges Thema für Künstler. Regisseure haben sie verfilmt, Pieter Bruegel und Hieronymus Bosch haben die biblischen Frevel gemalt, Kurt Weill hat sie für ein Ballett komponiert - und Saskia Clemens hat die Todsünden fotografisch verarbeitet. "Bei meiner Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch in Form der 'Sieben Todsünden' verdeutlicht sich mir der ständige Kreislauf der Wahrheiten und Unwahrheiten, in dem sich die Gesellschaft in jeder Epoche befindet", erzählte die Fotografin bei der etwas holprigen Vorbereitung der ersten Performance, bei der auch die Schauspielerinnen Anke Lanak und Tatjana Salazar sowie der Musiker Martin Gerke mitwirkten.

Manfred Hahn hatte eine Aufführung der "Sieben Todsünden" gesehen und daraufhin das Ensemble nach Wald eingeladen. Die Premiere verfolgten etwa 30 Besucher. Heutzutage geht nichts mehr ohne Smartphone, in schnellem Kostümwechsel agierten die drei Damen schick im Schaufenster; die Hauptrolle spielte aber immer wieder das Telefon. Die Verabredungen zum Date wurden meist über Twitter oder Facebook übermittelt - wenn schon ein Gedankenaustausch stattfindet, dann nur noch per elektronischen Nachrichten. Das ist eben die heutige unpersönliche und alltägliche Form der Trägheit.

Saskia Clemens hat jede Todsünde individuell und einfallsreich fotografisch gestaltet. Es sind echte Fotografien, die aber künstlerisch bearbeitet wurden. Als Vorgeschmack auf die Performance am kommenden Samstag stand bereits die Arbeit über den Zorn, lateinisch "Ira" auf einer Staffelei.

An den kommenden sechs Samstagen verkörpert das unentgeltlich auftretende Ensemble mit einer etwa 20 Minuten langen Performance eine der Todsünden, die Reihenfolge bleibt noch geheim. Beginn ist immer um 17 Uhr.

(wgü)
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