Kooperationsserie Hören Im Alter Schwerhörigkeit bleibt oft jahrelang unerkannt

Solingen · Vor allem im Alter ab 50 Jahren setzt bei vielen Menschen eine schleichende Minderung des Hörvermögens ein.

 Birgit Wasserfuhr-Fischer beobachtet, dass nicht nur Senioren zum Hörtest kommen, um womöglich ein Hörgerät zu nutzen.

Birgit Wasserfuhr-Fischer beobachtet, dass nicht nur Senioren zum Hörtest kommen, um womöglich ein Hörgerät zu nutzen.

Foto: Köhlen

Manchmal ist es der Fernseher, den der Betroffene nach und nach immer lauter stellt, um alle Stimmen gut zu verstehen, und manchmal das kleine Enkelkind, dessen Laute der Großvater oder die Großmutter nicht mehr richtig hört: "Es gibt bestimmte Schlüsselerlebnisse, die verdeutlichen, dass sich das Hörvermögen verschlechtert", erklärt Julia Spanier, Hörgeräteakustikermeisterin bei Hörgeräte Wasserfuhr an der Hauptstraße. Bis zur Erkenntnis der Schwerhörigkeit vergingen im Mittel etwa sieben Jahre.

 Hörgeräte sind zwar gewöhnungsbedürftig - aber dann klappt es mit dem Verstehen auch wieder in größeren oder hallenden Räumen.

Hörgeräte sind zwar gewöhnungsbedürftig - aber dann klappt es mit dem Verstehen auch wieder in größeren oder hallenden Räumen.

Foto: Kai Remmers (dpa)

Schätzungen zufolge sind etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland schwerhörig, mit einem deutlichen Anstieg in den höheren Altersgruppen: Bei den über 70-Jährigen war laut einer Untersuchung der Universität Witten / Herdecke um die Jahrtausendwende jeder Zweite von dem Leiden betroffen. Das ist in erster Linie eine Verschleißerscheinung, die aber auch durch Umwelteinflüsse wie dauerhaften starken Lärm, bestimmte Medikamente oder auch Gefäßerkrankungen begünstigt wird. Oft tun sich die Betroffenen schwer, in lauter Umgebung einer einzelnen Stimme zu folgen.

Ist das Problem erkannt, führt der Weg zunächst zum Ohrenarzt, bevor gegebenenfalls ein Hörgeräteakustiker am Zug ist. Trotz des Bedarfs scheuen allerdings viele Patienten diesen Schritt - zumal sie sich nach jahrelanger schleichender Schwerhörigkeit erst an das neue Hörgefühl gewöhnen müssen. Schulungen helfen den Trägern eines Hörgerätes zum Beispiel dabei, mehrere Geräuscheinflüsse zu trennen. "Mann kann das trainieren, in dem man etwa Radio und Fernseher gleichzeitig laufenlässt und versucht, sich auf eins zu konzentrieren", erklärt Julia Spanier.

Den Ruf, ständig unangenehme Pfeifgeräusche zu produzieren, trügen Hörgeräte wegen des technischen Fortschritts inzwischen zu Unrecht: "Dank der heutigen Rückkopplungsmanager bekommt man das besser in den Griff", sagt Spanier. Zudem gebe es kein Hörgerät mehr, dass nur ein Mikro habe. Der Hörgeräteakustiker sorgt für die Maßanfertigung des Ohrstücks. Damit ist es jedoch nicht getan: "Wir kümmern uns auch um die Reinigung", erklärt Spanier. Zudem muss das Gerät unter Umständen nachjustiert werden, wenn das Hörvermögen weiter nachlässt. Denn aufhalten kann auch die Technik diese Entwicklung nicht: "Aber man merkt eher, wenn sich etwas verschlechtert", sagt Spanier.

Ein weiterer Umstand, der manche Kunden davon abhält, die notwendige Unterstützung beim Hören in Anspruch zu nehmen, sind die Kosten: Zwar haben die gesetzlichen Krankenkassen den Festbetrag für Hörgeräte inzwischen deutlich erhöht, die Zuzahlung pro Ohr variiert aber je nach Modell zwischen zehn und 3500 Euro. Zudem gibt es regionale Unterschiede. Insgesamt jedoch, sagt Firmeninhaberin Birgit Wasserfuhr-Fischer, sei das Bewusstsein für den Nutzen des Hörgeräts größer geworden - und das macht sich auch in den Altersgruppen bemerkbar: "Vor zehn Jahren kamen viele Kunden erst im Alter von 80 oder 85 Jahren, mittlerweile sind viele Jüngere darunter." Schließlich ist gutes Hören auch ein wesentlicher Faktor, am sozialen Leben teilhaben zu können - und, um sich über die ersten Laute der Enkelkinder richtig freuen zu können.

In einer dreiteiligen Serie widmet sich unsere Redaktion in Kooperation mit Hörgeräte Wasserfuhr dem Thema "Hören".

(ied)
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