Solingen Schulhof-Handball statt Unterricht

Solingen · Die Streethandballtour machte gestern Halt an der Grundschule Weyer. Die Kinder der ohnehin sportbegeisterten Schule nahmen das Angebot gerne an und freuten sich über einen Stargast: Christian Hoße vom Bergischen HC.

Umgarnt von Kindern steht Christian Hoße auf dem Pausenhof der Grundschule Weyer und schreibt fleißig Autogramme. "Es kommt mir vor, als hätte die Schule 5000 Kinder", sagt der Profihandballer des Bergischen HC. Er unterschreibt auf Arme, T-Shirts, Karten, Magazine. "Die Jacke besser nicht", meint der 26-Jährige mit Rücksicht auf die Eltern. Anlass seines Besuchs ist aber eigentlich keine Autogrammstunde, sondern die Streethandballtour, die bei der Schule gastiert.

"Das hätte mir früher auch gut gefallen, den Unterricht zu unterbrechen, um Handball zu spielen", gibt Hoße zu. Auf einem kleinen, mit Netzen umspannten Spielfeld geht es für interessierte Dritt- und Viertklässler sowie die Teilnehmer der Handball AG aus der zweiten Klasse zur Sache. "Das macht schon Spaß", sagt Hagen Arn Gruner. "Es ist leicht, Treffer zu erzielen, weil die Torhüter nicht so gut sind, wie die im Verein." Ansonsten findet der Grundschüler Streethandball aber schwerer als die Hallenvariante. "Man kann hier mit dem Ball kaum tippen, so dass wir gezwungen sind, mehr abzuspielen."

Lehrer Thomas Andresen hat sich darum gekümmert, dass die Streethandballtour an der Grundschule vorbeikommt. Die Veranstaltung passt ins Portfolio der Schule, schließlich hat die Grundschule Weyer ohnehin ein sehr großes Sportangebot. "Wir haben eine tägliche Sportstunde", erläutert Andresen. "Normal wären nur drei in der Woche." Ein Unikat in Solingen, auf das alle Verantwortlichen stolz sind. Wenn die Kinder die Schule verlassen, sind etwa 90 Prozent in einem Verein. "Natürlich nicht nur im Handballclub", erläutert Schulleiterin Claudia Bialowons. "Wir bieten auch Fußball, Schwimmen, Badminton, Tennis, Rhönrad, Leichtathletik und im Grunde alle Kernsportarten an." Jetzt gerade liegt der Fokus natürlich auf Handball, bei dem die Schule mit dem Bergischen HC kooperiert. Jugendkoordinator Christoph Rath leitet zwei AGs an der Walder Grundschule und hofft, die größten Talente an die NRW-Sportschule (Friedrich-Albert-Lange-Schule) zu lotsen, mit der der Handball-Bundesligist ebenfalls kooperiert.

"Streethandball ist eine gute Sache", findet Rath. "Kinder spielen Fußball oder Basketball auf dem Schulhof - Handball eigentlich nicht. Dabei wäre ein Erstkontakt besonders wichtig. Der kommt bislang normalerweise nur durch einen Verein." Wer besonders viel Talent hat, findet der Jugendkoordinator auch schnell bei der Variante auf dem Pausenhof heraus. "Das lässt sich recht einfach erkennen." Und wenn einer mal keine Lust auf Handball hat, "freut sich ein Verein einer anderen Sportart".

Die besten Handballer wechseln nach Wunsch des BHC an die FALS. "Weil der Schulbetrieb an den Leistungssport angepasst ist. Zum Beispiel werden keine Arbeiten an Montagen geschrieben, weil am Wochenende der Vereinshandball im Vordergrund steht." Die Streethandballtour unterstützt Christoph Rath gerne. Auch ein paar Preise für die Gewinner werden vom BHC beigesteuert. Dass Christian Hoße zwischen zwei Sommerurlauben dabei ist, verdankt der Jugendkoordinator im Übrigen einem familiären Glücksfall. Der Linksaußen ist schließlich mit seiner Schwester Steffi liiert. "Er war deshalb die erste Nummer, die ich angerufen habe", freut sich Rath.

(trd)
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