Solingen Schüler nehmen OB-Kandidaten in die Mangel

Solingen · Für Wahlkampfparolen und Floskeln ließen die mehr als 200 Zuhörer den Bewerbern für das höchste Amt der Stadt keinen Raum: Zu gut waren die Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs vorbereitet, zu viele Fragen brannten ihnen auf der Seele.

 Über 200 junge Leute stellten den Oberbürgermeister-Kandidaten gestern im Friedrich-List-Berufskolleg Fragen zu ihren Zielen und Ansichten.

Über 200 junge Leute stellten den Oberbürgermeister-Kandidaten gestern im Friedrich-List-Berufskolleg Fragen zu ihren Zielen und Ansichten.

Foto: Köhlen

Von der Flüchtlingspolitik über die Haushaltslage, Freizeit und Kultur bis zur Sanierung von Schulen reichten die Themen, mit denen sich Frank Feller (CDU), Tim Kurzbach (SPD) sowie Hakan Canik, Friedhelm Funk und Wolfgang "Coco" Teuber (alle parteilos) gestern Morgen in der Aula der Schule auseinander setzen mussten - und das in denkbar kurzer Zeit: Für jede Stellungnahme gab Moderator Thorsten Kabitz den OB-Kandidaten eine Minute Zeit.

Und auch wenn die Protagonisten das Klingeln des Weckers am Ende ihrer Redezeit gelegentlich überhörten, arbeiteten sie doch viele Fragen ab - und setzten zu kleinen Nadelstichen an: Feller, der den städtischen Revisionsdienst leitet, sprach über eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie zum Stand der Digitalisierung an Schulen und versprach vor allem deren technische Aufrüstung, zum Beispiel mit Tablets für die Schüler. Daraufhin prangerte Bürokratie- und Parteienkritiker Funk einmal mehr die Geldverschwendung durch Gutachten an und forderte, man solle lieber vor Ort mit den Schulleitern über die Bedarfe sprechen. Kurzbach wiederum warf Feller vor, den Fokus der Debatte zu sehr auf die Technik gelegt zu haben: "Wir sollten erst einmal vergammelte Toiletten oder verschimmelte Unterrichtsräume in Ordnung bringen".

Auch um die Zukunft des Wirtschafts- und Wohnstandorts sorgten sich die Schüler, die am 13. September zum großen Teil erstmals wählen werden. Einer der Fragesteller konfrontierte die Kandidaten mit dem Ruf Solingens, "wirtschaftsfeindlich" zu sein. So habe man zu oft alte Industrieanlagen als Wohngebiete zweckentfremdet, statt sie Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Hakan Canik teilte diese Kritik und bezeichnete die Schaffung des A 3-Anschlusses als Baustein zur Stärkung des Standortes. Auch Funk warf der Stadt vor, Mischgebiete immer wieder Discountern überlassen zu haben.

Frank Feller sprach sich erneut für die Nutzung von Gewerbebrachen und eine gewissenhafte Entwicklung neuer Gewerbegebiete aus: "Wir müssen passgenaue Lösungen finden." Kurzbach lobte die Reaktivierung des alten Rasspe-Geländes und warb darum, Unternehmen, denen Köln und Düsseldorf zu teuer seien, anzulocken. Coco Teuber schließlich appellierte an die Jugend: "Ihr seid unsere Zukunft." Alle Kandidaten zollten den Fragern, die die Wahlprogramme gründlich studiert hatten, viel Lob.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort