Solingen Schüler gestalten Chemieunterricht international

Solingen · Im Chemieraum des Gymnasiums Vogelsang herrscht Hochbetrieb. 16 Schüler der Jahrgangsstufe 9 und gleichviele Schüler der "Internationalen Klasse" sitzen hier nämlich zusammen, um chemische Experimente zu machen und Reaktionsrechnungen auszufüllen.

Eigentlich wurde das Projekt "Schüler unterrichten Schüler" entwickelt, um Grundschulkindern den Chemieunterricht nahe zu bringen und sie neugierig zu machen auf die Elemente. Natürlich wurden die 16 Schüler auch auf dieses Projekt vorbereitet.

"Wir haben während eines Halbjahres die Versuche alle selbst gemacht und vertieft", erzählt Lehrerin Ursula Kratz. Für die Grundschüler ist das auch alles recht einfach, es geht um absolutes Basiswissen. Doch für die Schüler der "Internationalen Klasse", die sich aus Flüchtlingskindern und Migranten aus Nicht-Krisengebieten zusammensetzt, muss ein viel aufwendigerer Stoff erarbeitet werden.

"Wir haben dazu extra Hefte und versuchen, die Lücken aufzuarbeiten", erklärt Schülerin Dana Wübbeling. Das heißt, die Schüler müssen den Stoff wiederholen, den sie selbst bereits gelernt haben, nur eben anders aufbereitet. So geht es um chemische Reaktionen, um Stoffe und Stoffeigenschaften, um Ionen- und Molekülbildung, aber auch um Atombau. "Eine Gruppe führt die Grundschulexperimente durch", sagt Ursula Kratz, denn die Mädchen und Jungen der "Internationalen Klasse" sind mit einem Alter zwischen zwölf und 15 Jahren auch auf unterschiedlichen Wissensständen.

"Seit Februar haben wir diese Internationale Klasse an unserer Schule", sagt Stephan Mertens, Schulleiter des Gymnasiums Vogelsang. Vier Einheiten zu je 67 Minuten wird gerechnet, experimentiert, geforscht und erklärt - und das nicht nur auf Deutsch. "Manche können Deutsch, aber den Großteil erklären wir auf Englisch", berichtet Dana Wübbeling. Experimente mit der Masse von Eisenwolle haben sie bereits gemacht. "Wir befassen uns mit Oxidation und Reduktion", erklärt die Schülerin. So gehen auch Jan Jennes und Paul Farwick mit ihrer Gruppe vor. Den Stoff zu vermitteln - dies ist wegen der Fachbegriffe nicht ganz einfach. "Es sind nicht nur Experimente, es ist auch viel Sprachvermittlung und Stoffwissen weitergeben."

Und das passiert mitunter in einem bunten Sprachengemisch. "Deutsch und Englisch", erzählt Paul Farwick. "Manchmal müssen wir auch auf Arabisch zurückgreifen." Dank Laptop und Internet ist dies kein Hindernis. Trotzdem, "für unsere Schüler", weiß Ursula Kratz, "ist es eine Herausforderung, das zu bewältigen." Für die Schüler der "Internationalen Klasse" dagegen ist das Projekt "Schüler unterrichten Schüler" ein Schritt hin zum besseren Verstehen und damit zur Integration.

(sue)
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