Solingen Razzia gegen Salafisten in den frühen Morgenstunden

Solingen · Knapp sieben Stunden lang durchsuchte die Polizei in Solingen vier Wohnungen von mutmaßlichen "Tauhid Germany"-Mitgliedern.

 An der Konrad-Adenauer-Straße erfolgte 2012 bereits eine Razzia der Polizei.

An der Konrad-Adenauer-Straße erfolgte 2012 bereits eine Razzia der Polizei.

Foto: Mak (Archiv)

Das Gebäude an der Konrad-Adenauer-Straße mit der 2012 geschlossenen "Millatu Ibrahim Moschee" ist erneut Schauplatz einer Razzia gegen Salafisten gewesen. Dem Vernehmen nach wurden in dem mehrstöckigen Wohnhaus, in dem auch der offenbar bei einem Selbstmordanschlag im irakisch-syrischen Grenzgebiet ums Leben gekommene Robert Baum verkehrt hatte, mehrere private Räumlichkeiten durchsucht. Dabei ist offenbar Beweismaterial sichergestellt worden. So wie vor knapp drei Jahren, als an gleicher Stelle schon einmal eine Großrazzia durchgeführt worden war.

Die Vereinigung "Millatu Ibrahim" war bis zu deren Verbot in Solingen ansässig. Seitdem war es in der Klingenstadt ruhig geworden, weil sich die Salafisten-Szene an anderen Orten konzentriert hat. "Tauhid Germany ist nur die Nachfolge-Organisation. Die Personen jedoch sind die gleichen, die meist an gleicher Stelle wohnhaft geblieben sind", erklärt eine Sprecherin des Bundesministeriums des Innern (BMI). "Zwischen beiden Organisationen bestehen enge personelle und ideologische Verflechtungen." So zählte der gestrige Einsatz an der Konrad-Adenauer-Straße erneut zu mehreren Razzien in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung hat im Kampf gegen Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die militant-dschihadistische Vereinigung "Tauhid Germany" verboten.

In den frühen Morgenstunden startete die Polizei ihre Durchsuchungsaktion von 21 Objekten in Nordrhein-Westfalen. Dort, wo sie radikale IS-Einzeltäter vermutet hat. Eines davon war jenes Innenstadt-Gebäude an der Konrad-Adenauer-Straße sowie drei weitere Objekte mit Privat-Wohnungen im Stadtgebiet. Davon befanden sich nach Informationen unserer Redaktion zwei ebenfalls in Mitte. Erst nach knapp sieben Stunden waren die Durchsuchungen in Solingen abgeschlossen, die um 6 Uhr begonnen hatten. Beschlagnahmt wurden unter anderem Video-Material, Kleidung, Handys und Datenträger. Die Beweismittel sollen zur näheren Aufklärung der Strukturen salafistischer Gruppierungen beitragen und Aufschluss darüber geben, ob es sich bei "Tauhid Germany" womöglich um eine Ausreise-Organisation gehandelt hat. Davon allerdings geht das BMI aktuell nicht aus. Festnahmen erfolgten nicht, Waffen wurden in den Wohnungen nicht gefunden.

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"Es war ein reibungsloser Ablauf ohne Widerstände", sagt ein Sprecher der Polizei Dortmund, die die Razzia in Solingen im Auftrag des Bundesministeriums durchgeführt hat. Bei der gestrigen Aktion waren bundesweit knapp 500 Polizisten im Einsatz, darunter viele Spezialkräfte. Alleine in Nordrhein-Westfalen waren es rund 400 Beamte.

(gra)
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