Solingen "Pro NRW": Kirchen sammeln Unterschriften

Solingen · Die Anmeldung einer Kundgebung der rechtspopulistischen Gruppierung "Pro NRW" am 1. Mai zum Thema "NRW ohne Minarette" hat Pfarrer Axel Stein, Vorsitzender des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) Solingen, dazu veranlasst, über Mittel und Wege nachzudenken, wie die Kirchen auf die Angstkampagnen und fremdenfeindliche Propaganda dieser, mit einem demokratischen Mäntelchen getarnten Partei reagieren können.

Und so hat er mit Pfarrer Klaus Riesenbeck, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Solingen, und Stadtdechant Heinz-Manfred Jansen eine Erklärung entwickelt, die nun in allen Kirchen und kirchlichen Einrichtungen ausgelegt wird.

Widerspruch zur Bibel

"Wir bitten alle Christen, die Erklärung zu unterschreiben", so Stein. Denn damit nehmen die Christen klar Stellung für Vielfalt, Respekt und Menschenwürde und gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Die Strategie von "Pro NRW" widerspreche nicht nur den Prinzipien von Demokratie und Menschenwürde, sondern auch den biblischen Grundüberzeugungen, heißt es in der Erklärung. So ist sie auch mit dem treffenden Zitat aus dem 3. Buch Mose, Kap. 19, überschrieben, wo es heißt: "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten".

Bis zum 26. April liegen die Listen zur Unterschrift aus. Dann sollen sie an Oberbürgermeister Norbert Feith übergeben werden. "Damit wollen wir zum einen zeigen, dass wir als Christen dieser Stadt gegen ,Pro NRW' sind", erklärt Pfarrer Stein. "Zum zweiten wollen wir Norbert Feith als erstem Bürger Solingens den Rücken stärken."

Doch bei der Erklärung soll es nicht bleiben. Beim traditionellen ökumenischen Gottesdienst am 1. Mai um 9 Uhr in der Lutherkirche lautet das Motto in diesem Jahr: "Für Vielfalt, Respekt und Menschenwürde." Darüber hinaus haben sich der Evangelische Kirchenkreis Solingen und der ACK Solingen dem Bündnis "Bunt statt Braun" angeschlossen, das sich gegen "Pro NRW" wendet. Die Katholischen Kirchengemeindeverbände beraten derzeit noch über einen Beitritt zu diesem Bündnis.

Andere Meinungen ertragen

"Wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen", so Stein. Die große Frage, wie Integration gelebt werden könne, sei dringend anzugehen. Dabei sei es wichtig, ein Miteinander zu erreichen. Diese Möglichkeit biete ein demokratischer Staat wie Deutschland. Doch Axel Stein weiß auch: "Toleranz ist nicht immer etwas Schönes." Demokratie müsse andere Meinungen und Lebensweisen ertragen. Dabei sieht der Pfarrer in der Erklärung die Chance, "sich auf christlicher Seite noch mal seines eigenen Glaubens bewusst zu werden".

(RP)
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