Solingen Pro Familia unterstützt Petition für kostenfreie Verhütungsmittel

Solingen · Es ist ein drängendes Thema in der Solinger Pro Familia-Beratungsstelle: Regelmäßig, sagen Ärztin Jutta Kuck und Sozialarbeiterin Angela Plücker, haben sie mit Frauen mit geringem Einkommen zu tun, die sich Verhütungsmittel nicht leisten können.

 Jutta Kuck (links) und Angela Plücker erleben bei ihrer Arbeit in der Pro Familia Beratungsstelle oft Frauen, die sich Verhütung nicht leisten können.

Jutta Kuck (links) und Angela Plücker erleben bei ihrer Arbeit in der Pro Familia Beratungsstelle oft Frauen, die sich Verhütung nicht leisten können.

Foto: mak

Mit Frauen, die als Schwangere in die Konfliktberatung kommen und erzählen, dass sie schwanger geworden sind, weil sie die Verhütung nicht bezahlen konnten. Mit Schwangeren, die sich sorgen, wie sie die Pille nach der Geburt finanzieren sollen. Mit Frauen, die das wenige Geld, das sie haben, sparen, um sich das Einsetzen einer Spirale leisten zu können - und bis dahin schlichtweg hoffen, dass alles gut geht, dass sie nicht schwanger werden. Mit Frauen, die sich zu einem Schwangerschaftsabbruch entscheiden, weil sie mangels Verhütung schwanger geworden sind.

"Das ist ein wichtiges Thema, gerade in Solingen mit seiner spezifischen Sozialstruktur, in der viele Menschen von Arbeitslosengeld II leben", sagt Pro Familia-Ärztin Jutta Kuck. Die Solinger Beratungsstelle unterstützt deshalb die Bundestagspetition "Kostenfreie Verhütungsmittel für Menschen mit geringem Einkommen" des Pro Familia Bundesverbands. Ziel ist eine Gesetzesänderung, die alle Menschen mit geringem Einkommen von den Kosten für Verhütungsmitteln entlastet. Noch bis zum 1. April können Unterstützer die Petition online unterzeichnen.

"Es hätte auch für Solingen eine große Bedeutung, wenn ein entsprechendes Gesetz folgen würde und wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Solinger dieses Anliegen unterstützen", sagt Jutta Kuck. "Es geht um eine gerechtere und klarere Variante", ergänzt Angela Plücker. Die Schere zwischen dem, was Frauen und Männer an Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung erhalten, und dem, was sie für Verhütungsmittel ausgeben müssten, klafft weit auseinander: zwischen 4,50 und 22 Euo kostet eine monatliche Pillenpackung, 16 bis 22 Euro ein Verhütungsring, Spiralen und Implantate 300 bis 400 Euro. Mit den 17 Euro als Pauschale für "Gesundheitspflege", die Hartz IV-Empfänger erhalten, und mit der beispielsweise auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente gezahlt werden müssen, und einem Regelsatz von 399 Euro ist das nicht zu finanzieren.

"Bis 2004, bis zur Enführung von Hartz IV, übernahm das Sozialamt die Kosten für ärztlich verordnete Verhütungsmittel", erläutert Sozialarbeiterin Angela Plücker. Verhütung, das komme hinzu, betont Ärztin Jutta Kuck, sei in den vergangenen Jahren wahnsinnig teuer geworden. "17 Euro reichen für eine günstige Pille, nicht aber für die in vielen Fällen angezeigte Dauer-Verhütung." Wie groß der Bedarf an Unterstützung in Solingen ist, zeigt sich unter anderem daran, dass Pro Familia ein Hilfsangebot, das mit Mitteln der Medizinischen Hilfe Solingen Zuschüsse zu Verhütungsmitteln gezahlt hat, aufgrund der zu großen Nachfrage wieder einstellen musste.

"Es gibt jedoch eine Initiative einiger Solinger Ärzte, bei denen sozial bedürftige Frauen Kupferspiralen zum einfachen Gebührensatz und für einen geringen zusätzlichen Betrag erhalten. Aus dem Hilfsfonds der Medizinischen Hilfe Solingen können wir dies bezuschussen. Auf eine Bezuschussung der Pille müssen wir mangels Mitteln jedoch verzichten", so Angela Plücker.

Ein Link zur entsprechenden Petition des Pro Familia Bundesverbandes findet sich im Internet unter: www.profamilia.de

(mxh)
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