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Solingen "Pinas Reise"- ein inspirierender Abend

Solingen · Der Solinger Freundeskreis Pina Bausch präsentierte Musik, Kunst und einen Vortrag im Kunstmuseum.

Pina Bausch erfand das Tanztheater, galt als bedeutendste Choreographin ihrer Zeit. Heute, sechseinhalb Jahre nach ihrem Tod am 30. Juni 2009, ist ihr Werk lebendiger denn je. Wie präsent das künstlerische Erbe der 1940 in Solingen geborenen Pina Bausch noch immer ist, wurde bei der voll besetzten Veranstaltung des Pina-Bausch-Freundeskreises Solingen im Kunstmuseum erneut klar. "Pinas Reise" - das war der Titel des Programms, das sich mit Musik, Vortrag und Kunstinstallation dieser großen Künstlerin näherte.

Es war ein denkwürdiger Abend, der trotz seiner opulenten 180 Minuten keinerlei Längen aufwies, weil sich alle Gäste auf sensible, persönliche Weise mit Pina Bausch befassten. In Regina Advento, die sich in 17 Jahren Zusammenarbeit mit Pina Bausch zur Ikone des Wuppertaler Ensembles entwickelte, lebt die Erinnerung an die Legende besonders in der Musik weiter - und das war in jedem Takt spürbar, als sie mit ihrer Band Lieder aus Bausch-Produktionen vortrug. Soul hat sie, beherrscht das intime Pianissimo ebenso wie das satte crescendo bis hinauf in hohe Lagen, und mit Lars Bügel (Gitarre), Norbert Krämer (Schlagzeug, Vibraphon), Jan Kazda (Bass), Christoph Iacono (Klavier) und Annette Maye (Klarinette, Bassklarinette) standen ihr versierte Mitmusiker zur Seite.

Mit balladesken Stücken wie "Funny Time" aus "Ten Chi", mit "Hain´t it funny" aus "Masurca Fogo", mit einer Latin-Version von Gershwins "The Man I love" und der groovigen "Romance in the dark" (beides aus "Nelken"), mit dem witzigen Barbarasong aus der Dreigroschenoper und zehn weiteren Nummern machte das Sextett klar, wie wichtig die Musik für Pina Bausch war - und welche Bedeutung Vielseitigkeit für sie hatte. Ob jazzig, rockig oder im Revuestil - so wenig sich die Musik stilistisch eingrenzen ließ, so packend war sie und zog den Hörer mit tollem Gesang und inspirierten Improvisationen in ihren Bann.

Auch das gesprochene Wort beeindruckte. Prof. Dr. Tilman Allert, Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M., las aus seinem Manuskript "Pina, das Kneipenkind", das 2017 veröffentlicht werden soll und in dem er sich mit dem Einfluss der Kindheit auf Pina Bauschs Lebensweg befasste. Die Kneipe ihrer Eltern, in der sie sie ständig um sich, aber nie für sich hatte, war als "Sammelstelle für Fremdheit" und "Wundertüte an Geschichten" ein Impulsgeber für ihre Entwicklung, der sie, zusammen mit der Kriegserfahrung und der professionellen Ausbildung, stark prägte - und den Weg ebnete für neue Ausdrucksformen, mit denen sie den Tanz revolutionierte. Improvisation und Collage, so Prof. Allert, hat sie zum "ästhetischen Prinzip" erhoben, die "Bewegung (...) ästhetisch geadelt."

Elemente der Bewegung fanden sich auch in der Installation von Güdny und Wolfram Schneider-Mombaur: Eine tänzerische Holzroller-Formation führte hin zum einer monumental an die Wand projizierten sw-Fotografie: Pinas Geburtshaus am Central.

Die Arbeit ist eine weitere Station des Projekts "Musée sentimental", in dem sich das Künstlerehepaar mit wichtigen Aspekten des Lebenswegs befasst: "Pina Bauschs Aufführungen haben wir schon als Schüler besucht. Wir bewunderten ihre neue Art mit Tanz umzugehen, die Kombination aus Theater und Bewegung."

(sto)
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