Solingen "Pflegel" unterstützt Familien

Solingen · Die Solinger Pflege- und Adoptivelterninitiative "Pflegel" unterstützt Familien, in denen Kinder leben, die nicht bei ihren leiblichen Familien sein können. Im Oktober ist ein großes Circus-Projekt geplant.

 Beim Ohligser Kirchendürpel war auch der Verein "Pflegel" mit einem Stand vertreten.

Beim Ohligser Kirchendürpel war auch der Verein "Pflegel" mit einem Stand vertreten.

Foto: Köhlen

Vorhang auf und Manege frei heißt es am Samstag, 10. Oktober, im Park an der Stadtkirche Wittenbergstraße in Ohligs, wenn im großen Circus-Zelt die Akrobaten des Mitmach-Circus Zappzarap durch die Luft wirbeln, Tücher jongliert werden und Fakire ihre atemberaubenden Tricks zeigen. Der kleine Circus ist dabei ein ganz besonderer: Im Mittelpunkt stehen die mitmachenden Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren, steht ihr Selbstwertgefühl, ihr Selbstbewusstsein. "Es geht darum, Kinder stark zu machen", sagt Heidi Schmeil, Sprecherin der Solinger Pflege- und Adoptivelterninitiative "Pflegel", die das Angebot zusammen mit der Evangelischen Jugend Ohligs organisiert.

Dabei richtet sich das Projekt, für das es noch Plätze gibt, sowohl an Pflege- und Adoptivkinder, als auch an Kinder, die in ihren leiblichen Familien leben. "Der Mangel an Selbstwertgefühl ist ein ganz großes Thema nicht nur bei vielen Pflege- und Adoptivkindern", sagt Heidi Schmeil, so sei vor einigen Jahren auch die Idee zum Circus-Projekt entstanden. "Wenn Kinder aus ihren Herkunftsfamilien heraus genommen werden, dann haben sie oftmals belastende Erfahrungen gemacht. Was sie jedoch meistens nicht erlebt haben, ist eine Stärkung ihres Selbstwertgefühls."

Mit Angeboten wie dem Circus-Projekt oder auch der wöchentlichen Trommelgruppe, in der Kinder ab sechs Jahren mit Fabakary Jobateh alias "Papa Jo" Rhythmus, Gemeinschaftsgefühl und die Balance von Kraft und Stille erfahren, sollen die Kinder gestärkt werden. "Denn Kinder, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind und sie darstellen können, erleben Erfolg und Zuspruch", sagt Heidi Schmeil.

Sie wollten Kinder spüren lassen, wie schön es sein kann in einer Pflege- oder Adoptivfamilie zu leben, umschreibt Schmeil, selbst Mutter zweier leiblicher und eines Pflegekinds, eines der Ziele des Vereins. Zudem will er Familien helfen, die Kinder bei sich aufnehmen, die aus den verschiedensten Gründen ständig oder zeitweise nicht bei ihren Familien leben können.

"Es ist ganz wichtig, den Familien Ansprechpartner zu sein, eine Möglichkeit zum Austausch zu bieten", so Schmeil. Denn viele Themen, viele Probleme seien sich sehr ähnlich. "Es kommt immer darauf an, wie ausgeprägt die Vorschädigung des Kindes ist", sagt Schmeil. Viele Pflege- und Adoptivkinder bräuchten weitergehende Diagnostik und Therapien, litten an Folgen des Drogen- und Alkoholkonsums der leiblichen Mutter, etliche hätten Schulprobleme, aus denen irgendwann Probleme bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz würden. "Und man muss den Blick ganz klar auch auf das heranwachsende Pflegekind richten. Irgendwann kommt die Frage nach dem Woher und nach dem Warum. Das kann sehr schwierig für die Kinder werden", so Schmeil.

Zudem will der Verein darauf aufmerksam machen, dass Pflege-und Adoptivkinder aus genau diesen Gründen die Unterstützung vieler Menschen brauchen.

Um sich und seine Arbeit vorzustellen, war der Verein beispielsweise jüngst beim Ohligser Kirchendürpel und lädt regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück - nächster Termin ist am 28. September, 9.30-12 Uhr, Uhlandstraße 98b - ein. "Diese Angebote richten sich an alle, die sich für das Thema Pflege- oder Adoptivkinder interessieren, an Menschen, die sich selbst vorstellen könnten, ein Kind aufzunehmen und auch an erfahrene Pflegeeltern, die einen Austausch wünschen", so Schmeil.

(mxh)
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