Solingen Pflaster für die Pferde-Fitness

Solingen · Seit fünf Jahren setzt die Osteopathin Denise Koch bei Behandlungen ihrer tierischen Patienten Tapes ein und macht so sie wieder fit

 Die Solingerin Denise Koch behandelt auf Gut Steinkaule in Erkrath den Wallach "Linley". Der Schimmel leidet unter Rückenschmerzen.

Die Solingerin Denise Koch behandelt auf Gut Steinkaule in Erkrath den Wallach "Linley". Der Schimmel leidet unter Rückenschmerzen.

Foto: Anne Orthen

Gelassen steht Linley in der Reithalle von Gut Steinkaule und lässt sich widerstandslos bekleben. Der neun Jahre alte Schimmelwallach kennt die Prozedur, er ist schon länger Patient bei Denise Koch. Die Solingerin steht neben seinen Hinterbeinen auf einem Hocker und klebt sorgfältig schwarze Streifen auf den weißen Pferderücken. Sie möchte Linley jedoch nicht in ein Zebra verwandeln, sondern seinen Motor wieder in Schwung bringen.

Seit einem Unfall hat der Wallach Schwierigkeiten, den Schub aus der deutlich kräftiger bemuskelten Hinterhand über den Rücken nach vorne zu übertragen. "Es ist damals von der Weide weggelaufen, ist im Misthaufen steckengeblieben und musste mit einem Kran geborgen werden", berichtet seine Besitzerin Kristin Ernstberger. Sie hat ihn anschließend mehrfach gegen seine Rückenschmerzen spritzen lassen, jedoch ohne einen dauerhaften Erfolg. "Dann habe ich von der Reha-Therapeutin Susan Mc Dermott erfahren. Sie hat sich Linley in verschiedenen Lebenslagen angesehen und vorgeschlagen, es mit den Kinesio Tapes zu versuchen."

Denise Koch setzt die bunten Riesenpflaster seit fünf Jahren ganz gezielt bei Pferden ein. Die Wirkung der Tapes auf Muskulatur, Faszien und Nervensystem hat die Pferdeosteopathin und Humanphysiotherapeutin zunächst am Menschen erprobt. "Diese Erfahrungen haben mir viel gebracht, weil ich sofort eine Rückmeldung bekommen habe. Die Tiere können nicht sagen, dass sie beispielsweise einen Riesenmuskelkater haben." Irgendwann hat sie die Pflaster einfach mal mit in den Stall genommen und an ihrem eigenen Pferd ausprobiert. "Dabei habe ich gelernt, dass ich noch vorsichtiger vorgehen muss, weil die Tiere viel sensibler sind. Bei Linley habe ich beispielsweise beim letzten Mal den großen Muskel an der Kruppe mit rotem Tape behandelt, und damit lief er gar nicht. Das hat ihm viel zu viel Impuls gegeben. Mit dem schwarzen kommt er dagegen gut zurecht."

Jede Farbe hat eine entsprechende Funktion. "Rot fördert die Durchblutung, Blau wirkt kühlend, Orange ist energetisch und Schwarz enthält alle Farben - das setze ich vor allem stabilisierend ein", erklärt Denise Koch. Sie klebt die bunten Bänder gezielt nach Traumata oder Lahmheiten, bei Rittigkeitsproblemen oder in der Rehabilitation. "Es ist aber nur eine Unterstützung und ersetzt keine Behandlung", betont Denise Koch. Die genaue Diagnose steht bei ihr stets an erster Stelle.

"Erst muss ich genau wissen, wo das Problem ist. Manchmal gibt es auch eine Blockade, die ich besser vorher löse", betont die Expertin. Der Einsatz der Tapes erfordere viel Fachwissen, um keinen Schaden anzurichten. "Deshalb bilde ich mich regelmäßig fort. Gerade war ich bei einer Schulung in Holland, denn es gibt immer neue Erkenntnisse. Seit einem halben Jahr sind beispielsweise breitere Tier-Tapes auf dem Markt, die auf dem Fell besser halten." Obwohl die Wirkung der Bänder wissenschaftlich nicht bewiesen ist, ist Denise Koch von ihrem therapeutischen Effekt überzeugt: "Es tut nicht weh, hat keine Nebenwirkungen - und ich weiß einfach, dass es funktioniert."

Kristin Ernstberger war zunächst skeptisch. "Bis dahin kannte ich das nur für und Menschen und hätte nie gedacht, dass es beim Pferd überhaupt hält. Doch bei Linley bleiben die Tapes fast vier Wochen kleben, und für mich ist eine deutliche Besserung sichtbar. Linley bewegt sich viel besser, ist entspannter und beim Reiten viel motivierter." Das beweist der Schimmel, als Denise Koch das Zebramuster auf seinem Rücken fertiggestellt hat. Locker läuft er in Schritt, Trab und Galopp an der Longe um seine Besitzerin herum durch die Halle. Im Eingangsbereich wartet bereits der nächste Patient: Mini-Shetti Peter Pan hat seit einem ungleichen Kampf mit einem Großpferd Knieprobleme.

(RP)
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