Solingen Optimismus im Bergischen überwiegt

Solingen · Laut der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer bewerten neun von zehn Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut beziehungsweise befriedigend. Hohe Arbeitskosten und der Fachkräftemangel bereiten Sorgen.

 Nach der jüngsten Konjunkturumfrage muss IHK-Präsident Thomas Meyer feststellen, dass die Bilanz von Stadt zu Stadt im Bergischen Land unterschiedlich ausfällt.

Nach der jüngsten Konjunkturumfrage muss IHK-Präsident Thomas Meyer feststellen, dass die Bilanz von Stadt zu Stadt im Bergischen Land unterschiedlich ausfällt.

Foto: Jürgen Moll

Die Konjunktur im Städtedreieck Solingen, Remscheid, Wuppertal "läuft weiter auf hohem, guten Niveau. Sie ist sehr stabil", sagte gestern der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Thomas Meyer. Nach der jüngsten Umfrage der IHK unter 364 Unternehmen mit zusammen rund 19.000 Beschäftigten ergibt sich für die Region ein Geschäftslage-Index von 35 Punkten. Der liegt damit um zwei Punkte höher als noch im Herbst vergangenen Jahres. "Der langjährige Aufschwung hat die regionale Wirtschaft in eine Hochkonjunktur geführt", sagte Meyer.

Doch die fällt von Stadt zu Stadt im Bergischen unterschiedlich aus. Im Städteranking ist derzeit das von Industrie geprägte Remscheid mit einem Geschäftslage-Index von 42 Punkten deutlich vorn, gefolgt von Wuppertal (37). Schlusslicht ist Solingen mit lediglich 25 Punkten. Vor allem in der Solinger Industrie waren Umsatzeinbußen von rund elf Prozent im vergangenen Jahr zu beobachten. "Nur mittelprächtig" gehe es einigen Schneidwaren- und Besteckherstellern, so die IHK. Allerdings, erklärte Meyer mit Blick auf das Umsatzminus in Solingen, würden Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten unterjährig nicht in die Statistik aufgenommen.

"Dienstleister und Großhändler schneiden am Besten ab, danach folgen die Kreditwirtschaft, die Industrie und das Verkehrsgewerbe", sagte der IHK-Präsident bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage. Eher unzufrieden sind dagegen die Einzelhändler. "Über 90 Prozent der Befragten in der Region sehen ihre Geschäftslage als gut beziehungsweise befriedigend an", sagte Thomas Meyer. Und gegenüber der Herbstumfrage habe sich die Geschäftslage auch in der Industrie merklich verbessert. Die Erwartungen bei Umsätzen und Erträgen sind überwiegend aufwärts gerichtet. "Die Unternehmen wollen in Gebäude, Maschinen, Anlagen, aber auch in Personal investieren", sagte Thomas Meyer. Immerhin fast jedes vierte Unternehmen will seinen Personalbestand vergrößern. Doch der Fachkräftemangel macht vielen einen Strich durch die Rechnung. Vier von zehn Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als großes wirtschaftliches Risiko für ihre weitere Entwicklung und den Aufschwung. "Wir appellieren seit Jahren - bildet aus", so Meyer. Viele hätten sich hier zwar bemüht, "aber als IHK können wir es den Unternehmen nicht vorschreiben, dass sie ausbilden", ergänzte Thomas Meyer. Auch beim Zukunftsthema Digitalisierung würde sich die Kammer bei den Unternehmen mehr Engagement als bisher wünschen.

Neben dem Fachkräftemangel sehen die Firmen insbesondere in den Arbeitskosten und den politischen Rahmenbedingungen weitere Risiken, die bedrohlich für den Konjunkturverlauf werden könnten. Zum momentanen Streik in der Metall- und Elektrobranche sagt die Industrie- und Handelskammer nichts - als Unternehmer weiß Thomas Meyer aber: "Bei bestimmten Forderungen sollte man nicht überziehen."

Die US-Steuerreform bereitet dem IHK-Präsidenten ebenfalls sorge. Bei Körperschaftssteuersätzen von 21 beziehungsweise 15 Prozent (zuvor 35 Prozent) wird dies zu Investitionen in den USA führen. "In Deutschland sollte deshalb auch über eine Reform der Unternehmensbesteuerung zumindest nachgedacht werden", sagte Meyer, der schon froh wäre, wenn man von der linearen auf die degressive Abschreibung zurückkehren würde.

(RP)
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