Solingen Ohligs ist mehr als nur eine Haltestelle

Solingen · Der Heimatverein feiert 150 Jahre Ohligser Bahnhof. Denn ohne die Station würde es den Stadtteil so nicht geben.

 Großer Andrang am Ohligser Bahnhof in den 1980er Jahren: Zu dieser Zeit wurde auch der heutige Stadtteil nach der Bahnstation benannt.

Großer Andrang am Ohligser Bahnhof in den 1980er Jahren: Zu dieser Zeit wurde auch der heutige Stadtteil nach der Bahnstation benannt.

Foto: Stadtarchiv

Der Ohligser Bahnhof wird 150 Jahre alt und feiert sein Jubiläum am 29. Oktober. Für die Organisatoren, den Verein "Ohligser Jongens", ein besonderer Anlass. Denn ohne den Bahnhof würde es Ohligs eigentlich gar nicht geben.

Joachim Junker ist ein Ohligser Jong - nicht nur weil er der Gründer des Heimatvereins ist. Er ist in Ohligs geboren und aufgewachsen, ein echter Jeck und früher Fußballer bei Union Solingen. Er schwärmt leidenschaftlich von der Ohligser Heide, ihrer Flora und Fauna und dem Heidebad. Und weil er ein echter Ohligser Jong ist, kann Joachim Junker ausführlich erzählen, welche Bedeutung der Bahnhof für seinen Stadtteil hat.

"Denn Ohligs gibt es eigentlich nur wegen des Bahnhofs", sagt Junker und holt aus. Am 25. September 1867 wird der Bahnhof mit der Strecke Haan-Gruiten bis Köln-Deutz eröffnet. Damals liegt die Station mitten in Merscheid. Dennoch bekommt sie den Namen Ohligs-Wald, nach einem Bauernhof ganz in der Nähe.

Durch den ersten Bahnhof in Solingen siedelten sich Industrie und Wirtschaft an, die Gegend wuchs. 1890 entfiel der Namenszusatz Wald, da der Stadtteil einen eigenen Bahnhof bekam. Und irgendwann war Ohligs mehr als nur eine Haltestelle, es war mehr ein eigenes Dorf als nur ein Teil von Merscheid. Also wurde der Ort im Jahr 1891 in Ohligs umbenannt - und der Bahnhof somit Namensgeber des heutigen Stadtteils.

Die Bedeutung des Bahnhofs ist noch heute im Wappen von Ohligs erkennbar: ein Eisenbahnrad mit Flügeln. Es schmückt auch das Logo der Ohligser Jongens, die den Jahrestag ihres Bahnhofs groß feiern wollen - gleichzeitig mit dem Jubiläum der Müngstener Brücke.

Am Sonntag wird sich das Programm auf dem Bahnhofsvorplatz abspielen. Von 12 bis 14 Uhr versteigert die Deutsche Bahn in einer großen Auktion kuriose Fundsachen, deren Abholdatum bereits abgelaufen sind. Das Bundesbahn-Orchester aus Wuppertal tritt von 15 bis 16 Uhr auf.

Der Musiker Armin Küpper wird Saxophon spielend durch den Bahnhof laufen. Für Lok-Liebhaber bauen die Eisenbahnfreunde Solingen eine große 27 Quadratmeter große Modellbahn-Anlage auf. Und auch die Vergangenheit des Bahnhofs wird Thema sein, wenn der Stadtführer Horst Rosenstock aus der Historie erzählt und Bilder zeigt.

Besonderer Blickfang soll das Werk des Street-Art-Künstlers Gregor Wosik werden. Auf 36 Quadratmetern wird er die Müngstener Brücke aus der Vogelperspektive auf den Boden malen. Passanten können sich dann in die Szene des 3D-Kunstwerks stellen und Erinnerungsfotos schießen. Damit das auch bei Regen funktioniert, bereitet der Künstler den Großteil des Bilds in seinem Atelier vor und überträgt es dann von einer Folie auf den Boden. Den Feinschliff wird der Maler vor Ort machen.

Die Bahnstraße am Vorplatz bleibt am Sonntag geöffnet und für Autos befahrbar. Verkehrskadetten sollen die Übergänge absichern.

Zudem hängt seit Mittwochabend eine große Illustration an der gläsernen Fassade des Bahnhofs. Es ist dieselbe Collage, die auch schon das 125. Ohliger Stadtjubiläum vor einem Jahr schmückte. Das Bild zeigt alle wesentlichen Merkmale des Stadtteils - das Rathaus und die Kirche St. Joseph, ein Glas Ohligser Pils und einen Zug, der an diesen Sehenswürdigkeiten mit Schwung vorbeirauscht. So passe die Illustration auch zum Bahnhofsfest, sagt Junker.

Und schon landet der Ohligser Jong mit seinen Gedanken wieder bei der Geschichte des Bahnhofs. Auch in den 1950er Jahren prägte der Bahnhof die Entwicklung der Stadt, erzählt Junker. Italienische Gastarbeiter, vor allem aus Sizilien, wollten nach Solingen, stiegen aber in Ohligs aus. Sie blieben und bildeten ein italienisches Viertel. Auch heute noch, sagt Junker, steigen Bahnreisende oft an der falschen Haltestelle aus. Denn seit 2006 ist die Ohligser Station auch der Hauptbahnhof von Solingen -und nicht die Station in der Stadtmitte.

(veke)
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