Solingen Oberbürgermeister wird zum Busfahrer-Praktikanten

Solingen · Im Rahmen seiner Kennenlern-Tour besuchte Tim Kurzbach gestern die SWS-Verkehrsbetriebe.

 Über den Alltag eines Busfahrers ließ sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach während einer Fahrt im morgendlichen Schüler- und Berufsverkehr von Fahrmeister Martin Friese berichten.

Über den Alltag eines Busfahrers ließ sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach während einer Fahrt im morgendlichen Schüler- und Berufsverkehr von Fahrmeister Martin Friese berichten.

Foto: Radtke, Guido (gra)

Erinnerungen werden bei Tim Kurzbach wach, als der Obus der Linie 682 gegen 7,40 Uhr die Haltestelle Rennpatt anfährt. Während drei Jungen einsteigen und versuchen, noch irgendwie einen Stehplatz im übervollen Stangentaxi zu ergattern, denkt der Oberbürgermeister darüber nach, wie er als Jugendlicher die Strecke selbst jeden Tag gefahren ist. "Ich bin am Bahnhof eingestiegen und zur Albert-Schweitzer-Schule gefahren. Mit zwei Kumpels habe ich fast immer in der letzten Reihe gesessen."

 Jeden dritten Monat muss jeder Bus der SWS-Verkehrsbetriebe für eine Sonderprüfung in die hauseigene Werkstatt.

Jeden dritten Monat muss jeder Bus der SWS-Verkehrsbetriebe für eine Sonderprüfung in die hauseigene Werkstatt.

Foto: Radtke

Gestern in den frühen Morgenstunden durfte Tim Kurzbach im Rahmen seiner "Kennenlern-Tour" durch die Betriebe und Dienste des "Konzerns Solingen" sogar ganz vorne sitzen und sich damit einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllen. Unter der Aufsicht von Fahrmeister Martin Friese drehte der Stadtchef drei Runden auf der Schulungsstrecke der Verkehrsbetriebe auf dem Betriebsgelände an der Weidenstraße. "Es war beeindruckend, die Kraft unter dem Pedal zu spüren", sagte Kurzbach nach der kleinen Tour auf dem von den SWS-Busfahrern scherzhaft bezeichneten "Idiotenhügel".

Der Oberbürgermeister war früh aufgestanden, um sich in der Leitstelle um 5.30 Uhr die Einsatzplanung der Fahrzeuge und des Personals erläutern zu lassen. Zwei Stunden zuvor hatten die ersten Busfahrer ihren Dienst angetreten und waren da schon auf den Solinger Straßen unterwegs. "Es ist eine logistische Meisterleistung, die Fahrten im gesamten Stadtgebiet mit Zielen wie Höhrath, Vohwinkel oder Haan zu koordinieren - insbesondere im morgendlichen Schüler- und Berufsverkehr", sagt Kurzbach.

Zwischen 7 und 8 Uhr ist der Betriebshof wie leer gefegt, weil während der Schulzeit für den Fünf- bis Acht-Minuten-Takt auf den Hauptlinien 88 der 95 Fahrzeuge benötigt werden. Sogar auf den "MAN-Obus 42" aus dem Obus-Museum wird in dieser einen Stunde zurückgegriffen. "So können wir uns die Anschaffung eines weiteren Busses und die Kosten von 200.000 Euro sparen", erklärt Conrad Troullier, Geschäftsführer der SWS-Verkehrsbetriebe. Stattdessen wird ein Zuschuss für die Instandhaltung der Oldtimer gezahlt.

Um ein Gefühl für den Alltag eines Busfahrers zu vermitteln, hat Martin Friese den "Praktikanten" die Vorbereitung eines Obusses für die Fahrt überlassen - inklusive Motor anlassen sowie Türen und Reifen überprüfen. Bei der Ausfahrt vom Betriebshof musste sich Tim Kurzbach sogar Arbeitshandschuhe anziehen, um die Führungsstangen von der Oberleitung zu nehmen. Der Grund: Ein Lastwagen hatte quer gestanden. Nach einem ereignisreichen Tag zieht Tim Kurzbach mit großem Respekt Bilanz: "Es ist ein hoch technisierter Arbeitsplatz, der nicht nur das sichere Fahren eines Busses durch den Stadtverkehr, sondern auch den Service am Kunden beinhaltet."

(gra)
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