Solingen Als der Oberbürgermeister noch Ehrenamtler war

Solingen · Auch wenn es nach dem Wahlergebnis am 13. September zu einer Stichwahl kommen sollte, wird sich in gut vier Wochen abzeichnen, wer in Solingen das Amt des Oberbürgermeisters in Zukunft ausüben wird. Auf jeden Fall wird er als Fachmann auch der Stadtverwaltung vorstehen - das war bis 1997 aber noch ganz anders.

Oberbürgermeister Solingen: Als der Oberbürgermeister noch Ehrenamtler war
Foto: Stadtarchiv

In einer Veranstaltung des Bergischen Geschichtsvereins stellte Stadtarchivar Ralf Rogge jene neun Oberbürgermeister vor, die nach dem Zweiten Weltkrieg ehrenamtlich die Klingenstadt vertraten. Die sehr informative Präsentation im kleinen Saal des Stadtarchivs begann mit dem Jahr 1946, als von der britischen Verwaltung der Sozialdemokrat Josef Brisch eingesetzt wurde. "Die Briten haben damals ihre eigene Verwaltungsform der Doppelspitze eingeführt, der Oberbürgermeister als Repräsentant und der Oberstadtdirektor als Verwaltungsfachmann", erläuterte Rogge. Auf Brisch folgte der Kommunist Albert Müller, und bei den ersten freien Kommunalwahlen ging die CDU als Sieger hervor: Gerhard Hebborn war Solingens Oberbürgermeister von November 1946 bis 1948, dann wurde er von dem Sozialdemokrat Eugen Maurer abgelöst. Er blieb bis 1955 im Amt und während seiner Zeit wurde die erste O-Buslinie Solingens in Betrieb genommen.

Oberbürgermeister Solingen: Als der Oberbürgermeister noch Ehrenamtler war
Foto: Stadtarchiv

Jeder Oberbürgermeister hat seine Spuren hinterlassen. Im Jahr 1964 war Solingens neuer Oberbürgermeister sogar eine bundesweit in allen Medien beachtete Sensation, denn mit dem 33-jährigen Schleifer und Gewerkschaftler Heinz Dunkel verfügte die Klingenstadt damals über Deutschlands jüngsten OB.

"Leider können wir hier nicht auch auf die stellvertretenden Bürgermeister und Oberstadtdirektoren eingehen" sagte Ralf Rogge, dazu plant er einen weiteren Vortrag. Nur eine Frau ist unter den neun Oberbürgermeistern, aber Elisabeth Roock ist nicht zuletzt durch ihre Sozialpolitik noch in guter Erinnerung, in ihre zweijährige Amtszeit fiel auch das Stadtjubiläum. Solingen wurde 1974 600 Jahre alt.

Der letzte ehrenamtliche Oberbürgermeister Solingens (1984 bis 1997) war sogar anwesend. Gerd Kaimer folgte dem Vortrag sehr aufmerksam. In die Amtszeit des heute 89-Jährigen fiel der schreckliche Brandanschlag. "Das war das schlimmste Erlebnis meiner Jahre", betont er immer wieder. Bedingt durch eine Verwaltungsreform war die Zeit der ehrenamtlichen ersten Vertreter der Stadt danach endgültig vorbei. Mit dem Sozialdemokraten Ulrich Uibel trat am 26. Juni 1997 der erste hauptamtliche Oberbürgermeister Solingens sein Amt an. Auch er war am Montagabend ein sehr interessierter Zuhörer.

(wgü)
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