Solingen Neue Familienmodelle bringen oft neue Probleme

Solingen · Streit, Erschöpfung und Erziehungsprobleme belasten viele Familien, die ins Familienhilfezentrum kommen.

 Angelika Spilker-Jacobs hat den Bericht mitverfasst.

Angelika Spilker-Jacobs hat den Bericht mitverfasst.

Foto: mak (Archiv)

Der Alltag in den Familien hat sich verändert. Von "neuen Familienwirklichkeiten" sprechen die Mitarbeiterinnen des evangelischen Familienhilfezentrums des Diakonischen Werkes daher, und sie haben tagtäglich damit zu tun. In dem jetzt vorgelegten Bericht für 2013 und 2014 ist von 384 neuen Fällen die Rede, das können Einzelpersonen, Paare oder ganze Familien sein, wie die Leiterin des Zentrums, Angelika Spilker-Jacobs im Bericht erläutert.

Paare und Familien, die Unterstützung in der Beratungsstelle suchen, leben heute vielfach ein neues Familienmodell, bei dem die Kinder sehr früh außerhalb der Familie betreut werden und beide Elternteile berufstätig sind. In manchen Fällen aus finanziellen Gründen, manchmal aber auch, weil es selbstverständlich geworden ist, dass beide Elternteile gleichermaßen in Beruf und Familie investieren. Oft führt das nach den Erfahrungen der Expertinnen dazu, dass Eltern wie auch Kinder überfordert sind und darunter leiden. Streit, Erschöpfungssymptome und Erziehungsprobleme werden in den Beratungsgesprächen thematisiert.

Ein zunehmendes Problem in den Gesprächen im Familienhilfezentrum sind "hochstrittige Elternpaare" nach dem Ende der Beziehung. "Manche Ex-Partner sind zum Teil Jahre nach der Trennung noch in so in ihrer Verzweiflung und Wut gefangen, dass die Auseinandersetzungen in einem Teufelskreis immer weiter fortgeführt werden", so Angelika Spilker-Jacobs. Lösungen versprächen sich die ehemaligen Partner oft von gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Wunsch, selbst Recht zu bekommen und dem anderen sein Unrecht nachzuweisen. Ausgetragen würden die Auseinandersetzungen oft vermeintlich zum Schutz der Kinder, die dadurch jedoch häufig weiter zerrissen würden in ihrer Loyalität und Liebe zu ihren Eltern. Seit 2013 bietet das Familienhilfezentrum für diese Kinder Gruppen an, wo die Probleme aufgearbeitet werden können. Fast ein Viertel aller Ratsuchenden lebt alleine mit Kindern.

Neben der Arbeit im Familienhilfezentrum erreichte die evangelische Beratungsstelle in den fünf Familienzentren ratsuchende Menschen. Dort wurden neben den Familien auch die dort tätigen Erzieherinnen beraten. In Schulen, Offenen Ganztagen, Kindertageseinrichtungen, Gemeinden und Gruppen unterschiedlicher Art fanden darüber hinaus Fachkräftetagungen, Fortbildungen und Supervisionen statt. Bei mehr als 400 Veranstaltungen wurde eine Vielzahl von Menschen beraten.

Auch das Thema Flüchtlinge hat die Beratungsstelle des Diakonischen Werks erreicht. Vor allem mit der Situation der Kinder haben sich die Experten beschäftigt. Inzwischen gibt es ein extra für die Heime konzipiertes Spielangebot, das zu Beginn dieses Jahrs gestartet werden konnte.

(RP)
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