Fall um pornografische Fotomontagen Naktfotos aus Remscheid - Spur führt nach Solingen

Solingen · Ein Eisverkäufer aus Solingen könnte heimlich Bilder von Remscheider Kundinnen gemacht und später als teilweise pornografische Fotomontagen im Internet verbreitet haben. Die Polizei durchsuchte Objekte, die Ermittlungen laufen.

Der Fall hatte in der zurückliegenden Woche in Remscheid für blankes Entsetzen und Abscheu gesorgt. In sozialen Netzwerken im Internet waren hunderte Fotomontagen aufgetaucht, die teilweise von pornografischem Charakter waren und Frauen sowie Mädchen zeigten, die zuvor offensichtlich heimlich aus einem Eiswagen fotografiert worden waren.

Nun ist der Polizei in dem Verfahren, zu dem zwischenzeitlich über 90 Anzeigen eingegangen sind, allem Anschein nach ein erster Fahndungserfolg geglückt - wobei die Spur nach Solingen führt. Denn wie eine Polizeisprecherin gestern bestätigte, sind am Donnerstag mehrere Objekte in der Klingenstadt durchsucht worden. Der Eiswagen selbst konnte indes nicht mehr aufgefunden werden und dürfte nach bisherigen Erkenntnissen mittlerweile wohl verschrottet worden sein.

Insgesamt standen zunächst drei Männer im Fokus der Ermittlungen, von denen zwei später aber wieder aus dem Kreis der Verdächtigen gestrichen wurden. "Die Befragungen haben ergeben, dass die beiden, darunter ein 59-Jähriger, wohl nichts mit den Taten zu tun haben", sagte die Polizeisprecherin am Freitagnachmittag. Sie betonte ferner, nun komme es darauf an, die weiteren Untersuchungen abzuwarten. Was allerdings bei dem verbliebenen 63 Jahre alten Verdächtigen nicht ganz einfach werden könnte, weil der Mann nämlich schon vor Jahren von Solingen nach Italien gezogen ist.

Tatsächlich soll dieser Eisverkäufer gemeinsam beziehungsweise abwechselnd mit den anderen Männern den besagten Eiswagen genutzt und mit dem Gefährt in der Region unterwegs gewesen sein. Dabei führte der Weg augenscheinlich auch immer mal wieder nach Remscheid, wo die Opfer ohne deren Wissen aus dem Eiswagen heraus fotografiert worden sein dürften.

Aber damit nicht genug. Denn später montierte irgendwer die Bilder der Frauen auf andere Aufnahmen, bei denen es sich partiell um Nackt- oder Pornofotos handeln soll. Und diese Montagen fanden schließlich über das soziale Netzwerk Tumblr, eine Blogging-Plattform für Bilder, Videos sowie Audiodateien, den Weg in die virtuelle Öffentlichkeit.

Als zu Beginn dieser Woche die ersten Betroffenen auf die Aufnahmen im Internet aufmerksam wurden, verbreitete sich die Nachricht in Remscheid in Windeseile. Dutzende Frauen gingen daraufhin zur Polizei, um Anzeige zu erstatten, nannten auch gleich einen möglichen Verdächtigen. Klar war nämlich von Beginn an gewesen, dass die Fotos von einem Eiswagen aus geschossen sein mussten - so dass die zuständigen Polizeibeamten bereits nach kurzer Zeit auf den möglicherweise Verantwortlichen stießen.

Sollten sich die Verdachtsmomente im Zuge der Ermittlungen erhärten, hätten sich der 63-jährige Mann eventuell etlicher Verstöße gegen das sogenannte Kunsturhebergesetz schuldig gemacht. Darin ist zum Beispiel geregelt, dass Fotos von Personen nie ohne deren ausdrückliche Erlaubnis veröffentlicht werden dürfen. Des Weiteren käme aber auch die Verbreitung pornografischer Darstellungen von Minderjährigen als Straftatbestand in Betracht.

Für die Opfer sind die Bilder indes auf jeden Fall ein alptraumhafter Eingriff in ihre Privatsphäre. Viele der Geschädigten kommen aus einer Remscheider Wohngegend. Und dort herrscht nach wie vor eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut.

So schilderte etwa eine 20-Jährige gegenüber unserer Redaktion, sie habe im Netz nicht allein Fotomontagen von sich selbst, sondern überdies von Kindern entdeckt, während eine Nachbarin der jungen Frau die Furcht in dem Viertel auf den Punkt brachte. "Wir haben Angst, dass es noch eine zweite Serie mit Fotos von unseren Jungen gibt", sagte die Remscheiderin.

Die Polizei kann das Entsetzen der Betroffenen gut nachvollziehen. Denn immerhin, so die Polizeisprecherin am Freitag, könne man sich gegen die in Rede stehenden Taten kaum wehren. Wann mit weiteren Ermittlungsergebnissen zu rechnen ist, steht noch nicht fest.

(or)
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