Agenda-Preis 2017 in Solingen verliehen Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Solingen · In Gräfrath wurde am Samstag der Agenda-Preis 2017 verliehen, der nach 18 Jahren inzwischen "volljährig geworden ist".

Bei den Kindergruppen des Solinger Naturschutzbunds war es seit Wochen das Thema Nummer eins: Am Samstagmorgen wartete im Kunstmuseum der mit 500 Euro dotierte Sonderpreis des Oberbürgermeisters auf sie. Die drei Nabu-Gruppen "Kleine Waldforscher", "Flotte Rennschnecken" und "Wilde Füchse" wurden wie die "Wilden Hummeln" und die "Green Ranger" ausgezeichnet. Die zwei werden gemeinsam vom Bergischen Naturschutzverein, der BUND-Kreisgruppe und dem Naturschutzbund betreut.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach freute sich, dass der Meistermann-Saal im Klingenmuseum "bei einer der schönsten Veranstaltungen im Jahresverlauf" gut gefüllt war. Mit der 18. Veranstaltung sei der Agenda-Preis volljährig geworden: "Seit 18 Jahren beweisen wir, dass in der Stadt nicht nur früher alles besser war." Nachhaltigkeit soll verbindlich werden: "Es gibt für niemanden eine Entschuldigung, sitzen zu bleiben und die anderen machen zu lassen."

Zu denen, die es nicht interessiert, wie es anderen und der Umwelt geht, gehörte Sybille Arians noch nie. Seit vergangenem Jahr engagiert sie sich zudem an der Seite von Jürgen Beu als Vorsitzende des jungen Vereins JinoSol, der eng mit dem Förderverein Städtefreundschaft mit Jinotega kooperiert. In Solingens Partnerstadt in Nicaragua wird Kaffee angebaut; reich sind die Kleinbauern aber nicht geworden.

Im Gegenteil: Sie müssen ihre Arbeit zu horrenden Zinsen von fünf Prozent pro Monat vorfinanzieren. JinoSol importiert die Hochland-Bohnen zu einem fairen Preis und lässt sie schonend rösten. "Die Idee gab es schon lange", erläuterte Arians. Die Umsetzung sei aber schwierig gewesen. Inzwischen werden Bohnen und gemahlener Kaffee in zehn Verkaufsstellen angeboten. Der erste "bescheidene" Gewinn floss in einen Gemeinschaftsgarten der Frauen in Jinotega. Arians: "Wir möchten auch erreichen, dass mehr Bauern auf ökologischen Anbau umstellen."

Die 1500 Euro, die mit dem Hauptpreis verbunden sind, können dabei helfen. Der Verein mit rund zehn Mitgliedern sucht aber weitere Unterstützer, auch bei der Vorfinanzierung. Geplant ist beispielsweise eine eigene Trocknungsanlage für die Kaffeebohnen. Man möchte die Städtefreundschaft in neuer Weise mit Leben füllen, hieß es bei der Preisverleihung: "Bisher gab es eine Hand, die gab, und eine, die nahm." Jetzt könnten sich die Menschen auf Augenhöhe begegnen.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Städten in Europa und dem Rest der Welt (speziell in Jinotega) ist auch das Ziel der jungen Frauen und Männer, die sich im Projekt "Junge Expertise für nachhaltige kommunale Entwicklung" engagieren. Es wurde am Samstag mit dem "jungen" Agenda-Preis im Wert von 500 Euro ausgezeichnet. Er wurde erstmals ausgelobt und ist eine Initiative der Wirtschaftsjunioren. "Unser ganzes Wissen hilft nicht viel, wenn man nicht ins Handeln kommt", betonte Kreissprecher Moritz Kalkum die Entscheidung für die jungen Experten. Der persönliche Kontakt auf internationaler Ebene sei wichtiger als die Theorie im Internet.

Dass die "jungen Erwachsenen in Aktion für das Klima" aber natürlich auch in Solingen tätig sind, betonten Jana Firouzkhah, Sophia Merrem und Mercy Racquel Martinez Guillen: Der nächste Workshop findet heute im Mildred-Scheel-Berufskolleg statt. Ein Thema werden auch die Einwegbecher für Coffee to go sein.

Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch Auftritte von Debra C. Burton (Gesang) und Alexander Buzina (Gitarre) mit lateinamerikanischer Musik sowie durch das Flamenco-Projekt von Marion Justinski und Pauline Lüning. Kaffee getrunken - aus Mehrweggeschirr - wurde dann auch: Einige der fast 200 Teilnehmer der Preisverleihung nahmen JinoSol-Bohnen mit nach Hause, während andere sich über Tütchen mit Blumensamen freuten, den die NABU-Kinder liebevoll an selbstgemachten künstlichen Blumen befestigt und im Publikum verteilt hatten - nachdem sie vorher Pantomime mit den Teilnehmern gespielt hatten, die Frühlingsboten erraten mussten.

Die Schmetterlinge und Wildbienen werden sich über die Saatgutmischung freuen. Dass der Samen auch im übertragenen Sinne in Solingen aufgeht, steht für Moderatorin Ariane Bischof außer Frage: Für den Agenda-Preis des Jahres 2017 gab es immerhin 20 Bewerbungen. Ein Jahr zuvor waren es sogar fünf mehr gewesen.

(flm)
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