Solingen Mutter soll Kinder misshandelt haben

Solingen · Zweijähriger erlitt lebensgefährlichen Schädelbruch. Prozess begann gestern.

Alle Bemühungen des Richters und der Staatsanwältin, die Angeklagten zu einer Einlassung zu überreden, blieben vergeblich. So mussten im Prozess um die Misshandlung Schutzbefohlener am Amtsgericht diverse Zeugenaussagen Licht ins Dunkel bringen - und förderten gestern über rund acht Stunden hinweg quälende Details aus dem Leben einer zerrütteten Familie zutage.

Die Zuhörer erfuhren von Handgreiflichkeiten zwischen den Eheleuten, der Spielsucht des Mannes und einer psychischen Störung der Frau. Die 25-Jährige soll zwei ihrer vier Kinder geschlagen und gestoßen haben - so erzählte es zumindest der ältere der beiden Jungen als Fünfjähriger im Kindergarten. Einer Sprachtherapeutin, die sich um das entwicklungsverzögerte Kind kümmerte, waren Blutergüsse und Schwellungen am Kopf aufgefallen. "Mama hat mir wehgetan", soll der Junge ihr daraufhin gesagt haben.

Den lebensgefährlichen Bruch eines Schädelknochens bei seinem damals zwei Jahre alten Bruder habe er ebenfalls auf einen Schlag der Mutter zurückgeführt. Seine Großmutter wiederum wandte sich gegen diese Schilderung. Sie sagte, ihr Enkel, der vermutlich an einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung leidet, bringe öfter beim Toben erlittene Verletzungen mit Gewalttaten in Verbindung. Die Kopfverletzung des Kleinkindes sei bei einem Sturz von seinem Hochstuhl entstanden, schilderte die Mutter der Angeklagten. Der medizinische Sachverständige äußerte jedoch Zweifel an dieser Version: Eine solch schwerwiegende Folge sei bei einem Sturz aus einem Meter Höhe sehr ungewöhnlich. Zudem berichtete der Mediziner von weiteren Verletzungen, die sich durch Fremdeinwirkung erklären ließen, allerdings zeitlich nicht alle mit dem Sturz übereinstimmten. Unklar ist auch, woher ein Ellbogenbruch des fünfjährigen Jungen stammte: In ärztlichen Protokollen dazu ist ein Sturz als Ursache vermerkt. Eine andere Version besagt, dass ein Möbelkarton auf den Arm des Kindes gefallen sei.

Während die Anklage der Mutter die Misshandlungen zur Last legt, wird dem 27-jährigen Ehemann vorgeworfen, nicht gegen die Taten eingeschritten zu sein. Den Eltern wurde bereits das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen. Der Fünfjährige, dem Zeugen ein sehr lebhaftes Wesen und den Hang zur Aggression bescheinigen, war zuletzt in verschiedenen Jugendeinrichtungen und auch bei einer Pflegefamilie untergebracht. Das Verfahren wird fortgesetzt.

(ied)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort