Solingen Musiktherapie hilft Parkinson-Patienten im Alltag

Solingen · Unter dem Motto "Singen und Bewegung" treffen sich an Parkinson Erkrankte. Singen fördert die Muskulatur.

 Beim gemeinsamen Singen kommt es nicht auf den richtigen Ton an, sagen Reinhard Melcher (5. vl) und Birgit van Beuningen (Klavier).

Beim gemeinsamen Singen kommt es nicht auf den richtigen Ton an, sagen Reinhard Melcher (5. vl) und Birgit van Beuningen (Klavier).

Foto: Köhlen

Wer an Parkinson erkrankt ist, hat zunehmend Probleme mit der Muskulatur. "Auch mit der Gesichtsmuskulatur", sagt Reinhard Melcher, Leiter der Parkinson-Gruppe Solingen. Das bedeutet, dass viele Patienten Probleme mit dem Sprechen haben. "Und wenn man nicht sprechen kann, kann man sich nicht spontan äußern und das führt in die Einsamkeit."

Um diesem Leidensweg entgegenzuwirken, hat Reinhard Melcher eine Musiktherapie für Parkinson-Patienten ins Leben gerufen. "Im Januar, Februar hatten wir unseren ersten Kursus", sagt Melcher. Dafür kamen 25 Teilnehmer ins "Zentrum Frieden". "Eine riesen Resonanz", betont Reinhard Melcher.

Unter dem Motto "Singen und Bewegung" führt die Musiktherapeutin Birgit van Beuningen einmal im Monat verschiedene Übungen durch. "Wir sitzen im Kreis und machen erst Übungen für die Gesichtsmuskulatur", erklärt Reinhard Melcher. So wird zunächst die Muskulatur gelockert und geöffnet. Doch das ist erst der Anfang. Danach sucht sich die Gruppe eine Liedstrophe aus, die zuerst laut und langsam gelesen wird. "Im Moment sind es vor allem Frühlingslieder", sagt Melcher lächelnd. Wenn der Text gesprochen wurde, dann wird zusammen gesungen. Ein Klavier ist vor Ort und Birgit van Beuningen bringt zusätzlich noch eine Gitarre mit.

"Es kommt nicht darauf an, richtig zu singen", betont Reinhard Melcher, "es geht darum, laut mitzumachen." Das sei schon die halbe Miete. "Da wir uns alle kennen, schämt sich keiner." Im Gegenteil, es macht vor allen Dingen Spaß. Und das ist Reinhard Melcher am Wichtigsten. Nach dem Singen werden Übungen mit dem gesamten Körper gemacht. "Es gibt viele Übungen, die man im Sitzen machen kann."

Denn viele Parkinson-Patienten haben Gleichgewichtsprobleme und können nicht mehr ohne Hilfe stehen. Deshalb wird im Sitzen getanzt. Denn natürlich geht auch hierbei mit Musik alles leichter. "Es sind rhythmische Übungen mit Beinen und Armen und allem, was an einem Menschen so dran ist", sagt Melcher. Viele der Übungen lassen sich zuhause leicht nachmachen. Und auch das ist Melcher wichtig. Er selbst ist nicht an Parkinson erkrankt. "Aber meine Frau", erklärt er, "und es ist erstaunlich, was solche Übungen am Morgen alles bewirken." Wie bei allem gehört auch hier Überwindung und Disziplin dazu.

Deshalb ist der Spaßfaktor der Musiktherapie auch so wichtig, denn Spaß fördert die Motivation der Teilnehmer. "Ich mache die Übungen auch alle mit", verrät Melcher. Denn er besitzt nur noch ein Stimmband und hat schnell festgestellt: "Das tut mir gut." Deshalb ist die Musiktherapie offen für andere Gruppen. "Wir haben auch ein paar Schlaganfallpatienten dabei." Fünf Euro kostet die Teilnahme. Nähere Informationen gibt es bei Reinhard Melcher unter der Telefonnummer 315655.

(sue)
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