Solingen Musiker würdigen die Demokratie

Solingen · Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit begeistern zwei Jugendorchester.

Spätestens als die erste Geigerin des Solinger Jugendsinfonieorchesters verkündete, das Orchester widme das Konzert ihrem "geliebten Eicki", dem viel zu früh verstorbenen Musikschulleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock, der das Orchester bis zuletzt dirigierte, blieb im bis auf den letzten Platz besetzten Pina-Bausch-Saal kaum ein Auge trocken.

Trotz ihrer Trauer seien sich die rund 70 Musiker schnell einig gewesen, das Konzert stattfinden zu lassen. Schließlich war es die Idee von Ulrich Eick-Kerssenbrock gewesen, die Jugendsinfonieorchester von Solingen und Schwerin an diesem Tag zusammenzubringen - jene beiden Orchester, die seit des Bundesorchesterwettbewerbes im Mai 2016 befreundet sind.

So begann der Festakt mit dem feierlichen "Bachianas Brasilieras" von Heitor Villa-Lobos, mit dem das Schweriner Orchester unter der Leitung von Stefan Kelber auf die Rede des Oberbürgermeisters Tim Kurzbach einstimmte. Kurzbach nahm die erste Zeile der Nationalhymne - Einigkeit und Recht und Freiheit - zur Grundlage, um ein bewegendes Plädoyer für unseren Rechts- und Sozialstaat, "der unsere Rechte und Freiheit sichert und den wir deshalb verteidigen müssen" und für unsere Demokratie, für die jeder einzelne Bürger verantwortlich ist, zu halten.

"Jeder kann etwas in die Einheit, in die Demokratie, in unsere Stadt einbringen", betonte der Oberbürgermeister. Die Freiheit sei eine Freiheit zur Verantwortlichkeit. "Ich kann nicht blind jemandem hinterherlaufen", sagte Kurzbach und brachte die drei Begriffe noch einmal zusammen: "Das Recht gibt der Freiheit eine Grundlage und der Einheit einen Rahmen."

Das Feiern des Tages der Deutschen Einheit sei kein romantischer Akt, sondern die Würdigung unserer Demokratie. "Wir sind alle aktiver Teil der Demokratie." Damit leitete er die Einbürgerung von insgesamt 173 Menschen aus 42 Nationen ein, die sich "entschieden haben, sich zu diesem Land, zu dieser Stadt zu bekennen". Stellvertretend für diese 173 Menschen bat er die Familie Ricchiuti auf die Bühne, wo Maria und Carlo gemeinsam mit ihren Söhnen Mauro und Robin Alfio den feierlichen Eid auf das Grundgesetz ablegten und ihre Urkunde entgegennahmen.

Anschließend ging es mit Gustav Holsts "St. Pauls's Suite" und einem Ungarischen Tanz von Johannes Brahms beschwingt weiter. Dann betrat das Jugendsinfonieorchester Solingen unter der Leitung von Elias Jurgschat die Bühne. Es rührte die Zuschauer nicht nur mit ihrer bewegenden Widmung, sondern auch mit ihrer herausragenden Interpretation von Prokofievs Orchestersuite aus Romeo und Julia, der Pavane von Gabriel Fauré und dem berühmten "Star Trek Through the Years" von Calvin Custer, so dass es nach diesem Auftritt keinen mehr im Theatersessel hielt.

Anschließend vereinten sich die beiden Jugendorchester zu einem gemeinsamen Konzert. Mit dem Singen der Nationalhymne endete der ergreifende Festakt im Pina-Bausch-Saal.

(sue)
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