Solingen Mit Obus und Seilbahn nach Schloss Burg

Solingen · "Bergische Wege", so heißt ein neues Buch des Geschichtsvereins Rösrath. Es zeigt auf über 300 Seiten auf, wie sich das Bergische Land "gestern - heute - morgen" verändert hat.

 Seit dem Jahr 1952 können Besucher von Schloss Burg mit der Seilbahn die Höhenmeter zwischen Unter- und Oberburg schwebend bewältigen.

Seit dem Jahr 1952 können Besucher von Schloss Burg mit der Seilbahn die Höhenmeter zwischen Unter- und Oberburg schwebend bewältigen.

Foto: Radtke

Das Bergische Land ist ein schöner Strich Land. Das ist so plakativ ausgedrückt, wie es wahr ist. Und natürlich weiß das auch jeder Einwohner zwischen Bergisch Gladbach und Wuppertal. Aber wie es so ist: Das Plakative, das Wahre - es wirkt umso besser, wenn es einmal mehr auf den Punkt gebracht wird. Das haben sich auch Michael Kamp, Peter Ruland und Robert Wagner vom Geschichtsverein Rösrath gedacht, die mit "Bergische Wege. Bewegung im Bergischen Land. Gestern - heute - morgen." ein Buch veröffentlicht haben, das genau diese Schönheit des Bergischen Landes auf über 300 Seiten in Wort und Bild eindrucksvoll präsentiert.

Natürlich ist es ein echtes Kompendium, das die drei Herausgeber, hinter denen der Geschichtsverein Rösrath steht, veröffentlicht haben. "Zwei Jahre hat es gedauert, bis das Buch fertig war. 50 Autoren, Historiker, Archäologen, Archivare und nicht zuletzt die Geschichtsvereine, aus der gesamten Region waren beteiligt", sagt Wagner. Geholfen hat da die elektronische Kommunikation: "Ohne E-Mail wäre das Projekt in der Form nicht durchführbar gewesen", sagt Wagner. Den Vorteil haben die interessierten Leser. Einzelne Facetten des Bergischen Landes - und da vor allem die der Stadt Solingen - finden sich selten in solch komprimierter Form wieder.

Autor Ralf Rogge hat sich auf den ihm zur Verfügung stehenden sechs Seiten gleich dreier Solinger Wahrzeichen angenommen: Schloss Burg, der Seilbahn und dem Oberleitungsbus. Überschrieben hat er seinen Beitrag daher folgerichtig mit dem Titel: "Mit Obus und Seilbahn zur Burg der Burgen". Schwerpunkt des Beitrags ist indes das "Obus-Zeitalter", das am 19. Juni 1952 in Solingen begann. Damals nahm auf der ehemaligen S-Bahn-Linie 1 der erste Oberleitungsbus seinen Betrieb auf. Die Straßenbahn von 1896, die zudem im Zweiten Weltkrieg schwer gelitten hatte, war nicht mehr rentabel gewesen.

Und der Obus kam bei den Bürgern bestens an, so dass sukzessive weitere Linien ausgebaut wurden - schließlich auch nach Burg. Die Linie wurde mit der Eröffnungsfahrt am 1. Dezember 1959 in Betrieb genommen, einen Tag später startete dann die durchgehende Verbindung zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Burg. Einzigartig war in Westdeutschland zudem die Drehscheibe. Sie war nötig geworden, weil der Bus dort aus Platzgründen nicht wenden konnte. Heute besitzt Solingen mit 56,6 Kilometern Streckenlänge, 98,7 Kilometern Fahrleitungslänge und einem Fahrzeugbestand von derzeit 50 Gelenkwagen das größte Obus-System Deutschlands.

Die Seilbahn hingegen war bei Einführung der Obusse bereits lange in Betrieb: Im Mai 1952 wurde der Fahrbetrieb eröffnet, und so konnten die Besucher sich den steilen Weg von Unterburg zum alten Grafenschloss seitdem sparen. Ein rentables Geschäft: Bis heute sind rund 15 Millionen Fahrgäste befördert worden, jährlich nutzen etwa 200.000 Menschen das technisch einzigartige Fortbewegungsmittel im Bergischen Land. Zahlreiche, teils historische, Aufnahmen illustrieren Rogges Beitrag auf unterhaltsame und informative Weise. Besonders schön sind ein Werbeplakat aus der Frühzeit der Seilbahn sowie eine historische Aufnahme der letzten von weltweit nur vier Drehscheiben.

Abgerundet wird der sehr gut zu lesende Beitrag von Rogge durch eine Seite mit vielen Informationen über die Klingenstadt. Dort findet der Leser nicht nur einen Kasten über den "Verkehrsbetrieb mit Weltruf", die Stadtwerke Solingen, deren Dienstleistungen jährlich über 24 Millionen Fahrgäste auf 4,5 Millionen Kilometern in Anspruch nehmen. Sondern auch einen Tourentipp, der den Leser vom Parkplatz an der Müngstener Brücke durch das Tal der Wupper nach Schloss Burg mit einem Abstecher über den 2006 eröffneten Brückenpark führt.

"Bergische Wege" ist ein Schmöker - ein Buch, in das sich einzutauchen lohnt, da, abgesehen von Remscheid, durch viele Bilder und Informationen zu den anderen 32 Gemeinden viel über diese zu erfahren ist. Das 300-Seiten-Werk ist ein ideales Weihnachtsgeschenk für Freunde des Bergischen Landes und solche, die es noch werden wollen.

(wow)
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