Schwerpunkt Terrorgefahr Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen

Solingen · Trotz einer erhöhten Terrorgefahr sollen Großveranstaltungen in Solingen weiter wie gewohnt stattfinden. Ausrichter wie der Bergische HC stehen in engem Kontakt zu den Sicherheitsbehörden.

 Die Salafistenszene in Solingen und im Bergischen gilt als gewaltbereit. 2012 schlugen Salafisten bei einer Demo auf Polizisten ein. Auch heute sind viele Radikale noch in der Region aktiv.

Die Salafistenszene in Solingen und im Bergischen gilt als gewaltbereit. 2012 schlugen Salafisten bei einer Demo auf Polizisten ein. Auch heute sind viele Radikale noch in der Region aktiv.

Foto: mak (Archiv)

Knapp eine Woche nach den verheerenden Terroranschlägen von Paris sowie der gestrigen Großrazzia gegen Dschihadisten in der französischen Hauptstadt bleibt auch die hiesige Salafistenszene weiter im Fokus der Ermittler. Nach Informationen unserer Redaktion suchten Sicherheitskräfte im Zuge der Länderspielabsage von Hannover am Dienstagabend Mitglieder der Szene an ihren Wohnorten auf. So sollten Verstrickungen örtlicher Salafisten in Bedrohungsszenarien ausgeschlossen werden.

Konkrete Hinweise auf eine erhöhte Gefährdung - etwa bei Großveranstaltungen in Solingen - gibt es nach Einschätzung der Behörden derzeit aber nicht. Deshalb werden die Sicherheitsvorkehrungen in der Region bis auf Weiteres nicht erhöht. "Wir reagieren, sobald wir Anhaltspunkte haben", sagte gestern eine Sprecherin des auch für Solingen zuständigen Polizeipräsidiums Wuppertal.

Dementsprechend gehen die Verantwortlichen des Handball-Bundesligisten Bergischer HC davon aus, dass das nächste Spiel des Erstligisten am Samstag kommender Woche in der Klingenhalle gegen den TVB Stuttgart wie geplant stattfinden kann. Gleichwohl befinden sich der Verein und die Handball-Bundesliga (HBL) in einem ständigen Kontakt zu den verantwortlichen Sicherheitsbehörden, um gegebenenfalls sofort reagieren zu können. Das bestätigte BHC-Beiratsmitglied Jörg Föste auf Anfrage unserer Redaktion.

So herrschte gestern den ganzen Tag über ein reger Austausch zwischen der HBL und dem Bundesinnenministerium. Dabei wurde die Situation rund um zukünftige Sportveranstaltungen bewertet, wobei die Experten zu dem Ergebnis kamen, dass - zumindest augenblicklich - "keine erhöhte Gefährdungslage besteht", wie Jörg Föste betonte.

Was im Umkehrschluss jedoch nicht bedeutet, dass dies so bleiben muss. "Würde sich die Lageeinschätzung ändern, und wir bekämen Erkenntnisse über eine Gefährdung, könnten wir umgehend reagieren", sagte Föste. So sei es beispielsweise denkbar, Einlasskontrollen mit Leibesvisiten einzuführen, betonte das BHC-Beiratsmitglied, das gleichzeitig hervorhob, Verein und Liga gingen mit dem Thema Sicherheit "sehr sorgfältig um".

Bei normalen Spielen des BHC in der Solinger Klingenhalle beziehungsweise in der Wuppertaler Uni-Halle befinden sich keine Polizisten direkt vor Ort. Dafür sind immer zwischen acht und zwölf Kräfte eines professionellen Sicherheitsdienstes im Einsatz, der seinerseits mit der Polizei Verbindung hält. Und der Klub setzt überdies auf eigene Ordner, die für einen reibungslosen Ablauf an den Spieltagen sorgen sollen.

Unterdessen bewegt eine mögliche Bedrohung durch extremistische Kräfte auch noch andere Entscheidungsträger in der Stadt. So verlangte der Solinger Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Jens Merten, jetzt eine Aufstockung des Personals an Schulen, um Jugendliche vor einem Abrutschen in die radikale Szene zu bewahren. "Wir benötigen mehr Sozialpädagogen - im besten Fall eine Stelle pro Schule", forderte Merten.

Es gelte schon im Vorfeld zu verhindern, "dass sich Menschen radikalisieren", sagte der VBE-Vorsitzende. Er verwies auf positive Erfahrungen, die Solinger Schulen mit Präventionsprogrammen gesammelt hätten. So sei das Netzwerk "Schulen ohne Rassismus - Schulen mit Courage" ein gutes Vorbild, betonte Merten. Die Mitglieder des Netzwerks haben sich unter anderem dazu verpflichtet, Aktivitäten zu entwickeln, mit deren Hilfe Diskriminierungen überwunden werden können.

Darüber hinaus sind nach Ansicht Mertens aber auch professionelle Netzwerke mit Jugendarbeit und Polizei vonnöten. Solingen sei diesbezüglich bereits auf einem guten Weg, urteilte der VBE-Chef, der indes mahnte, in den Bemühungen nicht nachzulassen. Merten: "Wir werden wieder genauer hinsehen müssen, was sich in Klassenzimmern und auf Schulhöfen abspielt".

(or)
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