Solingen Magische Melodien - große Gefühle

Solingen · Die "Himmlische Nacht der Tenöre" begeistert das Publikum in der Stadtkirche.

 Die Tenöre Boris Takov, Georgios Filadefefs und Ivaylo Yovchev begeisterten beim Konzert in der Stadtkirche am Fronhof.

Die Tenöre Boris Takov, Georgios Filadefefs und Ivaylo Yovchev begeisterten beim Konzert in der Stadtkirche am Fronhof.

Foto: Agentur (Archiv)

Sie schmachten und weinen, scherzen und lachen. Musik ist ihr Kaleidoskop der Gefühle. Seit ein Kammerorchester der Plovdiver Symphoniker 2005 die "Himmlische Nacht der Tenöre" aus der Taufe hob, begeistert die bulgarische Version des beliebten, immer neu variierten Opernarientenor-Events ein wachsendes Publikum in ganz Europa. Über einige miese Kritiken sang sich das Team der fünf Sänger, von denen pro Abend drei auf der Bühne stehen, stets souverän hinweg. Nun machten Ivaylo Yovchev, Georgios Filadelfefs und Boris Takov, begleitet von ihrem vierköpfigen Damenstreichquartett, auch in Solingen Station. Und legten in der vollbesetzten Stadtkirche am Fronhof einen virtuosen Abend hin.

Muss es immer Bocelli sein? Nein. Mit den drei smarten Herren, die allesamt gefeierte Stars an Bulgariens Opernbühnen sind, präsentierten sich zwei Stunden lang starke, stimmsichere Tenöre. Die große Gefühle herbeizauberten, mit eigenständigen Stimmfarben hervorragend harmonierten und sich gegenseitig inspirierten.

Boris Takov, der Beste, bestach durch elegantes, sahniges Timbre, Georgios Filadefefs durch inspiriertes humoristisches Format und Ivaylo Yovchev durch energetischen Gesang auch in hohen Lagen. Gemeinsam und solistisch zogen sie alle Register des ernsten wie heiteren Opernfachs und widmeten sich vielen Liedern. Da gab es ein Wiederhören mit herrlichen Melodien. Ob das im Trio gesungene Rigoletto-Schmankerl "Questa o quella", ob Boris Takovs sensitiv phrasierter, zu Tränen rührender Belcanto in Puccinis "Donna non vidi mai", ob die von Ivaylo Yovchev leidenschaftlich intonierte Tosca-Arie "E lucevan le stelle", ob Bachs getragenes Ave Maria oder die sich ins Ohr schmeichelnde Canzone "Torna a Surriento" - das Zuhören machte Spaß.

Der zweite Teil des Konzerts brachte neben Perlen von Rossini und Verdi noch mehr Lieder und italienische Canzonen zu Gehör. Da durfte man schwelgen in Leoncavallos "Mattinata" und sich im russischen Volkslied "Ochi chernye" von Ivaylo Yovchevs butterweichen Phrasierungsbögen sanft davontragen lassen.

Alle Stücke wurden von Zoya Balkandzhieva charmant moderiert und von Theodora Tsvetanska (Bratsche), Milena Ivanova (Violine), Neli Hazan (Cello) und Valentina Vassileva-Filadelfefs (Piano) einfühlsam begleitet. Das Quartett glänzte auch durch starke Instrumentaleinlagen - von Albinonis Adagio über Dvoraks Slawischen Tanz Nr. 2 bis zur schwungvollen Darbietung von Strauss´ Donauwalzer. Dass sich die Pianistin mit einem Digital-Piano begnügte, das trotz ihres akzentuierten Spiels etwas dünn klang, war der einzige Stilbruch des Abends. Zumal ein gestimmtes akustisches Klavier vorhanden war, das arbeitslos an der Seite stand.

Immerhin: Nach einem witzigen "Funiculi, Funicula" zum Mitklatschen und dem schmelzigen Nabucco-Chor hechtete Georgios Filadelfefs während der sehr spritzigen, humorigen "O sole mio"-Zugabe von der Bühne und erlöste das Piano mit einem virtuosen Zwischenspiel von seinem Schweigen. Welch ein schönes, rundes Konzert. Noch im Hinausgehen plauderte man über das Gehörte, und am Ausgang intonierte jemand "O soooole mio..." Alle lachten. Was will man mehr?

(RP)
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